Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totgesagt

Totgesagt

Titel: Totgesagt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Weaver
Vom Netzwerk:
versteckte, könnte Zack mir einfach eine Kugel in den Rücken jagen.
    So oder so hast du nicht die geringste Ahnung, wo du überhaupt bist.
     
    Ob Zack nun in der Nähe war oder nicht, ich würde blind draufloslaufen müssen. Bestenfalls konnte ich hoffen, zurück
zum Auto zu gelangen und auf dem Feldweg umzukehren, über den wir gekommen waren. Irgendwohin musste er ja führen.
    So leise und so langsam ich konnte, drehte ich mich um und sah, wie Jason weiter hinaufkletterte. Er hatte mich jetzt beinahe überholt und befand sich etwa fünf Meter oberhalb von mir. Dann blitzte etwas auf – ein blaues Licht -, und ich sah, wie er sein Handy herauszog. Er hatte es stumm geschaltet. Er schaute auf das Display und dann zurück zu meinem Standort. Sie verständigten sich per SMS. Vorsichtig blickte ich in die andere Richtung. Hatte Zack mich entdeckt? Verriet er Jason gerade, wo ich mich befand?
    Sein Blick schien mich zu fixieren. In der einen Hand hielt er die Pistole, in der anderen das Handy. Ich hielt den Atem an, als er einen Schritt auf mich zumachte. Und noch einen.
    Er kann mich sehen.
    Er blieb stehen, steckte das Handy wieder in seine Tasche und nahm die Pistole in beide Hände.
    Er kann mich wirklich sehen.
    Vorsichtig über den Waldboden tapsend, kam er noch näher, bis er nur noch einen Meter entfernt war und direkt in das Gewirr von Büschen spähte, in dem ich mich versteckte. Er schwenkte die Waffe hin und her und zielte dabei direkt auf mein Gesicht.
    Er starrte über meinen Kopf hinweg und fixierte etwas in meinem Rücken. Dann hob er eine Hand und deutete auf sich selbst. Er gab Zeichen.
    Zack.
    Vor mir war Jason, hinter mir Zack.
    Ich war umzingelt.
    Jasons Blicke suchten jetzt den Wald ab, die Dunkelheit weiter die Anhöhe hinauf. Er stand vollkommen reglos und
lauschte auf die Geräusche ringsum: das Rascheln der Blätter, jedes Knarzen am Boden, das leise tropf, tropf, tropf des Wassers. Plötzlich musste ich an meinen Vater denken, der mitten im Wald in der Nähe der Farm gestanden und genau dasselbe getan hatte. Dad war ein Amateur-Fährtenleser gewesen. Er hatte auf Geräusche gelauscht, Gerüche wahrgenommen, und er hatte jede Fußspur einem bestimmten Tier zuordnen können. Doch Jason war kein Amateur: Er vertraute darauf, dass er die Geräusche der Natur von jenen unterscheiden konnte, die nicht dorthin gehörten. Er wusste, dass ich in der Nähe war. Ich hatte keine Chance, schnell genug zu entkommen, ehe er mich entdecken würde. Das wusste er. Und jetzt ging es darum, meine genaue Position auszumachen.
    Eine Frage des Wartens.
    Ein winziges Geräusch. Aus der Dunkelheit tauchte Zack auf. Er warf Jason einen Blick zu, den dieser erwiderte. Jason legte einen Finger auf seine Lippen. Ich beobachtete die beiden: Sie kommunizierten mit einem Minimum an Bewegungen. Zack deutete mit dem Kopf auf die Anhöhe; Jason schüttelte den Kopf: Er ist irgendwo in der Nähe . Er hatte mich im Unterholz verschwinden und nicht wieder herauskommen sehen. Dieses Unterholz wucherte wild und unkontrolliert, dicht und über eine weite Fläche, doch ich hatte sie nicht abschütteln können. Und jetzt würde ich sie erst recht nicht mehr abschütteln. Sie waren sicher, dass ich hier war – und sie würden diesen Ort nur mit meiner Leiche verlassen.
    Tu irgendwas.
    Langsam – so langsam, dass man kaum von einer Bewegung sprechen konnte – führte ich die Hände wieder zum Boden und tastete herum, die Handflächen flach auf der Erde. In meiner unmittelbaren Nähe fand ich nichts, nur
Lehm und harten Schnee. Beide Männer machten einen Schritt von mir weg. Wieder streckte ich die Finger aus, weiter ins Unterholz diesmal. Dabei streifte ich etwas. Steine. Ein ganzer Haufen Steine, von denen sich aber nur wenige groß genug anfühlten. Einer war dicker als der Rest. Ich hob ihn hoch und legte ihn unmittelbar vor mich; dann wiederholte ich die Prozedur mit einem zweiten. Dabei streifte mein Ärmel einen Busch, doch das Geräusch trug nicht weit, und keiner der Männer drehte sich um.
    Ich legte die Hand um den kleineren Stein.
    Stützte mich ab.
    Wartete. Wartete.
    Dann streckte ich ganz langsam meinen Körper und warf den Stein, so fest und so weit ich konnte, nach links. Mit einem dumpfen Geräusch landete er auf dem Boden, wobei Schnee aufspritzte und die Zweige eines Brombeerstrauchs knackten.
    Die beiden Männer fuhren herum. Zack bewegte sich schneller vom Fleck und hastete mit ausgestreckter Pistole auf die

Weitere Kostenlose Bücher