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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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zu bestellen. Das Kondolenzbuch hatte ich auch schon gesehen, beim teuersten Schreibwarenhändler des Viertels. Handgeschöpftes Papier. Und wie es der Zufall wollte, war es in karmesinrot gefärbtes Leder gebunden, und ein heimlicher Geruchstest von mir war auch positiv verlaufen; es roch sehr gut. Die Trauerhalle würde ich in ein Meer von Orange und Rot verwandeln. Ton in Ton, so wie Erikas Haare und ihr Mantel. Und so kam es dann auch.

15
    Ich hatte Kostnitz seit dem Abend, als er die Meisen mit dem Schneeball traktiert hatte, nicht mehr gesehen. Am Tag von Erikas Beerdigung machte er einen erträglich halbnüchternen Eindruck auf mich, wenn er auch ein bisschen sehr gelb im Gesicht war. Zu meinem großen Erstaunen wurde er von Schwester Beate begleitet. Mir fiel siedendheiß ein, dass ich doch schon vorgestern mit ihr gesprochen haben wollte. Es war mir aber ums Verrecken kein logischer Aufhänger eingefallen, mit dem ich mich vor ihr nicht lächerlich gemacht hätte. Außerdem hatte ich mit Erikas Beerdigung alle Hände voll zu tun gehabt.
    Schwester Beate hatte sich bei Kostnitz untergehakt und sah ganz liebevoll und schwer besorgt aus. War der Kerl jetzt komplett wahnsinnig geworden und hatte eine Verdächtige in sein Haus geladen? Na ja, nicht zu vergessen: Für ihn war sie ja keine Verdächtige. Das war sie ja nur in meiner nicht zu überbietenden Fantasie!
    Ich begrüßte beide sehr freundlich. Kostnitz wollte zuerst allein in die Trauerhalle gehen, um nachzusehen, ob alles nach Wunsch geordnet war. Während Kostnitz das Meer von Orange und Rot beinahe ehrfürchtig auf sich wirken ließ, flüsterte mir Beate voller Stolz zu, dass Kostnitz ausschließlich sie für seine Pflege angefordert hatte. Der Kloß in meinem Hals wurde dicker. Bevor ich etwas erwidern konnte, kam Kostnitz aus der Trauerhalle und strahlte mich an.
    »Das hätte ihr gefallen. Danke, Frau Abendroth.«
    Ich drehte mich schnell zu Matti um, damit Kostnitz nicht sehen konnte, wie sehr ich mich über sein Lob freute. Mein Nicken war das Zeichen für Matti, die großen Flügeltüren der Trauerhalle zu öffnen und die Trauergemeinde hereinzulassen. Gleichzeitig begann ein Organist, einen Tango von Carlos Cardel zu spielen. Kostnitz hatte es sich nicht nehmen lassen, sich selbst darum zu kümmern, wer spielte. Er hatte mehrfach versichert, dass das kein Problem darstelle. Der Tango klang in diesem Rahmen wie gemacht für eine Feier dieser Art. Es gab keinen Pfarrer, keine Reden, es war ein schlichter Abschied mit Musik, die Erika Prusseliese Kostnitz selbst gerne gespielt hatte. Mich erstaunte sehr, dass die Trauerhalle fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. Erika hatte also viele Freunde gehabt, die sie jetzt sehr vermissen würden. Von wegen »alleinstehend«. Ich sah auch nicht wenige Polizeiuniformen unter den Trauergästen.
    Während der Feier saß ich neben Schwester Beate, die voller Inbrunst vor sich hin flennte. Unsere Stühle standen in der letzten Reihe, direkt bei der Tür, mit gebührendem Abstand zur eigentlichen Trauergemeinde. Konnten diese Tränen lügen? Im Geiste schlug ich mir selber auf die Finger, dass ich so schlecht über die Frau dachte.
    Schwester Beate weckte mich aus meinen stillen Betrachtungen. »Frau Abendroth, ich muss Sie mal was fragen.«
    »Bitte«, flüsterte ich.
    »Ich habe keine Einladung für die Beerdigung von Frau Becker bekommen. Das fand ich nicht schön.«
    Frau Becker? Ach so, Frau Becker.
    »Es gab doch gar keine öffentliche Beisetzung«, antwortete ich.
    »Das verstehe ich nicht. Sie hat viel mit mir darüber gesprochen. Sie hatte sich alles so schön ausgemalt. Und ich war eingeladen! Ich sollte ihr einziger Gast sein«, beharrte sie.
    Bevor ich noch eine Frage stellen konnte, erhob sich Schwester Beate abrupt von ihrem Stuhl, klemmte ihre Handtasche unter den Arm und wieselte beflissen zu Kostnitz. Matti öffnete in dem Moment die Tür der Trauerhalle; die Feier war zu Ende.
    Ich nutzte das Durcheinander des allgemeinen Stühlerückens und ging als Erste hinaus, um mich vor der Beisetzung zu drücken. Einfach zu tragisch, der Moment, wenn Särge in die Erde hinabgelassen werden. Ein finaler Akt, der bei mir Beklemmungen und Atemnot auslöst. Ich würde später noch mal wiederkommen und der Prusseliese einen kleinen Strauß Blumen bringen.
    Und Kostnitz? Der spielte mit dem Feuer. Bestellt sich Schwester Beate und B & B ins Haus. Da hatte er sich ja was ausgeheckt. Mir erklärt er, wie

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