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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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Angebot nach und wandte sich schließlich um zur Hütte, um sie wieder zu öffnen.
    Ich brauchte zwanzig Minuten für die Strecke. Dann ließ ich das Boot auf den Sand auflaufen und zog es auf den Strand, außerhalb der Reichweite der Flut. Die Bucht war klein, vielleicht sechs Meter im Durchmesser, doch die Felswände ragten hoch auf bis zu der Stelle, von der ich zuvor hinabgeschaut hatte. Ich schaltete die Taschenlampe ein und ließ den Strahl von links nach rechts wandern. Am hinteren Ende der Bucht konnte ich im Licht der Lampe einen Haufen loser Felsbrocken und Findlinge ausmachen. Einige waren herabgestürzt. Andere waren angespült worden. Als ich näher trat, bemerkte ich den pfeilförmigen Stein, von dem Kathy gesprochen hatte. Er stand zur Seite geneigt, wies aber immer noch nach oben. Dicht über dem Boden war eine winzige Markierung zu erkennen – ein mit schwarzer Farbe gemaltes Kreuz. Ich kniete nieder, klemmte mir die Taschenlampe zwischen die Zähne und begann zu graben.
    Die Dose war rund dreißig Zentimeter tief vergraben. Ihr Boden stand im Wasser, die Seiten wiesen Rostflecken auf. Kathy hatte den Inhalt in dickes, undurchsichtiges Plastik gewickelt. Ich zupfte mit einem Finger daran herum, konnte
den Verschluss aber nicht öffnen. Deshalb griff ich zu meinem Taschenmesser und schlitzte das Plastik auf. Der Inhalt war trocken. Ich griff hinein und zog einen Stapel Fotos hervor, die in einen Brief gewickelt waren. Dazwischen befand sich die Geburtstagskarte. Ein Gummiband hielt alles zusammen.
    Ich legte die Taschenlampe in meinen Schoß und blätterte im Lichtschein die Fotos durch. Auf einigen waren sie beide zu sehen. Auf anderen nur Kathy. Auf manchen auch nur Alex. Ich bemerkte, dass Kathy ihr Haar auf einem Bild kurz trug. Wahrscheinlich war das Foto von jemand anderem als Alex aufgenommen worden, einige Zeit nach seinem Verschwinden. Ich drehte es um und las auf der Rückseite: Nachdem du verschwunden bist, habe ich meine Haare abgeschnitten … Bei näherem Hinsehen bemerkte ich, dass sich bei sämtlichen Bildern Kommentare auf der Rückseite fanden.
    Ich nahm die Taschenlampe und konzentrierte mich wieder auf den Brief. Er war auf den achten Januar datiert, ohne Jahresangabe. Und er verströmte immer noch einen leichten Hauch von Parfum.
    Ich habe keine Ahnung, warum du verschwunden bist , hatte Kathy geschrieben. Durch nichts, was du mir erzählt hast, wäre ich jemals auf die Idee gekommen, dass du irgendwann alles stehen und liegen lassen und einfach weggehen könntest. Wenn du jetzt also zurückkämst, würde ich dich so lieben, wie ich es immer getan habe. Aber irgendwo würde es einen Zweifel geben, der vorher nicht da war, das unangenehme Gefühl, dass, wenn ich dir zu nahe käme, wenn ich dir zu viel Zuneigung zeigte, du eines Morgens aufstehen und fortgehen würdest.
    Ich möchte mich nicht noch einmal wie ein Fehler fühlen.
    Ich schaute auf meine Uhr. Es war kurz vor halb sieben.
In der Ferne grollte Donner, und es zogen schwere, schwarze Regenwolken auf. Ich faltete den Brief zusammen, packte alles wieder ein, nahm die Dose an mich und ruderte zurück zum Dorf.

9
    Ich ließ Carcondrock hinter mir und fand ungefähr fünf Kilometer weiter an einer gewundenen Küstenstraße eine Möglichkeit zum Übernachten. Es war ein schönes Greystone-Haus mit Aussicht auf das Meer und die verstreuten Überreste alter Zinnminen.
    Nachdem ich geduscht hatte, verließ ich die Pension auf der Suche nach einer Möglichkeit zum Abendessen. Schließlich fand ich einen Pub, der warme Gerichte und kaltes Bier anbot. Ich nahm die Dose mit und setzte mich an einen Tisch in einer Ecke, weit weg von allen anderen Gästen. Drei Gerichte standen zur Auswahl: Steak-and-Kidney-Pie, Steak-and-Ale-Pie oder Steak-Pie. Zum Glück war ich kein Vegetarier. Während ich auf das Essen wartete, öffnete ich die Dose, nahm den Inhalt heraus und breitete alles auf dem Tisch aus.
    Zuerst nahm ich mir die Geburtstagskarte vor. Kathys allerletzter Kontakt mit Alex. Offenbar hatte sie sorgfältig auf die Karte achtgegeben. Sie steckte noch im ursprünglichen Umschlag, der an der Oberkante mit einem Messer oder einem Brieföffner aufgeschlitzt worden war, um ihn möglichst wenig zu beschädigen. Ich nahm die Karte heraus.
    Sie wirkte irgendwie selbstgemacht, allerdings nicht amateurhaft. Im Zentrum befand sich die detaillierte Zeichnung eines Bären, der einen Strauß Rosen in den Tatzen hielt. Darüber
waren in einem

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