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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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das erste Mädchen, welches von der Schule fliegen würde, weil sie nachts mit einem Jungen im Bett erwischt wurde.
    Deswegen machten es natürlich trotzdem alle - man durfte sich nur nicht erwischen lassen. Allerdings musste der Liebesakt möglichst geräuschlos von statten gehen, immerhin schliefen die meisten Schüler in Zweierzimmern. Anna fand, dass sie darauf gut verzichten könnte und vor allem mit Max.
    Zum Glück hatte sie darauf bestanden, die Liaison geheim zu halten. Außer ihrer Zimmernachbarin und gleichzeitig besten Freundin Lara, sowie Max Zimmernachbarn, wusste niemand davon. Max hatte sie immer wieder gedrängt , die Sache offiziell zu machen. Sie hatte ihn damit ruhig gehalten, dass sie sich ganz sicher sein müssten, da sie sonst die Freundschaft in ihrer ganzen Clique aufs Spiel setzten würden.
    Er hatte widerwillig zugestimmt. Das Heimliche an ihrer Beziehung war für Anna das einzig Reizvolle gewesen. Aber nun, nach drei Monaten, hatte auch dieser Aspekt seinen Kick verloren.
    Heute Abend würde sie ihm sagen, dass Schluss war.
     
    Zurück in ihrem Zimmer holte Anna ihr Handy aus der Schreibtischschublade. Im Unterricht waren die Telefone verboten. Die Lehrer sahen es sowieso schon als unnötig an, dass sich die Schüler Facebook und ähnlichem bedienten, wo sie doch alle gemeinsam an einem Ort wohnten. Aber auf diesem Weg ließen sich ganz wunderbar die coolen nächtlichen Aussteigerpartys organisieren, der neuste Klatsch noch schneller verbreiten und das eine oder andere Liebespärchen hatte sich auch auf diese Weise gefunden. Bei ihr und Max war es allerdings nicht so gewesen. Sie hatte im Clubhaus ein paar Bier zu viel getrunken und er hatte die Gelegenheit schamlos ausgenutzt und sie zu einem Spaziergang überredet. In der Dunkelheit der großen Eichenallee hatte er sie geküsst und sie hatte sich auch nicht dagegen gewehrt. Das hatte er als Einladung verstanden, sie ab da regelmäßig nachts zu besuchen und so waren sie angekommen, wo sie jetzt waren.
    Anna scrollte lustlos durch ihr Handy. Bei WhatsApp wartete eine Mitteilung von Maya auf sie.
     
    Habe vorhin eine Nachricht von Papa bekommen. Er sagte, wir würden Weihnachten in der Toskana feiern?! Angeblich hat er eine große Überraschung. Weißt du was darüber? Ich habe ihm geschrieben, dass ich nicht für eine Woche aus Australien kommen kann.
     
    Umgehend schrieb sie an ihre Schwester eine Antwort:
     
    Was soll ich denn allein mit Papa an Weihnachten in dem Haus in Italien? Ich weiß nichts von einer Überraschung.
     
    Anna sah auf ihre Uhr. Sie musste noch die Deutsch-Hausaufgaben machen, bevor sie ins Clubhaus gehen konnte. Widerwillig klappte sie Goethes Faust auf und setzte sich an ihren Schreibtisch.
    „Wenn Gretchen so blöd ist und sich mit dem Teufel einlässt, ist ihr eben auch nicht zu helfen“, grummelte sie gerade vor sich hin, als ihr Handy klingelte.
    Ihr Vater. Wie schön. Sie hatte bestimmt schon zwei Wochen nichts mehr von ihm gehört. Dann konnte sie ihn ja gleich fragen, was das mit Weihnachten sollte. Zu zweit mit ihrem Vater in dem vollgestellten Haus mit lauter traurigen Erinnerungen, nein, davon musste sie ihn unbedingt abbringen.
    „Hallo , Papa, wo bist du gerade?“
    „Hallo , Mäuschen. Ich bin gerade in Frankfurt am Flughafen.“
    „Wo fliegst du denn jetzt wieder hin?“
    „Nach ... ähm ... Asien.“
    „Sag mal , Papa, Maya hat geschrieben, dass wir Weihnachten in Italien verbringen und du eine Überraschung hast?“
    „Ähm ja. Darüber wollte ich gerade mit dir sprechen. Ähm.“
    Pause. War er noch dran?
    „Papa? Ich höre dich nicht mehr.“
    „Ähm ja, also wegen Weihnachten. Ich habe eine Überraschung und die wollte ich euch in Italien zeigen, beziehungsweise ... Leider hat mir Maya geschrieben, dass sie gar nicht mit uns feiern wird.“
    „Ja, habe ich auch gelesen. Wollen wir nicht lieber wo anders feiern? Wie wäre es mit einem Strandurlaub, so wie letztes Jahr? Da kriegen wir von Weihnachten nicht so viel mit. Ist doch besser, oder?“
    „Anna, Liebes, wir haben seit drei Jahren kein richtiges Weihnachten mehr gefeiert. Ich dachte, wir fangen dieses Jahr mal wieder damit an.“
    „Ich weiß nicht, Papa ...“
    „OK, Anna, ich wollte es dir und Maya eigentlich erst an Weihnachten sagen, aber jetzt, wo deine Schwester sowieso nicht kommen wird ... Wir feiern dieses Jahr nicht alleine.“
    „Ich versteh kein Wort.“
    „Ich habe eine Frau kennengelernt. Sie heißt

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