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Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
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der zweiten Etage. Es gibt keine Möbel, und der Fußboden hat Löcher. Er sitzt an einem Fenster, Mat gegenüber. Er hat Angst.
    »Was soll ich jetzt tun?«
    »Ich habe Freunde, die dir helfen können«, sagt Mat. »Sie haben einen Platz für Leute wie dich.«
    »Ich will nicht mehr weglaufen.«
    »Das wirst du auch nicht müssen. Diese Leute … Sie werden dir helfen. Sie werden dir helfen, neu anzufangen. Die Polizei wird dich niemals finden.«

    »Aber ich weiß nicht, wem ich noch vertrauen kann.«
    »Mir kannst du vertrauen.«
    »Ich dachte, ich könnte meiner eigenen Familie vertrauen.«
    »Du kannst auf mich rechnen. Das verspreche ich dir. Diese Leute werden dir helfen zu verschwinden, und danach werden sie dir helfen zu vergessen.«
    »Ich will vergessen, Mat.«
    Mat rückt ein Stück näher und legt ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, dass du das willst. Aber tu mir von jetzt ab einen Gefallen. Nenn mich nicht mehr Mat.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Für meine Freunde, die Leute, die dir helfen werden, heiße ich nicht Mat. Mat ist jetzt tot.« Er schweigt einen Moment und sieht jetzt irgendwie anders aus. »Du kannst mich Michael nennen.«
     
    Als er aufwachte, saß Andrew am Fuß des Bettes. Er zog die Knie an seine Brust, warf Andrew einen Blick zu und schaute schließlich durch das Klappfenster hinaus. Früher Morgen. Oder vielleicht später Nachmittag. Er hatte die Orientierung verloren.
    »Hast du das Buch gelesen, das ich dir gegeben habe?«, fragte Andrew schließlich.
    Das Buch. Das Buch. Das Buch . Er versuchte, nach der Erinnerung zu greifen. Einen Funken zu erwischen, der sein Bewusstsein zu dem Buch führen würde; doch es fiel ihm – wie alles andere auch – einfach nicht mehr ein.
    »Ich verliere mein Gedächtnis«, sagte er leise.
    »Es war eine Bibel«, erwiderte Andrew und ignorierte seine Worte. »Das Buch war eine Bibel. Du erinnerst dich doch, dass ich dir ein Exemplar der Bibel gegeben habe, oder?«

    »Nein.«
    Andrew hielt inne und musterte ihn gründlich. »Das ist schade«, stellte er schließlich fest. »Wir haben dich anders behandelt als die anderen, weißt du das?«
    »Die anderen?«
    »Dein Programm ist anders.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Dein Zimmer, das Essen, das wir dir geben, die Art, wie wir mit dir umgehen – das ist nicht unsere normale Vorgehensweise. Ich glaube nicht, dass dir bewusst ist, welches Glück du hast.« Andrews Augen huschten von links nach rechts; Argwohn lag in seinem Blick. »Aber ich mache mir Sorgen um dich, verstehst du? Ich fürchte, du denkst, dass es das Beste für dich ist, uns zu bekämpfen.«
    Er antwortete nicht.
    »Habe ich recht?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Normalerweise macht mir so etwas nichts aus. In unserem regulären Programm verfügen wir über Mittel, Probleme in den Griff zu bekommen. Aber hier, in diesem Luxus, lassen sich diese Mittel nicht so einfach anwenden.«
    Andrew schaute ihm in die Augen.
    »Willst du uns bekämpfen?«
    Wieder schüttelte er den Kopf.
    »Gut«, sagte Andrew und erhob sich. »Denn du solltest dich wirklich nicht mit uns anlegen. Wenn ich aber noch einmal diesen Blick in deinem Gesicht sehe, stecke ich dich in das gleiche Programm wie alle anderen.«
    Andrew ging zur Tür und legte eine Hand auf die Klinke.
    »Und glaub mir, in dieses Programm möchtest du wirklich nicht.«

    Er hob den Kopf. Er saß in der Ecke eines anderen Zimmers. Alles war schwarz. Er konnte sich nicht erinnern, wie er hierhergekommen war. Wusste nicht, wie lange er schon hier war. Sein Arm befand sich auf Kopfhöhe und war irgendwo befestigt. Festgebunden vielleicht, oder eingeklemmt. Etwas kniff in seine Haut, sobald er sich bewegte. Außerdem prickelte es in seinen Muskeln wie Nadelstiche.
    Wo, zum Teufel, bin ich?
    Er konnte einen dünnen Streifen Mondlicht durch ein Fenster ein Stück weiter an der Wand hereinfallen sehen. Als seine Augen sich langsam an die Dunkelheit angepasst hatten, traten noch andere Umrisse hervor: an der gegenüberliegenden Wand befand sich eine Tür, die nur ein Stückchen offen stand; ihm schräg gegenüber schimmerte etwas Weißes wie ein Bettlaken. Von irgendwoher drang ein leichter Windhauch in den Raum, und das Laken wurde hin und wieder vom Luftzug hochgehoben.
    Etwas berührte seine Haut. Er wandte sich um. Die Wand hinter ihm war feucht und glitzerte beinahe. Eine Flüssigkeit tropfte herab. Er fuhr mit der Hand über die Wand. Wasser. Es lief herunter. Wie es schien,

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