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Totsein verjaehrt nicht

Titel: Totsein verjaehrt nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Vernehmung trotzdem ins Stocken, neigten die Kommissare dazu, selber etwas zu erzählen, um das Vertrauensverhältnis zu untermauern.
    »Was denkst du über den Jungen?«, fragte Liz.
    Nach einem Schweigen sagte Fischer: »Hat er einen Bruder?«
    »Eine Schwester«, sagte Liz. »Sie ist zehn Jahre älter, Friseurin, Gesa ist zu dem Laden gefahren, wo sie arbeitet. Dennis ist ein klassischer Nachzügler. Über seinen Freundeskreis wissen wir noch nichts. Esther und Georg sind unterwegs.«
    Auf einem der Monitore war deutlich zu sehen, wie Dennis’ Lider flackerten. In seinem Blick lag ein Ausdruck aggressiver Unbeholfenheit, wie so oft bei Verdächtigen, die mit aller Macht etwas zu verbergen suchten. Offensichtlich war Dennis so angespannt, dass er nicht einmal nach einem Getränk verlangte.
    »Meine Kollegen wurden durch den Wirt des Torbräus am Sendlinger Tor auf Sie aufmerksam«, sagte Emanuel Feldkirch mit plaudertonartiger Stimme. »Er hat zufällig gehört, wie Sie mit einem Freund über die Überfälle gesprochen haben, und er hatte den Eindruck, Sie könnten der Polizei vielleicht bei der Fahndung helfen. Deswegen rief er uns an.«
    »Der hätt ja auch mich fragen können«, murmelte Dennis.
    »Hab ich ihm auch gesagt. Ich hab ihn gefragt, wieso er nicht zuerst mit Ihnen gesprochen hat. Er sagte, daran habe er nicht gedacht, er wollte keine Zeit verlieren, er hatteSorge, Sie würden bald aufbrechen. Meinem Eindruck nach wollte er wirklich nur helfen, mir scheint auch, dass einer der verletzten Taxifahrer sein Freund ist.«
    »Ist der schwul?« Als Liz Dennis’ Grinsen auf dem Monitor sah, drehte sie angewidert den Kopf weg.
    Feldkirch lächelte, fabelhaft verlogen. Ermuntert nickte Dennis ihm zu. Was der Kommissar ihm bisher erzählt hatte, schien er tatsächlich zu glauben.
    »Keine Ahnung«, sagte Feldkirch. »Jedenfalls meinte der Wirt, Ihre Aussage könnte wichtig sein. Deswegen haben meine Kollegen Sie gebeten mitzukommen. Was genau wissen Sie über die Überfälle?«
    Dennis hob das Kinn. »Ich hab nur gehört, dass die Frau noch lebt. Mehr weiß ich nicht. Wir haben drüber geredet, weil mein Kumpel was in der Zeitung gelesen hat. Das ist alles. Ich les keine Zeitung.«
    »Sie können sich denken, dass es für uns interessant wäre zu erfahren, ob der Freund von Ihnen, der behauptet, dass die Taxifahrerin noch lebt, das in der Zeitung gelesen oder ob er es von jemandem gehört hat. Wie heißt denn der Mann?«
    »Weiß ich nicht.« Dennis richtete sich auf, fummelte mit den Händen in den Anoraktaschen, warf dem Kommissar einen lauernden Blick zu.
    »Macht nichts«, sagte Feldkirch. »War Ihr Kumpel aus dem Torbräu auch dabei, als Sie von Ihrem anderen Bekannten von der Sache mit der Frau erfahren haben?«
    Dennis schüttelte den Kopf, schniefte.
    Nachdem Ohnmus und Esther Barbarov ihn aus dem Lokal geholt und in die Burgstraße gebracht hatten, hatte Hauptkommissar Micha Schell, der mitgekommen war, den »Kumpel aus dem Torbräu« eine halbe Stunde lang befragt. Der Mann hieß Luggi – seinen Familiennamen weigerte ersich zu nennen –, und er kenne, behauptete er, Dennis nur flüchtig. Sie würden ab und zu zusammen ein Bier trinken und »halt so reden«. Was sie »halt so« redeten, fand Schell nicht heraus, denn Luggis Sprechvermögen war eingeschränkt. Der Wirt bestätigte, dass es zwischen Luggi, der schon lange Stammgast sei und dessen Familiennamen er nicht wisse und auch nicht wissen wolle, wie er betonte, und dem jungen Mann keine nähere Bekanntschaft gab. Meist käme »der Junge« – seinen Namen kannte der Wirt ebenfalls nicht – mit einem Freund, anscheinend einem Ausländer, sie würden sich immer an den Tisch hinter der Tür setzen, Apfelschorle und Cola trinken und reden. Nach Aussage des Wirts machte »der Junge« an diesem Morgen einen »merkwürdig aufgedrehten Eindruck«, als sei er auf Droge. Er habe zwei große Gläser Mineralwasser in sich hineingeschüttet und dabei auf Luggi eingeredet, der »von Haus aus Schwierigkeiten beim Zuhören« habe. Was »der Junge« im Einzelnen erzählt habe, konnte der Wirt nicht sagen; auf alle Fälle habe er, wenn er an den Nebentischen bediente, mit angehört, wie er sich wiederholt über den erstochenen Taxifahrer und die gekidnappte Frau ereiferte, ohne dass klar wurde, ob er eigenes oder fremdes Wissen verbreitete. »Da sind die Grenzen bei meinen Gästen fließend«, meinte der Wirt launig zu Schell.
    Obwohl die vorhandenen Steine

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