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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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Zeitung, als es mir noch Spaß machte, Politiker vorzuführen und bloßzustellen oder Affären irgendwelcher Prominenten zu verifizieren, nutzten wir häufig seine Dienste.
    »Na, was kann ich für dich tun, Mann?«
    Wie viele Europäer sprach er dieses vom Amerikanischen beeinflusste Englisch, das er sich durch stundenlangen Konsum von Musikvideos und Fernsehsendungen angeeignet hatte.
    »Du musst für mich den Supercomputer anschmeißen.«

    »Mach ich glatt. Was brauchst du?«
    »Ein Handy … Ich will wissen, wem es gehört. Es hat keine Nummern gespeichert, nichts im Adressbuch. Wenn ich dir die Seriennummer gebe, kannst du dann herausfinden, wo es verkauft wurde? Und vielleicht, auf wen es registriert ist?«
    »Klar, kein Problem. Ein paar Stunden Zeit musst du mir allerdings geben.«
    »Sicher.«
    Ich gab ihm sämtliche Details und meine Telefonnummer.
    »Oh, mein Honorar ist übrigens ein bisschen gestiegen«, sagte er.
    »Ich zahle, was immer du verlangst, Spike.«
    Ich legte auf. Sekunden später brummte das Handy erneut. Ich warf einen Blick aufs Display. JOHN CARY. Ich hatte vergessen, mich bei ihm zu melden.
    »John«, sagte ich sofort, »es tut mir leid, dass ich nicht zurückgerufen habe.«
    Keine Antwort.
    »Ich habe mehrere Nachrichten hinterlassen.«
    »Ich kann jetzt nicht lange sprechen.«
    »Gut.«
    »Wollen Sie immer noch, dass dieses Foto überprüft wird?«
    »Auf jeden Fall.«
    »Schicken Sie es mir nach Hause . Ich kenne ein paar Leute beim Forensic Science Service, und einer von ihnen schuldet mir seit langer Zeit einen Gefallen. Ich kann ihn bitten, sich das Foto anzuschauen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Nein.« Die Verbindung wurde schlechter. »Aber sehen Sie zu, dass Sie aus den Informationen etwas machen.«

    »Hören Sie, ich bin Ihnen wirklich sehr …«
    »Wahrscheinlich mache ich den größten Fehler meines Lebens.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, also sagte ich nichts. Doch ich wusste, dass mein Instinkt mich nicht getrogen hatte. Das Feuer in ihm brannte noch zu heiß, als dass er sich einfach hätte heraushalten können.
    Ich beendete das Gespräch und sah zu, wie der Schnee an meiner Windschutzscheibe hinunterglitt. Dabei dachte ich wieder ans Angel’s. Bei meinem letzten Besuch dort hatte ein ähnlicher Winter geherrscht wie dieser: lang und kalt, von Anfang November bis Ende Februar. Zwei verschiedene Zeiten, irgendwie miteinander verbunden. Als würde ein kleiner Teil meiner Vergangenheit jetzt mit meiner Gegenwart verschmelzen.

16
    Das Angel’s befand sich in einem schmalen Gebäude, vor dessen Tür sich der Schnee bereits auftürmte. Direkt neben der Tür befand sich ein kleines Fenster, vergittert wie eine Zelle. Ich warf einen Blick hinein. Drinnen war es dunkel; ein Viereck weißen Lichts im Hintergrund war alles, was ich erkennen konnte. Über mir hing ein Paar Neon-Engelsflügel, und ein Schild neben dem Eingang verriet, dass nicht vor zwölf Uhr mittags geöffnet wurde. Ich schaute zur Uhr. 11:40 Uhr.
    »Sie sind zu früh dran.«
    Ich drehte mich um. Hinter mir stand eine Frau, die mich von oben bis unten musterte. Sie war Mitte vierzig, blass und jungenhaft. Das Blond ihrer Haare stammte aus einer Flasche, und ihre Augen waren klein und grau.

    »Wow! Wo kommen Sie denn so plötzlich her?«
    Ich lächelte sie an, doch sie schüttelte bloß den Kopf. Sie schaute auf die Tür zum Pub, dann hoch zum Himmel und zog ihren langen Mantel aus Kunstpelz enger um den Körper.
    »Kommen Sie in zwanzig Minuten wieder.«
    Sie steckte einen Schlüssel ins Türschloss.
    »Ich bin nicht hier, weil ich trinken möchte.«
    Angewidert wandte sie sich ab.
    »Wenn Sie ein Striplokal suchen, sind Sie hier falsch.«
    »Das suche ich auch nicht.«
    Sie öffnete die Tür und trat einen Schritt hinein.
    »Möchten Sie plaudern?«
    »So ungefähr.«
    »Wir sind hier nicht bei den Samaritern.«
    Sie wollte die Tür schließen, doch ich stellte einen Fuß dazwischen und trat neben sie in den Eingang. Sie wirkte nicht überrascht – als würde so etwas häufiger passieren.
    »Wir haben kein Geld hier.«
    Sie sprach mit einem starken Akzent. East End.
    »Keine Sorge«, erwiderte ich, »ich will Sie nicht ausrauben.«
    Sie starrte mich an und verdrehte die Augen.
    »Die Polente. Scheiße, das ist wohl mein Glückstag heute.«
    »Ich bin auch kein Polizist.«
    Sie warf ihren Mantel über einen der Tische nahe bei der Tür.
    »Was wollen Sie?«
    »Darf ich

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