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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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gemacht.«
    »Bitte was?«
    »Ja, ich war Kriminalhauptkommissar bei der Bochumer Kripo. Kostnitz, der Fänger, haben mich die Kollegen genannt. Albern, was? Nach meiner Frühpensionierung hab’ ich nur noch gesoffen. Ich konnte das nicht ertragen, so ohne Arbeit. Erika hat es noch lange mit mir ausgehalten und gehofft, ich würde mir ein Hobby zulegen oder endlich mit ihr nach Capri fahren. Aber irgendwann war auch bei ihr Schluss mit der Geduld.«
    »Hat sie Sie rausgeschmissen?«
    »Kann man so nicht sagen. Ich bin eines Tages einfach nach einer Sauftour nicht mehr nach Hause gegangen, sondern habe draußen – mal hier, mal da – gepennt. Seitdem bin ich nicht mehr hier gewesen. Ich habe mich rumgetrieben. Drei Jahre geht das schon so. Ich wollte ihr nicht mehr zur Last fallen. Und irgendwie hat mir das Leben auf der Straße gefallen.«
    »Und jetzt? Warum sind Sie zurückgekommen?«
    »Ich bin krank. Meine Leber. Ich wollte Erika wiedersehen. Sie hat mir gefehlt. Ich dachte, vielleicht können wir es noch mal miteinander versuchen, wenn ich … wenn …«
    Wenn ich mit dem Saufen aufhören könnte, dachte ich, sagte aber nichts, denn Kostnitz sprach weiter.
    »Und dann hat mir jemand gesagt, dass alles zu spät sei. Ich kam hier an, und da …«
    Er ging an den Wohnzimmerschrank und schenkte sich ein großzügiges Glas Cognac ein.
    »Was dann, Herr Kostnitz?«
    »Hat Schwester Beate gesagt, dass sie schon bei Ihnen liegt.«
    »Oh, Schwester Beate, kenn’ ich«, warf ich ein.
    Kostnitz ging aber nicht darauf ein und sagte: »Dabei war sie gar nicht so krank. Nur Grippe. Schwester Beate hat gesagt, sie war schon fast wieder auf dem Damm.«
    »Bei Virusgrippe weiß man nie.«
    Er nickte und goss sich noch ein Glas hinter die Binde.
    »Herr Kostnitz, können Sie mal für einen Augenblick nüchtern bleiben?«
    Woher nahm ich nur diese Chuzpe?
    »Ich bin so nüchtern wie noch nie.«
    Er öffnete die Terrassentür, formte einen festen Schneeball und warf ihn mit voller Wucht ins Vogelhäuschen. Die Meisen stoben kreischend davon. Der Meisenkringel schaukelte wild hin und her. Musste ich jetzt auch noch Angst vor diesem Kerl haben? Ich beschloss, dass nein. Eine schlimme Lebensgeschichte, kein Wunder, dass es ihm nicht gut ging, aber musste er deswegen die Meisen malträtieren? Oder wollte er mir beweisen, dass er immer noch in der Lage war, kleine Ziele auf große Entfernungen zu treffen? Da durfte ich ja froh sein, dass er keine Pistole mehr hatte.
    Als er sich wieder umdrehte, starrte er mich an. Dann presste er ganz leise hervor: »Mir ist nicht gut.«
    Er schwankte bedenklich. Ich sprang von der Couch hoch und konnte gerade noch verhindern, dass er lang hinschlug. Kostnitz war zwar ganz ausgemergelt, aber mindestens einsachtzig groß. Ich hatte Mühe, ihn aufzufangen. Er bedeutete mir, ihn nach oben ins Schlafzimmer zu bringen.
    »Ich muss mich hinlegen.«
    »Soll ich einen Arzt anrufen?«
    Er hielt sich den Bauch und krümmte sich vor Schmerz.
    »Nein, nicht nötig. Geht wieder vorbei.«
    Stufe um Stufe gingen wir langsam Arm in Arm nach oben. Er ließ sich schwer auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Armer Mann, schoss es mir durch den Kopf. Sein Gesicht war gelb.
    Gelb, schon wieder.
    Während Kostnitz schlief, wollte ich die Gelegenheit nutzen, mich mal ein bisschen umzuschauen. Vielleicht würde ich was über besagte Schwester Beate erfahren. Irgendwo musste doch eine Telefonnummer herumliegen, wenn sie sich um Erika gekümmert hatte.
    Für meinen Geschmack begegnete Schwester Beate mir in letzter Zeit ein bisschen zu oft. Sie schien nur Leute zu pflegen, die auffallend schnell eines unerwarteten Todes starben.
    Natürlich führte mich mein erster Gang ins Bad. Wie ich so auf der Toilette saß, fiel mein Blick auf einen Stapel Wäsche. Obenauf lag ein gelbes, flauschiges Kissen, ungefähr 40 x 40 Zentimeter groß. Ich sah es mir genauer an. Auf der einen Seite war in schwungvoller Kursivschrift Pflegedienst B & B eingestickt. Gelbes Kissen, gelbe Flusen. Gelbe Flusen im Gesicht – gelbes Kissen auf dem Gesicht. Eine gelungene Kausalkette! Ich konnte nur noch ganz flach atmen. Was tun? Ich wagte das böse Wort »Mordwaffe« gar nicht laut zu denken. Flusenvergleich. Genau, das konnte man doch machen, wenn ich mich recht erinnerte. Die Gerichtsmediziner konnten doch mittlerweile fast alles. Wurde jedenfalls in zig TV-Dokumentationen behauptet.
    Ich kramte hastig im Badezimmerschränkchen der

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