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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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Geräusch zu hören. Jemand machte sich am Shogun zu schaffen.
    Ich schob die Tür zu, bis nur noch ein winziger Spalt offen war, durch den ich Myzwik entdeckte, der auf dem Rücksitz des Wagens nach etwas suchte. Er zog eine Jacke heraus und warf die Wagentür zu. Als er sich umdrehte, huschte sein Blick über die Tür.
    Und dann fixierte er uns.
    Er hatte durch den schmalen Spalt eine Bewegung wahrgenommen.
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Er trat zwei Schritte vor. Ich schaute mich in dem Lagerraum nach etwas um, womit ich mich bewaffnen konnte, und nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass Alex dieselbe Idee gehabt hatte. Doch außer Schuhkartons gab es hier nichts zu entdecken.

    Plötzlich erinnerte ich mich an meine Pistole.
    Fieberhaft suchte ich nach meinem Karton. Als ich einen Blick über die Schulter warf, stellte ich fest, dass Myzwik sich der Tür bis auf zwei Meter genähert hatte. Er war unbewaffnet, hatte die Hände aber zu Fäusten geballt. Eines nach dem anderen suchte ich die Regalbretter ab, in der Hoffnung, auf meinen Namen zu stoßen.
    Schneller.
    Noch anderthalb Meter. Ich hörte schon den Schnee unter seinen Schritten knirschen.
    Schneller.
    Alex warf mir einen kurzen Blick zu, in dem ich zum ersten Mal Anzeichen von Angst entdeckte. Dann schaute er wieder hinaus.
    Schneller. Schneller.
    In diesem Moment entdeckte ich ihn, ganz links und ganz oben auf einem der höchsten Regalbretter. Ich reckte mich hinauf, wobei mein Rücken in Stücke zu reißen schien. Scheiße. Durch die zusammengebissenen Zähne saugte ich Luft ein. Am liebsten hätte ich vor Schmerz aufgeschrien. Doch es gelang mir, den Karton herunterzunehmen und den Deckel zu öffnen. Im Inneren dieses Kartons befand sich mein Leben. Die Autoschlüssel. Mein Portemonnaie. Meine Fotos von Derryn. Der Ehering, den ich für immer verloren zu haben glaubte, als ich ihn über den Boden des Kühlraums hatte wegrollen sehen. Daneben lag die Patrone.
    Und neben ihr die Pistole.
    Schnell packte ich die Beretta, stellte den Karton auf den Boden und ging zu Alex hinter die Tür. In diesem Moment öffnete sie sich durch den Wind ein klitzekleines Stück. Zwischen Tür und Rahmen hindurch sah ich Myzwik nach der Klinke greifen. Ich entsicherte die Waffe – die dabei kaum hörbar klickte.

    Immerhin laut genug, um ihn auf der Stelle innehalten zu lassen.
    Er stand jetzt genau auf der anderen Seite der Tür. Ich hatte einen Ausschnitt seines Rückens im Blick. Sonst sah ich nichts. Weder was er tat, noch wohin er schaute.
    Eine ganze Weile lang rührte sich niemand. Dann begann er, die Tür Zentimeter für Zentimeter zu öffnen, wobei mehr Tageslicht einsickerte und sich über Regale, Schuhkartons und den Fußboden breitete. Myzwik hatte die tief am Himmel stehende Sonne im Rücken und warf einen langen Schatten in den Lagerraum. Je weiter er eintrat, desto mehr schrumpfte der Schatten.
    Endlich war er im Raum.
    Im gleichen Moment entdeckte er mich im Augenwinkel und fuhr zu uns herum. Ich hielt ihm die Pistole direkt vors Gesicht. Erschrocken trat er einen Schritt zurück und stieß dabei gegen eines der Regale. Ein Schuhkarton fiel auf seine Schulter und landete auf dem Boden. Fotos. Eine Halskette. Ein Brief. Das vergessene Leben eines Menschen lag auf dem Boden.
    Myzwik schaute auf mich, auf die Pistole, auf Alex.
    »Du hättest nicht zurückkommen sollen.«
    Nur sechzig Zentimeter trennten uns. Ich stieß den Lauf der Waffe in Myzwiks Gesicht und erwischte seine Nase. Blut spritzte über seine Lippen und sein Kinn. Er beugte sich ein Stück vor und griff sich ins Gesicht. In diesem Moment schlug ich ihm mit der Pistole auf den Nacken. Mit einem dumpfen Aufprall sackte er zu Boden.
    Der Schmerz lähmte mich für einen Moment. Als es mir gelang, ihn abzuschütteln, blickte ich auf und sah, wie Alex den Blick kaum von Myzwik abwenden konnte. Er wirkte verunsichert, als hätte er mit einer Flut von Erinnerungen zu kämpfen. Plötzlich drehte er sich um und schaute vorsichtig
zur Tür hinaus, den zerfurchten Weg hoch zu der Stelle, wo die Gruppe immer noch mit Graben beschäftigt war. Einige von ihnen blickten in unsere Richtung, neugierig, was hier los war.
    Alex öffnete gerade den Mund, um etwas zu sagen, als die Alarmanlage wieder verstummte.
    Eine beinahe unheimliche, geisterhafte Stille legte sich über das Gelände. Auf einmal waren nur noch die Schaufeln zu hören; das Ching , mit dem Metall in die harte Erde stieß.
    Alex kniete nieder

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