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Totsein ist Talentsache (German Edition)

Totsein ist Talentsache (German Edition)

Titel: Totsein ist Talentsache (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alkestis Sabbas
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befriedigenden Auflösung nachgehen werden. Ohne
Anhaltspunkte, ohne Beweise, ohne Ahnung. Dafür aber mit mutigem Herzen, dem
Glück der Tüchtigen und weil sie ohnehin gerade nichts Wichtigeres zu tun
haben. Anna und Bernd sind mit allem einverstanden, solange sie nur zusammen
sind. Und Jo ist von der Idee sowieso begeistert. Jetzt kann er endlich zeigen,
was er wirklich drauf hat. Vor allem Katja. Als sie den Aufzug betritt, läuft
er ihr hinterher und blickt sie treuherzig von der Seite an.
    „Halt dein Höschen fest, Katja!“, ruft Anna, als sich
die Lifttür schließt. Irgendwie wurmt es sie, dass Jo seine amourösen
Prioritäten neu gesetzt hat. Einen unheimlichen Verehrer zu haben, hat Spaß
gemacht und ihrer Eitelkeit geschmeichelt. Als Bernd sie jedoch in seine Arme
nimmt und ihr einen sanften Kuss in den Nacken gibt, ist der treulose Galan
schnell vergessen.
    „Es tut mir so
leid, dass ich jetzt gehen muss. Ich könnte mich ja krank melden, nur sind grad
ein paar Kollegen auf Urlaub und irgendwer muss Doktor spielen. Das würd ich
zwar lieber mit dir tun, aber es hilft nichts, ich muss …“
    Immer noch Bernds zarte Abschiedsküsse auf ihrer Haut
spürend, lässt sich Anna aufs Bett fallen. Es ist erst 18 Uhr, doch die
Aufregungen des Tages und der Rotwein sind zu viel für sie. Augenblicklich
sinkt Anna in einen unruhigen und leider nicht traumlosen Schlaf: Touristen,
die von vermummten Gestalten durch Wien getrieben werden, müssen jeder Überwachungskamera
die Uhrzeit vorlesen. Wer eine falsche Angabe macht, wird von der Weißen Frau,
die seltsamerweise wie Jo aussieht, mit einem Topflappen verprügelt und
anschließend von holographischen Kühen zerrissen. Papa Friedrich ist die ganze
Zeit dabei und hält die Ereignisse mit einer altmodischen Polaroidkamera fest.
Doch die entstehenden Bilder zeigen nicht, was tatsächlich geschieht, sondern
Marionetten in einem Kasperltheater.
    Und dann ist da plötzlich diese Holzwand, gegen die
Anna knallt. So fühlt es sich zumindest an. Die Schmerzen sind zu heftig, um
einem wilden Traum zu entspringen. Stöhnend greift sich Anna an den Kopf und
fragt sich, wer die Umbauarbeiten zwischen ihren Schläfen angeordnet hat.
Schnelle Bewegungen und grelles Licht tunlichst vermeidend, tapst sie ins
Badezimmer.
    Mit einer Packung Schmerzmittel und ihrem rosa
Zahnputzbecher voll Wasser will sie zurück ins Schlafzimmer gehen, als es
erneut knallt. Nur gedämpft. Und nicht in ihrem Kopf, sondern vor ihrer
Wohnung. Auf Zehenspitzen schleicht Anna zur Tür. Es ist nichts zu hören.
    „Hab ich jetzt schon Wahnvorstellungen? Das kommt
sicher vom Saufen ... Verdammt. Ich werd wie meine Mutter. Ich hör was, wo´s
nix zu hören gibt!“ Kopfschüttelnd dreht sie sich um, bleibt aber stehen. 
„Was, wenn da doch…?“ Anna nimmt allen Mut zusammen und dreht vorsichtig den
Wohnungsschlüssel um. Mit angehaltenem Atem öffnet die Tür, soweit es die
Sicherheitskette zulässt und lauscht.
    „Leise, sonst wecken wir sie auf! Sie ist in letzter
Zeit eh schon so zerstreut und verschlossen. Wenn sie uns sieht, wirft sie das
endgültig aus der Bahn.“
    Alarmiert zuckt Anna zusammen und schließt mit
zusammengebissenen Lippen die Tür. Diese Stimme klingt wie die ihrer Mutter.
Halblaute Selbstgespräche und polternde Geräusche kurz nach Mitternacht sind
jedoch selbst für Sophies Verhältnisse ungewöhnlich. Zumal sie eigentlich seit
ein paar Stunden und bis übermorgen auf einer Schönheitsfarm in der Steiermark
ist. „Einbrecher! Und keine Wilma weit und breit“, schießt es Anna durch den
Kopf, einen Schweif an noch mehr Schmerzen hinter sich herziehend. Mit
klopfendem Herzen schleicht sie in die Küche, um sich zu bewaffnen.
Bedauerlicherweise hat Anna ihre haushälterischen Fähigkeiten noch nicht um
„Kochen und Backen“ erweitert. Sie findet in der Eile weder Messer noch
Nudelholz, ja nicht einmal einen Schneebesen. Bernd nennt das „Ordnung“. Anna
nennt es „Verstecken spielen“. Das kommt davon, wenn man einen Mann in die
Küche lässt.
    Anna schleicht
zurück zu ihrer Wohnungstür und nimmt einen Regenschirm vom Garderobenhaken.
Sie fasst ihn mit beiden Händen am unteren Ende, sodass sie die Eindringlinge
notfalls mit dem massiven Knauf niederstrecken kann. „Vielleicht lachen sie
sich ja schon vorher zu Tode“, denkt Anna mit einem Blick auf den Griff, der
wie ein Entenkopf geformt ist. Dann postiert sie sich neben der Türe, bereit
zuzuschlagen, sollten

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