Totgesagt
Tief im Inneren war Andrew klar, dass es nicht eine Regel für dich und eine für alle anderen geben konnte. Niemand verdient besondere Vergünstigungen. So etwas gehört hier nicht her. Du akzeptierst, was wir dir zu bieten haben – oder du bekämpfst uns. Und du hast uns bekämpft seit dem Tag, an dem wir dich hergebracht haben. Vielleicht hast du nicht versucht zu fliehen wie diese dürre kleine Nutte da drüben. Aber du hattest es im Kopf. In den Augen. Ich habe es gesehen. Du willst uns bekämpfen. Und weißt du, was?«
Eine lange Pause folgte. Dann plötzlich tauchte der Teufel aus der Dunkelheit auf – und mit ihm der Gestank – und beugte sich über den Mann, der an die Wand gefesselt war.
»Ich freue mich, wenn du kämpfst.«
Er schaute zum Teufel auf und versuchte zu sprechen. Doch die Worte weigerten sich, über seine Lippen zu kommen. Er schaffte es gerade noch, zu atmen.
»Jetzt bist du also im richtigen Programm, du dreckiges Stück Scheiße . Kein Luxus mehr. Keine Vergünstigungen. Und jetzt kannst du richtig kämpfen.« Langsam tauchte seine Zunge zwischen den Lippen auf und fuhr von einem Ende des Mundschlitzes bis zum anderen. »Und ich hoffe, dass du kämpfst. Ich hoffe wirklich , dass du kämpfst. Weil ich wirklich, wirklich auf die Chance warte, dir wehzutun.«
Tief unter der Erde, in den Eingeweiden ihres Stützpunkts, gab es noch einen anderen Ort. Den größten Raum, über den sie verfügten. Er war in zwei Bereiche geteilt, die durch Doppeltüren voneinander getrennt waren.
Der größere Teil des Raumes wurde früher als industrieller Kühlraum genutzt, doch jetzt befand sich nichts darin. Er stand leer. Die Neonleuchten summten, die Wände waren vom Rost braun und rot gefärbt, der Boden war übersät mit Flecken von Schweiß, Tränen und Blut.
Daneben, jenseits der Doppeltüren, war ein zweiter, kleinerer Raum. Als sie ihn vier Tage später holen kamen, unerwartet, gewaltsam, brachten sie ihn dorthin. Sie zerrten ihn zu einem einzelnen Stuhl in der Mitte des Raumes und ließen ihn dem entgegentreten, was ihn erwartete.
Dem abschließenden Teil des Programms.
TEIL 3
22
Die Sonne war vor zwei Stunden aufgegangen, doch ich saß immer noch hinter der Tür auf dem Boden, die Knie bis zur Brust hochgezogen. Zwischen den Vorhängen hindurch drang ein dünner Lichtkegel ins Schlafzimmer, der sich aufs Bett legte und sich im Spiegel über der Kommode fing. Draußen, im Nachbarhaus, hörte ich Liz reden.
Ich schaute zur Uhr. 9:44 Uhr. Seit mehr als sechs Stunden befand ich mich nun in dieser Position.
Ich riss die Augen auf. Ich war eingeschlafen.
Im Wohnzimmer klingelte mein Handy.
Schweißgebadet erhob ich mich und schwankte zur Schlafzimmertür. In den Flur und das Wohnzimmer ergoss sich das Morgenlicht. Leise schlich ich durchs Haus und kontrollierte jedes einzelne Zimmer. Jedes Versteck. Die Haustür war wieder geschlossen worden. Der einzige Beweis, dass der Teufel überhaupt existiert hatte, war ein kleiner Dreckklumpen auf dem Teppich gleich vor der Haustür.
Das Handy lag auf dem Wohnzimmertisch.
Ich schaute aufs Display. ETHAN CARTER. Ethan war während der Wahlen mit mir in Südafrika gewesen und arbeitete jetzt als Redakteur bei der Times . Letzte Nacht, nachdem ich von der Polizeiwache zurückgekehrt war, hatte ich ihn angerufen und ihm eine Nachricht hinterlassen,
die aus dem Datum erster März und und dem Schlüsselwort »Mile End« bestand. Ich hatte ihn gebeten, diese Informationen, die Jade mir hinterlassen hatte, zu recherchieren und mich zurückzurufen.
Das Handy verstummte. Ich wartete mehrere Minuten und kontrollierte das Haus ein zweites Mal, ehe ich die Nachricht von meiner Mailbox abrief.
»Davey, ich hab dir gemailt, was ich finden konnte. Viel Spaß damit.«
Mein Computer stand im unbenutzten zweiten Schlafzimmer. Ethans Mail war angekommen. Sie enthielt drei Anhänge. Der erste Anhang war eine Kopie der Times -Titelseite vom zweiten März. Im unteren Teil befand sich eine Story über eine Schießerei in einer Bar in Mile End. Drei Tote, fünf Verletzte. Ich las ein Stück davon, dann öffnete ich die beiden anderen Anhänge. Bei einem handelte es sich um eine Story auf Seite zwei, eine ganze Spalte mit einem Foto der Bar und der Bildunterschrift: Der Schauplatz der Schießerei . Der dritte Artikel aus der Rubrik »Neues in Kürze« war weniger umfangreich und ohne Foto. Ethan hatte alle drei Seiten stark vergrößert.
Ich widmete mich
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