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totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition)

Titel: totgepflegt: Maggie Abendroth und der kurze Weg ins Grab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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freuen.«
    Bartholomae nickte und überließ mir widerstrebend das Kissen.
    Bis zur nächsten Straßenecke meinte ich, seinen Blick auf meinem Rücken zu spüren. Er starrte selbstredend nicht mir hinterher, sondern Wilma, wie sie auf ihren kleinen Füßchen elegant und souverän durch den Schnee trippelte und dabei ihr Täschchen und ihren langhaarigen Designermantel im Takt wippen ließ. Wilma konnte alle glauben machen, dass sie echten Zobel trug, dabei war es nur Fake Fur von Dolce & Gabbana.
    Ich dackelte, so schnell der Schnee es erlaubte, in Richtung Salon hinter ihr her. Als wir endlich außer Sichtweite waren, entfuhr mir ein: »Whow, Wilma, was für ein Auftritt!«
    »Was glaubst du, freut der sich und lädt mich zum Essen ein, wenn ich in drei Wochen wieder anrufe und leider absagen muss? Weil Tantchen sich leider, leider für das exklusive Altenstift St. Paradiso in Gstaad entschieden hat?«
    »Wilma, deine Fantasie geht mit dir durch. Gar nichts wirst du mit dem. Der Kerl ist doch auch irgendwie verdächtig. Er ist der Besitzer von Bartholomae & Bartholomae. Du kannst dich doch nicht mit dem verabreden! Schon gar nicht alleine!«
    »Ich rufe ihn einfach noch mal an und frag’ ihn ein paar Sachen.«
    »Hallo, Wilma, kannst du mal runterkommen? Also – und dieser Bietinimiblahblah! Das ist Herr Matti! Das ist mein Herr Matti! Ich … also …«
    Wilma ging überhaupt nicht auf mich ein. Sie schwebte über den Schnee und machte eigene Pläne.
    »Ich mach’ mich erst mal ein paar Tage unsichtbar. Das macht interessant«.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe, Wilma? Herr Matti – mein Herr Matti von Pietät Sommer! – ist der Teilhaber von Bartholomae! Wie komm’ ich mir denn jetzt vor?«
    »Ja! Ich bin ja nicht taub. Warum bist du so grantig? Wenn das dein Herr Matti ist, dann frag ihn doch, was er sich dabei denkt. Vielleicht ist er der böse Bube? In der einen Firma lässt er zu Tode pflegen, in der anderen wird bestattet, balsamiert und abkassiert. Ein ganz normales Joint-Venture-Verfahren.«
    »Woher weißt du das?«
    Frierend erreichten wir endlich den Salon. Um genauer zu sein, ich fror. Wilma bewahrte königliche Haltung. Sie schaute auf das Kissen in meiner Hand.
    »Dein Kater wird sich freuen. Aber nur, wenn er keinen Geschmack hat. Hoffentlich ist es nicht aus Polyacryl.«
    »Angorawolle.«
    »Sagt Bartholomae!«
    Sie fingerte mit skeptischer Miene an dem Kissen herum.
    »Wilma, jetzt lass doch mal.«
    Ich riss ihr das Kissen weg und stopfte es in meine Tasche.
    »Höchstens 50% Angora. Aber egal. Weißt du was, Maggie, ich könnte doch wirklich nächste Woche noch ein paar Fragen an Herrn Bartholomae haben, oder? Detektiv spielen ist wirklich spannend. Ach, als ich erst mal in der Rolle drin war, ging es wie von selbst.«
    »Ach, so plötzlich!«
    »Meine alte Tante sagt immer: ‚Hunger kommt beim Essen, Kindchen‘.«
    »Welche Tante? Wilma, du hast überhaupt keine Tante. Und außerdem hat das meine Oma immer gesagt!«
    »Aber wenn ich eine Tante hätte, dann eine, die so was sagt.«
    »Hauptsache.«
    Ich hätte vor allem gerne gewusst, wie Schwester Beate jetzt in die Geschichte mit Bartholomae & Bartholomae passte. Wusste sie überhaupt, dass sie einen zweiten Chef hatte? Was, wenn sie alle unter einer Decke steckten? Was, wenn Matti wirklich einer der bösen Buben war? Aber dann würde er mich doch nicht immer darauf hinweisen, dass was faul war. Oder war er einer von diesen speziell Verrückten, die an dem Punkt angelangt waren, wo sie erwischt werden wollten? Ich erinnerte mich, so was mal in ein Krimi-Script eingebaut zu haben. Hatte mir irgendein halbseidener Psychofritze erklärt. Der Täter, der um Strafe bettelt. Schon hatte ich wieder Blaschkes Ermahnung im Ohr: Zu viele Krimis, Frau Abendroth!
    Im Salon herrschte bereits der übliche vorweihnachtliche Trubel. Nur noch drei Tage bis Weihnachten. Alle Frauen Bochums mussten ausgerechnet jetzt noch mal ihre Schädel festtagsfein gestalten lassen. Ohne Umschweife begrüßte Wilma ihre Stammkundin, Frau Seybold, und war sofort wieder ganz die Friseurmeisterin – ohne Tante.
    Ich war demnach vergessen und somit entlassen. Wir würden uns heute Abend wieder treffen, um die Broschüren durchzuforsten. Und wir wollten gerne ein bis drei Eierlikörchen dabei verklappen.

18
    Mit Broschüren und Kissen bepackt, stand ich vor dem Salon herum, unschlüssig, was ich jetzt tun sollte. Ich wollte am liebsten in Ruhe über alles

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