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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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und durchsuchte Myzwiks Taschen.
    »Was machst du?«
    »Ich suche nach einem Schlüssel«, erklärte er.
    »Welchem Schlüssel?«
    Ohne zu antworten, suchte er weiter. Schließlich erhob er sich, warf mir einen besorgten Blick zu und schaute wieder zu der Gruppe hinaus.
    »Wir müssen uns ihnen anschließen«, erklärte Alex.
    »Was?«
    »Es ist kein Ausbilder bei ihnen.«
    »Na und? Ich bin fünfzehn Jahre älter als alle da draußen. Sie merken sofort, dass ich nicht zum Programm gehöre. Was können wir dagegen tun, dass einer von ihnen sich an einen Verantwortlichen wendet und Alarm schlägt?«
    »Das wird keiner tun«, erwiderte Alex, ohne die Gruppe aus den Augen zu lassen. »Sie stecken zu tief im Programm, um sich erinnern zu können, ob wir zur Farm gehören oder nicht.«
    Schließlich schaute er mir direkt in die Augen und fügte hinzu: »Wenn du keine Erinnerung mehr hast, gibt es gar nichts mehr, über das du dir sicher bist.«
    »Wie viel Zeit haben wir?«
    »Andrew wird die Kaserne durchsuchen, Raum für Raum, um sich zu vergewissern, dass alles so ist, wie es
sein sollte. Im Calvary wird er zuletzt nachschauen, was bedeutet, dass wir …« Er schaute zur Uhr. »Dass uns eine Minute bleibt, bis er und sein Kampfhund entdecken, dass Sie nicht mehr an dieses Kreuz genagelt sind. Was bedeutet, dass wir zwei weitere Minuten haben, bis sie wieder nach oben kommen.«
    »Ich habe ein Loch in den Zaun geschnitten – dort können wir raus.«
    »Der Strom ist eingeschaltet.«
    »Welcher Strom?«
    »Im Zaun.«
    Mein Blick folgte dem Verlauf des Zauns, der sich in einer sanften Kurve von der Einfahrt den ganzen Hügel herunterzog und die Heidelandschaft teilte, ehe er auf den Strand traf. Als sich der Wind für einen Moment legte, hörte ich zwischen dem Tosen der Brandung das leise Summen elektrischer Spannung.
    »Wenn der Alarm ausgelöst wird, schaltet sich der Strom für dreißig Minuten ein«, erklärte Alex. »Man kann ihn nur drinnen in der Kaserne ausschalten, und dorthin werden wir nicht zurückkehren. Das kleine Loch, durch das Sie hereingekrochen sind, ist also keine Option mehr. Die einzige Möglichkeit, wieder rauszukommen, besteht darin, dass wir einen der Hauptschlüssel in die Finger bekommen und damit das Tor aufschließen. Das Tor ist nicht elektrifiziert. Allerdings habe ich keinen Schlüssel. Nur die Ausbilder haben welche. Deshalb hängen wir uns an die Gruppe an und warten darauf, dass einer der Ausbilder zurückkommt. Dann schnappen wir ihn uns und nehmen ihm den Schlüssel ab.« Wieder schaute er auf die Uhr. »Kommen Sie mit?«
    Ich nickte. Mein Körper schmerzte so stark, dass ich nicht hätte sagen können, wo die Schmerzen am stärksten waren.

    »Gut«, sagte er.
    Ich steckte den gesamten Inhalt meines Kartons in die Taschen, klemmte die Pistole vorn in meinen Hosenbund und folgte ihm nach draußen. Doch schon nach wenigen Schritten wurde der Weg zur Qual. Alex packte meinen Arm und zog mich mit. Ich spürte einen stechenden Schmerz in der Brust und schnappte nach Luft. Der Schmerz zog sich zu der Stelle an meiner Seite, wo Legion mich geschnitten hatte.
    »Bei mir könnte es eine Weile dauern«, sagte ich.
    »Wir müssen uns beeilen«, erwiderte er und schaute zurück zum Eingang der Kaserne. Irgendetwas nahm seine Aufmerksamkeit gefangen. Ich drehte mich um und entdeckte an einer Ecke des Gebäudes eine Überwachungskamera, die jetzt in unsere Richtung schwenkte.
    Der Boden unter unseren Füßen war uneben. Überall Schnee und Steine. Durch die Sohlen der Hausschuhe spürte ich schmerzhaft jede Unebenheit und jedes Stück Schotter. Alex versuchte, unser Fortkommen zu beschleunigen, indem er mich den Hügel hinaufzerrte. Jedes Mal, wenn ich in der Erwartung aufblickte, der Gruppe ein Stück näher gekommen zu sein, schien sie sich – im Gegenteil – weiter von uns entfernt zu haben.
    »Tun sie den ganzen Tag nichts anderes?«
    »Je nachdem. Manche arbeiten auch im Ort.«
    »Sind die Dorfbewohner etwa eingeweiht?«
    »Nein. Nur diejenigen, die vorher hier gearbeitet haben. Wenn jemand wie Sie die Sicherheitsmaßnahmen überwindet oder einfach zu nahe herankommt, tauscht Andrew sämtliches Personal aus. Inzwischen arbeiten andere Leute im Angel’s, und jemand anders kümmert sich um die Wohnung. Die Leute aus London sind in Bristol, und die aus Bristol sind hier oben – entweder auf der Farm oder in einem
der Dörfer ringsum. Immer wenn jemand eine Lücke reißt, wird sie sofort

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