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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Schusswaffen, Blasrohren, Molotow-Cocktails oder Angelhaken.
    Wovor sich dann fürchten? Vorm schwarzen Mann etwa?
    Ich zog das Rollo hoch, und es wurden schwarze Schuhe sichtbar. Dann schwarze Jeans. Ich kannte die Schuhe und ich kannte die Jeans, und eines war mir bitter bewusst: ich wollte weder Schuhe noch Hose noch den, der drinsteckte, in meiner Nähe wissen.
    Mit einer Hand riss ich das Rollo ganz hoch, mit der anderen das Fenster auf und brüllte: »Was willst du hier?«
    Herr Matti taumelte zwei Schritte rückwärts. Ich hatte die Schuhe und die Hose komplett falsch zugeordnet. Ich hatte gedacht, mein Ex stünde vor meinem Fenster. Vor lauter Schreck fiel mir das Handtuch, in das ich meine Haare gewickelt hatte, ins Gesicht, und ich hatte Mühe, das Badetuch festzuhalten. Eiskalte Schneeluft zog herein. Matti hatte sich natürlich genauso erschreckt wie ich. Er trat wieder näher ans Gitter, beugte sich herunter und flüsterte: »Es tut mir Leid. Ich wollte Sie nicht erschrecken.«
    »Ah, was stehen Sie denn da so doof vorm Fenster? Können Sie nicht klingeln wie jeder normale Mensch?«
    Er schaute mich ratlos an, als sei der Gebrauch von Türklingeln in Finnland nicht bekannt. Wahrscheinlich rufen sich die Leute mit dem Nokia an, wenn sie bei Freunden vor der Haustür stehen und sagen: »Ich klingele jetzt.«
    Ich bedeutete ihm ungeduldig, zur Haustür zu gehen. Die Schuhe setzten sich dann auch gemessenen Schrittes in Bewegung. Ich schloss das Fenster. Noch halb nass, wie ich war, schlüpfte ich in meine Jogginghose, zog mir einen Pullover über und drückte auf den Türöffner.
    Matti kam gemächlich die Treppe hinunter. Er musste bei seiner Länge den Kopf einziehen.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken«, versicherte er mir erneut.
    »Haben Sie aber. Ich dachte, Sie wären jemand anders.«
    Er starrte verlegen auf meine nassen Füße. Bevor Matti vornüber fallen würde vor lauter Gestarre, bot ich ihm einen Stuhl an und setzte meinen Wasserkocher in Gang. Der machte den gleichen Lärm wie eine startende Boeing 747, und so warteten wir schweigend, bis er soweit war.
    »Haben Sie was rausgefunden? Vielleicht die Safekombination oder sonst irgendwas?«
    Ich goss das Wasser in die Teekanne.
    »Nein. Nichts.«
    »Aha. Schlechte Karten. Matti, ich muss das noch mal fragen: Der Amtsarzt, der die zweite Leichenschau macht, ist der ein Pathologe oder wie das heißt?«
    »Nein, hier in Bochum nicht. Keine Autopsie; nur Leichenschau, keine Leichenöffnung. Eine oberflächliche Untersuchung. Er muss nicht Rechtsmediziner sein. Oder Pathologe.«
    »Aha. Und wenn der Herr Amtsarzt einen schlechten Tag hat, so wie Weizmann seine feuchtfröhlichen, dann kann man dem alles auf den Tisch legen?«
    Matti nickte versonnen. Ja, so lagen wohl die Tatsachen. Selbst wenn Erika verbrannt würde, war die Wahrscheinlichkeit äußerst gering, dass die zweite Leichenschau irgendwas ans Tageslicht beförderte. Noch nicht einmal die wirkliche Todesursache, welche das auch immer gewesen war.
    Wir saßen eine Weile stumm vor unserem Tee.
    Ich erzählte ihm dann, wie es mir bei Kostnitz ergangen war, von dem gelben Kissen, der geschmeidigen Kausalkette, der Telefonnummer von Schwester Beate und vor allem, dass ich von Kostnitz wegen meiner wilden Verdächtigungen einen ordentlichen Rüffel bekommen hatte.
    »Glauben Sie mir jetzt nicht mehr, Frau Margret?«
    »Matti, das hat nichts mit glauben zu tun. Kostnitz hat Recht. Wenn, dann brauchen wir Fakten, sonst machen wir uns nicht nur lächerlich, sondern strafbar. Und! Falls ihm irgendwas an unseren Minimalfakten interessant vorgekommen wäre, dann hätte er doch was gesagt. Dann müsste Erika obduziert werden. Oder? Das könnte er doch veranlassen. Oder?«
    Matti sagte nichts. Ich sollte mir abgewöhnen, von ihm Antworten zu erwarten. Aber ich versuchte es noch mal.
    »Kennen Sie eine Methode, Menschen ins Jenseits zu befördern, die man nicht auf den ersten Blick erkennen kann?«, ließ ich einen Versuchsballon los.
    »Wenn man nicht richtig sucht, weil man nichts vermutet, kann man alles Mögliche übersehen. Sogar Schusswunden. Kann jedem Arzt passieren. Gift oder Insulin. Ersticken, Luft in die Vene …«
    »Luft?«
    »Ja, Luft, Embolie. Tot.«
    »Aha. Und, haben Sie selbst schon danach gesucht?«
    »Ja. Ich konnte nichts finden. Keine Einstiche. Nur die Flusen. Aber ich bin kein Rechtsmediziner.«
    »Toll. Was schließen Sie daraus?«
    Jetzt musste Matti grinsen. Das war schon

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