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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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schaffte es, mir innerhalb der nächsten zwei Stunden was zu erzählen – bevor ich ermattet mit dem Kopf auf die Tischkante schlagen würde. Wieder vergingen mehrere Minuten, in denen er so aussah, als würde er aus der Maserung des Holztisches irgendeine geheime Botschaft dechiffrieren wollen.
    »Anderthalb Jahre.«
    »Sehen Sie denn einen Zusammenhang, Herr Matti?«
    »Die Flusen.«
    »Ja, abgesehen davon.«
    »Alle sind sehr alt gewesen. Alleine.«
    »Hm.«
    Ich zückte mein Notizbuch. Eines von den vielen tollen, ledergebundenen Notizbüchern, die vor meinem Schreibgau dazu beigetragen hatten, meinen Kontostand zu dezimieren. Dieses hier war ein echtes Moleskine, 18 x 24 cm, mit Gummiband, und es war neu, völlig unverbraucht, jungfräulich in Erwartung einer tollen Recherche. Ich öffnete es und steckte kurz meine Nase zwischen die Seiten. Ich mag es, wenn Bücher gut riechen. Und diese rochen besonders gut. Vor mir hatten schon Hemingway und Matisse in eben jene Exemplare hineingekritzelt oder sich Notizen gemacht. Der Duft der Pariser Boheme steckt in diesen Notizbüchern; eine Ahnung von Absinth und rauschenden Festen …
    Über den Rand des Notizbuches hinweg sah ich, dass Matti mich musterte und beendete auf der Stelle meinen Geruchstest, noch bevor ich geistig im Moulin Rouge angekommen war. Etwas mehr Contenance, Maggie!
    »Ich wollte nur … das aufschreiben … hier. Wir machen eine … Zusammenfassung. Dann sehen wir weiter«, stotterte ich. Kai-Uwe höchstselbst kam mit der Paella und stellte sie auf unseren Tisch. Dabei flüsterte er mir, mit Blick auf Herrn Matti, ins Ohr: »Was ist das?«
    Ich trat ihm unsanft auf den Fuß, während ich Matti anlächelte. Kai-Uwe wünschte uns noch betont einen guten Appetit und zog sich hinter seine Theke zurück.
    Matti verteilte das Essen liebevoll auf unsere Teller, dabei achtete er konzentriert darauf, dass jeder die gerechte Anzahl von Fisch, Huhn und Tintenfisch-Ärmchen bekam. Zum Schluss verteilte er die Scampi. Wie rührend. Einer der wenigen Männer, die sich nicht sofort alle Scampi unter den Nagel rissen.
    Ich steckte meine Nase wieder in das Buch und notierte, was ich bisher an Informationen hatte:
    Punkt 1. Gelbe Flusen.
    Punkt 2. Alle waren alt, alleinstehend.
    Punkt 3. ?
    »Also, guten Appetit. Was noch, Matti?«
    »Anonyme Erdbestattungen.«
    »Bestattung, anonymes Gräberfeld?«
    »Soweit ich das weiß, ja.«
    Ich schrieb: Punkt 3. Anonymes Gräberfeld.
    »Mehr weiß ich nicht. Sie machen doch die Rechnungen.«
    »Was soll das denn heißen? Wie kommen Sie darauf, dass mit den Rechnungen was nicht stimmt? Außerdem mache ich nicht die gesamte Abrechnung, die macht immer noch Sommer. Ich schreibe nur ein paar Rechnungen für Bestattungen, und nicht mal alle. Sommer macht auch viele Rechnungen fertig. Vor allem die einfachen, die für die anonymen Bestattungen. Aber die machen auch am wenigsten Arbeit.«
    Matti nickte und kaute konzentriert auf seinem Reis herum.
    Was versuchte der Finne mir zu sagen?
    »Äh, Herr Matti. Damit ich es richtig verstehe, Sie finden also, dass die Flusen und die anonymen Gräberfelder was miteinander zu tun haben? Oder die Flusen und die Rechnungen?«
    Er ließ seine Gabel auf den Tisch knallen: »Verkaufen Sie mich nicht für dumm!«
    »Tu’ ich ja nicht. Ich versteh’ es bloß nicht.«
    Wie gerne wäre ich seinen Gedankengängen gefolgt, wenn ich gekonnt hätte. Herr Matti würde nie dummes Zeug reden, dafür war ihm das Sprechen allein schon viel zu anstrengend. Aber mit ihm zu reden war, wie ein Rätsel zu lösen, dessen innere Logik man nicht begreifen konnte. Und unter dem Rätsel steht: Die Auflösung des Rätsels finden Sie in der nächsten Ausgabe.
    Ich spießte ein Stück Huhn auf und schaute dem abendlichen Treiben auf der Straße zu.
    »Also, bitte. Erklären Sie es mir …«
    Weiter kam ich mit meiner Frage leider nicht. Denn in diesem Moment sah ich ihn. Meinen Ex. Da ging er, Arm in Arm mit seiner neuen/alten Frau und seiner sechsjährigen Tochter an der Hand und einem neuen Kind im Kinderwagen am Fenster des Cafés vorbei. Für einen Moment blieb mir der Mund offen stehen. Schnell drehte ich mich vom Fenster weg. Wieso taucht der Knipser ausgerechnet hier und jetzt auf? War ich nicht aus Köln geflohen, um ihm nie wieder begegnen zu müssen? Waren 80 Kilometer nicht genug? Matti schaute jetzt auch aus dem Fenster.
    »Äh, warum?«, hörte ich mich fragen.
    »Zufall«, antwortete Herr Matti.
    Mein

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