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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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zu halten.
    Selbstverständlich ließ sich ihre Mutter nicht einfach mit der von Isabelle improvisierten Version, sie wüsste auch nicht wer der Vater ihres ungeborenen Kindes ist, abspeisen. Aber Isabelle blieb hart und beharrte darauf, dass die kleine Sophia ein „Unfall“ aus einem One-Night-Stand war, bei dem sie furchtbar viel getrunken hatte.
    Das Entsetzen ihrer Mutter wich erst, als sie ihre Enkeltochter das erste Mal auf dem Arm hielt. Seitdem hütete ihre Mutter Sophia wie ihren Augapfel und verwöhnte die Kleine nach Strich und Faden. Isabelle kam es immer so vor, als ob ihre Mutter für Sophia irgendetwas gut machen wollte. Und eigentlich war es doch an ihr, Wiedergutmachung zu leisten. Und eben deswegen ...
     
    „Isabelle, Schatz, was machst du denn hier im Dunkeln?“ Sie schreckte hoch, als Alexander sich über sie beugte. Jetzt erst merkte sie, dass sie auf dem abgewetzten Sofa mit dem Stoffbezug lag. Sie konnte sich gar nicht erinnern, sich hier überhaupt hingesetzt zu haben. Ihre dunklen und trübsinnigen Gedanken, an ihre verkorksten Beziehungen, kamen ihr wieder in den Sinn.
    „Ich muss eingeschlafen sein“, murmelte sie schlaftrunken.
    „Bist du zu müde, um essen zu gehen?“ Alexander schaltete eine der Lampen auf der Biedermeierkommode ein und sah sie mit einem fürsorglichen Blick an.
    Immer macht er sich Gedanken, ob es mir auch gut geht. Das ist so rührend und so schön. Ich fühle mich bei ihm sicher und geborgen. Das ist ein Grund, warum ich sicher war, dass ich das Richtige tue, wenn ich ihn heirate. Und dass seine Vergangenheit nicht auszulöschen ist, war ja klar.
    Und eigentlich hätte sie es auch merkwürdig gefunden, wenn Alexander auf einmal so tun würde, als ob es seine Frau nie gegeben hätte. Er war eben der Typ Mann, auf den man sich verlassen konnte. Er war jemand, der die Menschen, die er liebte, nie im Stich lassen würde. Dazu gehörte natürlich, dass er das Andenken an seine Katharina bewahren wollte und dazu musste er eben auch allein auf den Friedhof gehen. In was hatte sie sich vorhin nur reingesteigert?
    „Ich mache mich nur kurz frisch, dann können wir essen gehen. Ich freue mich schon, endlich dein Lieblingslokal kennenzulernen.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln und es fühlte sich gut an. Er erwiderte ihr Lächeln mit einem langen und zärtlichen Kuss.

7
     
    „Alessandro!“ Die rundliche Italienerin war eigens aus der Küche geeilt und drückte Alexander wie ihren verlorenen Sohn an ihren gewaltigen Busen.
    Isabelle stand etwas unsicher daneben und lächelte verlegen. Als Alexander von seinem „Lieblingslokal“ gesprochen hatte, war sie nicht davon ausgegangen, dass er hier wie Verwandtschaft behandelt wurde.
    Alexander begann, in einem sehr schnellen Italienisch mit Giulietta zu sprechen. Dabei vernahm Isabelle ihren Namen. An seinem Tonfall konnte sie hören, dass er etwas unsicher wurde. Oder bildete sie sich das gerade ein? Hatte er Angst vor Giuliettas Reaktion? Wenn es sein Lieblingslokal war, dann war er hier sicher sehr häufig mit Katharina gewesen. Wahrscheinlich hatte Giulietta früher immer die komplette Familie so herzlich begrüßt.
    Giulietta musterte Isabelle intensiv und kritisch. Isabelle versuchte, dem bohrenden Blick der Italienerin, so gut wie möglich stand zu halten. Was blieb ihr auch anderes übrig? Sie kam sich vor, als ob sie vor Alexanders Mutter stehen würde.
    Auf einmal hellte sich das schon etwas faltige Gesicht Giuliettas auf und ihr Mund formte sich zu einem breiten Lächeln. Sie sah Isabelle mit ihren warmen braunen Augen herzlich an und zog nun auch sie in eine Umarmung. Dabei redete sie in Hochgeschwindigkeit auf sie ein. Isabelle verstand kein Wort.
    Dann - endlich – nahmen sie an ihrem Tisch platz. Wie aus dem Nichts erschien ein anderes Mitglied der Familie – dem Aussehen und Alter nach zu urteilen, wahrscheinlich Giuliettas Mann - und ratterte die Speisekarte in ähnlicher Geschwindigkeit mündlich runter. Alexander und der Mann diskutierten lebhaft und soweit Isabelle es verstehen konnte, nicht nur über das Menu. Isabelle kam sich abermals etwas fehl am Platz vor. Während sie überlegte, was sie wohl heute Abend zu essen bekommen würde, fasste sie den Entschluss, schnellstmöglich einen Italienischkurs zu belegen. Nun waren noch weitere Personen an den Tisch getreten. Teilweise mit weißer Schürze, aber auch Gäste hatten sich von ihren Plätzen erhoben und begrüßten Alexander. Es wurden immer

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