Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
Vom Netzwerk:
keinen
deutlichen Blick auf sein Gesicht werfen konnte. Dann rannte er los.
    Ich erreichte den Zaun und drückte mich dagegen. Er war inzwischen bis zur Mitte eines schmalen Durchgangs gelangt und bewegte sich jetzt langsamer, um nicht noch einmal auszurutschen. Um ihn herum war alles mit Pfützen übersät, in denen sich der Himmel spiegelte. Ich beobachtete ihn, bis er das Ende des Durchgangs erreicht hatte. Dort blieb er noch einmal stehen und sah zu mir zurück.
    Dann verschwand er endgültig.
     
    Auf dem Weg zurück zum Wagen ließ mich ein Geräusch innehalten, wenige Meter von der Stelle entfernt, an der die Jugendlichen Fußball spielten. Es war das Klingeln eines Handys. Ich schaute mich um, und direkt vor meinen Füßen, mitten im Matsch, lag ein Handy mit der Rückseite nach oben. Ich hob es auf und nahm das Gespräch an.
    Am anderen Ende der Leitung: Schweigen. Dann das Brummen von Autos im Hintergrund.
    »Das hätten Sie nicht tun sollen«, sagte eine Stimme.
    Ich erwiderte nichts. Zwei Meter vor mir im Gras lag mein Messer. Ich ging hin, hob es auf und blickte mich um: zum Zaun, zurück zum Haus, hinaus zur Straße.
    Ich wurde beobachtet.
    »Haben Sie mich gehört?«
    »Wer sind Sie?«
    » Haben Sie mich gehört ?«
    »Ja, ich hab Sie gehört«, antwortete ich und blickte mich erneut um. Zum Haus. Zum Zaun. Hinaus zur Straße.
    »Wem gehört diese Wohnung?«
    »Sie haben gerade einen großen Fehler begangen.«
    »Hm, ja, ich schätze, ich hab schon eine Menge Fehler begangen.«

    »Aber nicht solche.« Es knackte und zischte in der Leitung. »Hören Sie mir zu: Sie setzen sich jetzt in Ihren Wagen und fahren dorthin zurück, wo Sie hergekommen sind. Und Sie vergessen alles, was Sie gesehen haben. Sie bleiben ein für alle Mal in Ihrem Loch. Ist das klar?«
    Ich nahm das Handy vom Ohr und schaute auf das Display. Schon wieder eine unterdrückte Nummer. »Wem gehört diese Wohnung?«
    »Ist das klar?«
    »Was ist das Calvary Project?«
    »Ist das klar ?«
    »Wo ist Alex Towne?«
    »Sie hören mir nicht zu, David. «
    Ich zögerte. »Sie wissen, wie ich heiße?«
    »Sie haben eine einzige Chance.«
    »Woher, zum Teufel, wissen Sie, wie ich heiße?«
    »Dies ist Ihre einzige Chance.«
    Dann war die Leitung tot.

15
    Vom Restaurant hatte man einen Blick über den Hyde Park. Längs der Fenster befand sich eine Reihe von Nischen, im Stil eines amerikanischen Diners eingerichtet, mit kleinen Musikboxen auf den Tischen, die reihum Songs von Elvis spielten. An der Wand hing eine Uhr, die zwanzig vor elf anzeigte, indem die Arme von Micky Maus auf die Zehn und die Acht zeigten. Drei Nischen weiter saß ein französisches Paar; dahinter aß eine Gruppe Jugendlicher Toast mit Marmelade. Ansonsten war der Laden leer.
    Vor mir auf dem Tisch lagen der Notizblock, den ich aus der Wohnung mitgenommen hatte, und das Handy, das ich
draußen im Gras gefunden hatte. Genau wie bei dem Telefon in der Wohnung waren keine Nummern im Adressbuch, keine kürzlich angerufenen Nummern oder Nachrichten gespeichert. Auch dieses Handy wurde entweder nie benutzt, oder sein Besitzer löschte nach jedem Gespräch sorgfältigst alle Spuren.
    Von wem auch immer.
    Eine Kellnerin kam mit meinem Frühstück an den Tisch, einem Omelett, Toast und viel Kaffee. Sie stellte alles ab und entfernte sich. Ich liebte Kaffee; manchmal lebte ich regelrecht davon. Sollte ich jemals eine Sucht entwickeln, dann wohl die nach Kaffee. Das Essen selbst reizte mich nicht mehr so wie früher. Hauptsächlich, weil es keinen Spaß machte, allein zu essen, aber auch, weil ich im Laufe meiner Ehe faul geworden war. Derryn war eine unglaubliche Köchin gewesen, sodass es für uns beide sicherer und leckerer gewesen war, wenn sie die Mahlzeiten zubereitete. Seit sie nicht mehr da war, versuchte ich, auf ein gutes Frühstück zu achten, und legte dann keinen besonderen Wert mehr auf das Mittagessen. Vielleicht ein abgepacktes Sandwich oder ein Fertigsalat. Und immer Kaffee. Abends aß ich wenig und spät, normalerweise während der Nachrichten oder wenn ich mir eine DVD ansah.
    Ich goss meinen Becher voll Kaffee und wartete, dass das Essen abkühlte. Währenddessen tippte ich meine eigene Nummer in das gefundene Handy und drückte die Anruftaste. Sekunden später begann mein Handy auf dem Tisch zu brummen. Auf dem Display erschien: NUMMER UNTERDRÜCKT.
    Ich legte das Handy weg.
    Es fallen zu lassen, war ein Fehler gewesen; ein Fehler allerdings, mit dem dieser Mann

Weitere Kostenlose Bücher