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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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nie erlebt.“
    „Hui. Das hört sich ja echt romantisch an.“
    „Lara halt deine Klappe. Du wolltest mir auch nicht jedes Detail von Nico erzählen, als ihr euch gerade näher gekommen wart.“
    „Hast ja recht. Übrigens blinkt dein Handy ständig auf.“
    Anna ging hinüber zu ihrem Schreibtisch, wo sie gerade noch ihr Telefon abgelegt hatte. Drei neue WhatsApp Nachrichten von Domenik. Ihr Herz schlug wie verrückt. Betont lässig ignorierte sie die Nachrichten und zog sich in aller Ruhe ihren Schlafanzug an. Mit dem Handy in der Hand kuschelte sie sich unter ihre Decke. Erst jetzt öffnete sie die Nachrichten.
    „Und was schreibt er?“, hörte sie Lara von der anderen Seite des Zimmers fragen.
    „Schlaf gut , Lara.“ Anna löschte das Licht ihrer Nachttischlampe und zog sich die Decke über den Kopf. Endlich allein. Jetzt konnte sie in Ruhe seine Nachrichten lesen.
     
    Die halbe Nacht hatte sie mit Domenik bei WhatsApp verbracht.
    Jetzt wusste sie immerhin, dass Domeniks Vater gestorben war und er bis zu diesem Schuljahr ein anderes Internat besucht hatte.
    Ihre Frage, warum er so spät nochmal die Schule gewechselt hatte, wollte er allerdings nicht beantworten. Er hatte es mit „kompliziert und erzähle ich dir mal persönlich“ abgetan.
    Ansonsten ähnelten sich ihre Lebensgeschichten nur dahingehend, dass sie beide ein Elternteil verloren hatten. Domenik schien mit seinem Vater nicht besonders gut ausgekommen zu sein und er vermisste ihn wohl auch nicht. Anna hatte ihm ein wenig von ihrem Vater und Maya erzählt – und auch zugegeben, dass ihr ihre Mutter schon sehr fehlte. Sie war für ihre Verhältnisse ungewöhnlich offen gewesen. Aber mit Domenik fühlte sich das nicht falsch an.
     
    Nach dem Mittagessen am Sonntag wartete er schon an der Speisesaaltür auf sie und bat sie, mit ihm einen Spaziergang zu machen. Es hatte aufgehört zu regnen und so gingen sie Arm in Arm, als ob sie schon seit Ewigkeiten zusammen wären, über das weiträumige Schulgelände.
    Als sie endlich aus der Sichtweite der anderen im Wald verschwunden waren, zog er sie wieder an sich und küsste sie mit einer Intensität , die ihr abermals durch den ganzen Körper fuhr.
    Endlich wu sste Anna, wie es sich anfühlte, richtig verliebt zu sein.

6
     
    Mein liebster Schatz,
    Und wieder habe ich eine Neuigkeit. Isabelle und ich haben geheiratet. Ja, ich weiß, das kommt jetzt etwas plötzlich. Wo ich dir doch bei meinem letzten Besuch erst erzählt habe, dass ich sie kennengelernt habe.
    Ich habe Isabelle nichts von dem, was passiert ist, erzählt. Unsere Vergangenheit betrifft sie nicht und geht sie auch nichts an. Sie wäre auch ziemlich sicher entsetzt, wenn sie es wissen würde. Und bestimmt hätte sie mich nicht so schnell geheiratet. Sie hat in ihrem Leben mit bitteren Enttäuschungen zu kämpfen gehabt. Ich glaube , sie braucht jemanden, auf den sie sich verlassen kann, und der zu ihr steht. Und genau das, habe ich ihr versprochen, in dem ich sie geheiratet habe. Ich weiß schon, in Wirklichkeit will ich etwas wieder gut machen, was nicht gut zu machen ist.
    Bitte verzeih mir. Ich liebe dich.
     
    Isabelle stand schon eine ganze Weile im Türrahmen des Arbeitszimmers. Alexander saß mit dem Rücken zu ihr an seinem Schreibtisch und schien tief versunken etwas zu schreiben. Er hatte sie nicht kommen hören. Fast wäre sie auf ihn zugegangen und hätte ihre Hand liebevoll auf seine Schulter gelegt. Aber irgendetwas hatte sie im Türrahmen verharren lassen. Er schien angespannt zu sein und ein paarmal hatte er beim Schreiben tief geseufzt. Was ihn wohl beschäftigte? Sie konnte nur erkennen, dass er handschriftlich auf einen weißen Briefbogen schrieb. Verfasste ihr Mann noch herkömmliche Briefe? Sie hätte nicht gedacht, dass er sich mit so etwas altmodischem , wie Briefe schreiben, befassen würde. Er wirkte nicht wie ein Mensch, der mehr Information als notwendig mit anderen austauschte. Aber da konnte sie sich natürlich irren. Wieder wurde ihr bewusst, dass sie einen Unbekannten geheiratet hatte. In den letzten Stunden, seit ihrer Ankunft in Italien, hatte sie diese Erkenntnis wie ein nasser Waschlappen ins Gesicht getroffen.
     
    Auf dem Weg vom Flughafen war alles noch in Ordnung gewesen ...
    Sie war gespannt auf das Haus, von dem Alexander ihr so vorgeschwärmt hatte. Mit dem Mietwagen fuhren sie durch kleine Dörfer und enge Straßen, die Hügel der Toskana rauf und runter. Nach etwa vierzig Minuten Fahrtzeit

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