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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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Glück weiß Domenik wenigstens Bescheid.
    Nina hatte sie jetzt eingeholt.
    „Was gibt’s?“, fragte Anna ungeduldig.
    „Wegen Domenik. Ich weiß ja, dass du mit ihm zusammen bist ...“
    „Und? Stört dich das?“
    „Nein, das stört mich nicht. Wie du vielleicht weißt, war ich ja auch mal kurz mit ihm zusammen. Am Anfang des Schuljahres ...“ Nina sah auf einmal verlegen zu Boden. „Anna, sei vorsichtig mit Domenik. Er kann sehr gemein werden.“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, drehte sie sich auf dem Absatz um und ging mit schnellen Schritten wieder zum Jungshaus zurück.
    Anna sah ihr kurz perplex hinterher und machte sich dann weiter auf den Weg zu ihrem Haus .
    Domenik kann sehr gemein werden. Da hat die gute Nina nicht ganz unrecht.
    Hatte er Nina auch als Hure bezeichnet, nur weil sie vor ihm schon ein paar Freunde gehabt hatte? Was dachte sich Domenik eigentlich? Sie waren hier in einem Internat und es war eher unüblich, wenn Mädchen mit 17 Jahren noch keinen Sex gehabt hatten. Vielleicht hätte sie in ihrem Alter noch nicht mit drei Jungs geschlafen, wenn sie immer noch zuhause wohnen würde. Das konnte schon sein. Ihre Mutter hätte sie auch sicher nicht abends lange ausgehen lassen. Sie erinnerte sich, welche Kämpfe Maya mit ihrer Mutter ausgestanden hatte, um auch nur eine Stunde länger auf einer Party bleiben zu können.
    Was würde ihre Mutter sagen, wenn sie wüsste , was Domenik vorhin zu ihr gesagt hatte? War sie tatsächlich eine Hure?
    Auf einmal überkam sie eine tiefe Traurigkeit. Was würde sie darum geben, wenn sie jetzt ihre Mutter anrufen könnte.
    In ihrem Zimmer angekommen, zog sie noch nicht einmal ihre Jacke aus. Ungeduldig griff sie nach ihrem Handy in der Schreibtischschublade. Keine neuen Nachrichten. Sie öffnete ihr WhatsApp Programm und den Chatverlauf mit Domenik. Er war gerade online. Sie wartete und merkte, wie ihr Herz zu klopfen begann.
    Schreib doch endlich!
    Aber kein Domenik schreibt wurde angezeigt. Anna starrte einige Minuten auf das Display und legte das Handy auf den Schreibtisch.
    Sollte sie jetzt den ersten Schritt machen? Aber was sollte sie schreiben? Sollte sie sich für irgendetwas entschuldigen?
    Klar , er dachte, sie hätte ihn angelogen. Und irgendwie stimmte das ja auch.
     
    Ich wollte dich nie anlügen. Als du mich mit Max damals im Clubhaus gesehen hast, hatte ich ihm gerade gesagt, dass es vorbei ist. Das mit Max und mir war ein Fehler. Wir hätten nie etwas anderes, als gute Freunde sein sollen. Zu dem Zeitpunkt kannte ich dich doch noch gar nicht und so bin ich nicht auf die Idee gekommen, es dir zu erklären. Danach erschien es mir nie wichtig. Bitte verzeih mir. Ich liebe dich, Anna
     
    Und sie schickte die Nachricht ab.
    Würde er jetzt antworten? Er war nach wie vor online.
    Bitte schreib zurück. Bitte antworte mir, dass du mir verzeihst.
    Aber nach ein paar Sekunden war Domenik offline.
    Was sollte das jetzt bedeuten? Wollte er mit ihr nichts mehr zu tun haben?
    Anna überlegte, ob sie bei ihm im Zimmer vorbeigehen sollte. Sie sah auf die Uhr. Es war kurz nach neun. Bis zehn durfte sie die Jungshäuser betreten. Wenn sie jetzt Domenik besuchen würde, könnte sie aber nicht mehr zu Nico zurückgehen und dann wäre Lara sauer.
    Nein. Domenik sollte ihr antworten. Sie würde ihm jetzt nicht hinterherlaufen. Sie entschied s ich für Lara und Nico und verließ ihr Zimmer.
     
    Sie hatte schlecht geschlafen. An die gefühlten 1000 Mal hatte sie mitten in der Nacht nach einer Nachricht von Domenik gesehen. Nichts. Er hatte sich einfach nicht gemeldet. War es jetzt aus zwischen ihnen?
    Anna spürte , wie die Tränen in ihr aufstiegen. Warum hatte sie ihm nicht viel früher von Max erzählt?
    Trübsinnig ging sie zum Frühstück. Domenik saß mit seinen Freunden schon an seinem Tisch. Sie sah zu ihm hinüber. Er bemerkte sie und sah weg.
    Anna fühlte sich, als ob sie einen Schlag in den Magen bekommen hätte.
    Lara schien Domeniks Reaktion nicht entgangen zu sein. „Ist der immer noch sauer, weil du gestern mit uns zusammen warst?“
    „Nein. Deswegen ist er nicht sauer.“
    „Warum denn dann? Bis gestern wart ihr doch das Liebespaar schlechthin.“
    „Ich will nicht dar über reden.“ Anna merkte, wie schon wieder Tränen in ihr aufstiegen. So schnell sie konnte, stand sie von ihrem Stuhl auf und stürmte aus dem Speisesaal.
    Draußen atmete sie die eisige Dezemberluft ein und versuchte , sich zu beruhigen.
    Zum Glück waren alle

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