Totgeschwiegen (Bellosguardo)
hast du ja auch so viele Erinnerungen.“ Isabelle ließ ihren Blick durch den vollgestopften Raum schweifen. „Aber Alexander, jetzt mal ganz ehrlich - ich habe das Gefühl, dass ich hier nichts zu suchen habe. Glaubst du, dass es richtig ist, wenn wir hier alle Weihnachten feiern?“
„Ja und nein. Ich weiß es auch nicht. Ich dachte, es wäre eine gute Idee. Vor allem Anna sollte doch endlich mal wieder ein traditionelles Weihnachtsfest im Kreise einer Familie feiern. Die letzten Jahre waren wir in irgendwelchen Urlaubsresorts an südlichen Stränden, unter Leuten, die sich bewusst gegen das herkömmliche Weihnachten entschieden hatten.“
„Wenn es dir in erster Linie darum geht, Anna ein schönes Weihnachtsfest zu bereiten, gibt es doch noch andere Möglichkeiten. Wir könnten in Hamburg ...“
„Nein, Isabelle. Hamburg ist dein Zuhause, nicht Annas. Sie sollte in einer vertrauten Umgebung sein, wenn ich ihr sage, dass wir geheiratet haben und jetzt eine Familie sind.“
„OK. Aber wie stellst du dir das hier vor? Anna wird sich doch merkwürdig vorkommen, wenn statt ihrer Mutter – ich - in der Küche stehe. Wenn außerdem noch Sophia und Constantin ...“
„Daran wird sie sich schon gewöhnen. Sie soll nur etwas Vertrautes behalten dürfen und das ist dieses Haus.“
„Aber Alexander, ich muss mich hier auch wohlfühlen.“
„Ja, natürlich. Ich sagte doch schon, wir stellen die Möbel um.“
„Aber so bleibt es doch immer noch Katharinas und dein Haus. Verstehst du das nicht?“
„Schatz, Katharina ist tot. Sie liegt auf dem Friedhof, ein paar Kilometer von hier entfernt. Es ist jetzt unser Haus.“
„Gut, aber dann müssen wir hier einiges verändern. Und ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Es ist alles zu sehr euer altes Leben und da will ich mich auch gar nicht reindrängen.“
„Du drängst dich nirgendwo rein. Sag mir, was du hier ändern möchtest und wir beginnen morgen früh sofort damit.“
Isabelle sah sich abermals in dem Wohnzimmer um. Die moderne Ledercouch passte hier überhaupt nicht hin. Das alte abgewetzte Sofa, auf dem sie gerade saßen, war auch nicht wirklich nach ihrem Geschmack. Am liebsten würde sie dieses Zimmer ganz neu einrichten. Und nicht nur das. Das ganze Haus würde sie total verändern. Aber dann würde hier nicht mehr viel an Katharina erinnern.
„Was überlegst du?“ Alexander streichelte ihr sanft über die Haare.
„Ich würde dieses Zimmer ganz anders einrichten.“
Wird er jetzt sauer?
„Sag mir wie und wir gehen es an.“
„Aber was machen wir mit den alten Möbeln?“
„Die können wir in der Scheune neben dem Haus lagern.“
„Und das macht dir wirklich nichts aus?“
„Nein. So kann es hier nicht bleiben, das verstehe ich. Und ich glaube, auch für Anna ist es besser so. Ansonsten ist die Erinnerung an Katharina doch zu stark und du hast recht, wenn du dich hier unwohl fühlst. Wir können das ganze Haus neu einrichten. Nur Annas Zimmer und Katharinas Arbeitszimmer möchte ich bitte so lassen, wie sie waren. Maya frage ich wegen ihres Zimmers, aber ich glaube, der ist es egal, was wir daraus machen.“
Isabelle fiel ein Stein, in der Größe eines Felsbrockens, vom Herzen.
Sie streichelte ihm sanft über die Wange und küsste ihn zärtlich. Alexander erwiderte ihren Kuss und zog sie noch näher an sich heran. Er begann über ihr T-Shirt zu streicheln und ertastete ihre Brüste. Sie spürte das warme, wohlige und prickelnde Gefühl in ihrem Körper aufsteigen ...
9
Liebe Anna, wir freuen uns schon sehr auf Donners tag. Isabelles Sohn ist auf dem gleichen Flug von München nach Florenz gebucht wie du. Ich werde mal sehen, dass ihr nebeneinander sitzt, dann könnt ihr euch schon mal kennenlernen.
Liebe Grüße , Papa
Stirnrunzelnd betrachtete Anna die Nachricht. Typisch ihr Vater. Mit Sicherheit hatte er schon längst bei Lufthansa angerufen und die Sitzplätze reserviert.
Und was , wenn sie diesen Constantin total unsympathisch finden würde? Dann wäre sie schon mal gezwungen, eine Stunde mit ihm zu verbringen. Na toll.
„Was runzelst du so die Stirn , meine Süße?“ Domenik hatte sich auf ihr Bett gefläzt und betrachtete sie neugierig.
„Ach nichts, mein Vater besteht darauf, dass ich neben diesem Constantin auf dem Flug von München nach Florenz sitze. Der fliegt scheinbar von Boston über München.“
„Will dich dein Vater mit diesem Typen verkuppeln?“, fragte Domenik etwas
Weitere Kostenlose Bücher