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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alkestis Sabbas
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niederösterreichische Klosterneuburg unterwegs
gewesen. Wegen einer Reifenpanne nahe der Stadt Salzburg hat man einen Stopp
einlegen müssen. Seither fehlt von den 56 Rentnern und dem Busfahrer jede Spur.
Vor dem Altenheim „Himmelsruh“ versammeln sich täglich Menschen zum stillen
Gebet um die lieben Verschwundenen. Für kommenden Samstag ist eine Lichterkette
geplant.
    Ein Sprecher des österreichischen Außenministeriums bedauert indes
die Angelegenheit in einer Aussendung und verspricht Aufklärung. Aufgrund
ähnlicher Vorfälle in der Vergangenheit ist jedoch fast gewiss, dass die
vermeintlichen Bemühungen im Sand verlaufen werden. Wie schon in den letzten
Jahren besteht die österreichische Regierung auf Nicht-Einmischung. Dennoch
hofft Bundeskanzlerin Debet weiterhin auf eine Einigung mit den Behörden.
     
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    „Und so was gibt´s massenhaft im Netz. Quasi seit es
Internet gibt, stehen lauter solche Berichte drin. Der Kreis ist da schon seit
Jahren dran. Selbst die alten Hasen stehen momentan an. Aber die haben sowieso
grad ein ganz anderes Problem. Deswegen müssen wir auch so vorsichtig sein.
Also: Ich hab nur da was rauskopiert, wo´s Sinn macht. Ich darf ja nicht
annehmen, dass irgendwer von euch Chinesisch kann, oder?“
    Während Anna und Bernd erwartungsgemäß verneinen,
scheint Katja noch kurz zu überlegen. „Nein. Ich auch nicht“, gibt schließlich
auch sie zu. „Aber was willst du uns eigentlich sagen? Was gehen uns
irgendwelche Piefke an, die verschwinden? Und was hat das alles mit diesen
Zuckerwatte-Internet-Seiten zu tun, die vor uns geheim gehalten werden? Und was
zur Hölle sind Rentner? Oder ein Altenheim? Erhelle uns, oh allwissende Müllhalde.“
Befriedigt – fast im Wortsinn – genießt Jo die Tatsache, dass Katja mit ihm
spricht. Noch dazu ohne die Anwendung körperlicher Gewalt. „Die steht voll auf
mich“, erklärt er seinem Kleinhirn. Das Konzept des Zynismus hat sich ihm noch
nicht vollständig erschlossen.
    „Ich glaub, ich versteh das“, sagt Bernd. „Es hängt
sogar sehr eng zusammen! In Österreich verschwinden seit Jahren Touristen – und
zwar unverhältnismäßig oft. Und außerordentlich spurlos. Und wir sollen das
nicht mitbekommen. Oder habt ihr irgendwann in der ÖK.h oder im Intranet von
vermissten Ausländern gelesen? Oder im Fernsehen oder im Radio davon gehört?“ –
„Du meinst, genauso, wie wir nicht sehen sollen, dass die Welt da draußen gar
nicht so ein Katastrophengebiet ist, wie man uns glauben machen will? Dass wir
glauben sollen, hier ist alles vollkommen und dort draußen herrscht angeblich
das Elend?“, fragt Katja.
    „Ja klar“, meint
Jo. „Wenn die schon die allgemeinen Nachrichten zensurieren, dann doch erst
recht solche, die Österreich in ein schlechtes Licht rücken könnten. Die
Menschen hier sollen nicht wissen, dass so viele Besucher abgängig sind. Weil
sich offenbar keiner um Aufklärung bemüht. Würden unsere Leute davon hören,
dann würden sie erkennen, dass hier nicht alles so perfekt ist. Und das will
jemand verhindern.“ Bernd erwidert: „Vielleicht ist es sogar noch schlimmer …
Was, wenn jemand die Touristen ganz bewusst verschwinden lässt? Aber wer würde
so was tun? Und warum?“
    Da sind sie
wieder, die zwei kleinen Fragen. Die vier stellen Theorie um Theorie auf,
prüfen jede einzelne und verwerfen sie wieder. Trotz aller Offenheit sind sie
zu sehr in ihren Denkstrukturen und Dogmen gefangen. Bisher ist ja auch immer
alles in Ordnung gewesen. Nie hat es Anlass gegeben, eine Person, eine Gruppe
oder gar das System als solches infrage zu stellen. Zugegeben, Jo hat sich mit
Verschwörungstheorien beschäftigt. Aber mehr als ein Hobby ist es letztendlich
auch für ihn lange Zeit nicht gewesen. Es hat ihm Spaß gemacht, möglichst
abgefahrene Ideen aufzuschnappen, sein Umfeld damit zu ergötzen und via
Intranet mit seinen Kumpels darüber zu diskutieren. Seit er zum Inneren
Kreis gehört, nimmt er die Angelegenheit jedoch wirklich ernst. Weil es
einfach zu viele eindeutige Hinweise gibt. Freilich, gesammelt von ein paar
Typen, deren Realität aus Nullen und Einsern besteht. Aber selbst wenn man 48
Prozent Hirnwichserei

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