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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Schwiegervater auch gerne wieder zurück nach Hause bringen. Zu Ihnen. Wir setzen ihn auch wieder aufs Klo. Wenn Sie die Heizung im Bad nicht aufdrehen, haben Sie alle Zeit der Welt zu entscheiden, was das Beste für ihn ist. Das ist im Service inbegriffen. Es entstehen Ihnen keine zusätzlichen Kosten.«
    Ich strahlte dabei über das ganze Gesicht. Sommer war von meinem Auftritt so irritiert, dass er mit dem Kopf wackelte und pfeifend Luft ausblies. Das Dreigestirn fasste das wohl als seine Zustimmung für mein Angebot auf. Sie nahmen den teuren Cognac auf ex, dann polterte die Witwe hustend: »Schwiegavatter kommt inne Deutsche Eiche und Schluss!«
    Ich nahm den Cognac wieder mit hinaus. Gong und Siegerehrung nach der zwölften Runde! Die Kerzenhalter-Frage durfte der Kugelfisch jetzt gerne alleine weiter erörtern. Meine kleine Rache sah vor, dass die feine Familie bei der Beerdigung in den Genuss von Orgelmän kommen würde.
    Den hatten sie sich redlich verdient.

08
    Ein, zwei Tage lang schien es so, als sei die Grippewelle langsam auf dem Rückzug. Da hatte ich mich aber getäuscht. Nicht nur, dass sich meine beste Organistin, die Prusseliese Erika Kostnitz, mit Fieber auf unbestimmte Zeit ins Bett verabschiedet hatte – nein, als ich am nächsten Tag ins Büro kam, musste ich Matti den Kaffee nach unten bringen, weil in der Nacht noch zwei Leichen dazugekommen waren, die er noch bis zum Mittag für die Aufbahrung aufrüschen musste.
    »Ist Sommer schon da?«, fragte ich ihn.
    Matti schüttelte den Kopf. Betreten schaute er auf die beiden Leichen, die noch unbearbeitet auf den Kühlhausbahren lagen. Jetzt sah ich auch, was er meinte.
    »Gelbe Flusen, Herr Matti.«
    »Frau Abendroth, ich möchte mit Ihnen sprechen, allein.«
    Matti hatte einen langen, vollständigen Satz gesagt, und er hatte mich direkt angesprochen.
    »Wann immer Sie möchten, Matti«, gab ich zurück. Er machte aber keinen Vorschlag, deshalb half ich etwas nach: »Heute Abend? Mögen Sie spanisches Essen?«
    Er mochte.
    Um halb acht Uhr abends saß ein stocksteifer Matti neben mir im Auto, hielt sich mit der Rechten krampfhaft am Armaturenbrett fest und starrte auf die Straße. Ich fuhr direkt auf den Bürgersteig vor dem Café Madrid und zog den Zündschlüssel.
    »Wir sind da«, musste ich ihm zweimal sagen, bis er endlich bereit war, seine dürren Knochen aus meinem Auto zu pellen. Hatte ich das falsche Lokal ausgesucht? Als er sich endlich in Bewegung gesetzt hatte, schritt er forsch aus und eroberte ohne viel Gewese einen Tisch für uns zwei, direkt am Fenster. Kai-Uwe schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an, so nach dem Motto: Wen um Himmels Willen schleppst du denn da an? Ich machte hinter Mattis Rücken ein Zeichen, dass er sich gefälligst zurückhalten soll.
    Wir saßen schon eine Weile vor unserem ersten Getränk, als Matti endlich den Mund aufmachte. Und ich hatte schon befürchtet, es würde ein telepathisches Gespräch werden.
    »Entschuldigen Sie, Frau Abendroth. Ich mag nicht Auto fahren.«
    »Ja? Und?«, antwortete ich und erinnerte mich an seinen Fluchtversuch am Friedhof.
    »Wenn ich fahre, ist es okay.«
    »Oh, verstehe. Sie mögen nicht Beifahrer sein.«
    Er nickte.
    »Warum? Hatten Sie mal einen Unfall?«
    Er nickte wieder. Das übliche Matti-Quiz. Ich sah, auch ohne Glaskugel, einen anstrengenden Abend vor mir.
    »Okay. Gut. Hätten wir das auch besprochen«, murmelte ich und schaute auf den Fernseher, der schräg über Mattis Kopf in einer Ecke hing. Serena Williams jagte gerade die sehr matt aussehende Jennifer Capriati über den Platz. Eine Wiederholung – ohne Ton. Ich wusste, wie es ausgehen würde: Capriati gewinnt. Wie es hier am Tisch ausgehen würde, konnte ich noch nicht sagen – ich wartete ungeduldig auf den ersten Aufschlag von Herrn Matti.
    »Es geht um die Flusen. Die gelben Flusen.«
    Na endlich.
    »Ja, und weiter, Herr Matti? Was möchten Sie überhaupt essen?«
    »Was Sie essen.«
    »Wollen Sie sich nicht wenigstens mal die Speisekarte anschauen? Es gibt hier viele gute Sachen.«
    Er schüttelte vehement den Kopf und blieb beim Thema: »Ich habe das schon so oft gesehen. Etwas stimmt nicht.«
    »Gut, wir nehmen die Paella, und was soll womit nicht stimmen? Wie viele Leichen mit Flusen haben Sie denn gesehen?«
    »Ganz genau weiß ich das nicht mehr. 20 oder 25?«
    »So viele? In welchem Zeitraum denn?«
    Das hörte sich allerdings nach einer guten Geschichte an. Vorausgesetzt, Herr Matti

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