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Totsein verjaehrt nicht

Titel: Totsein verjaehrt nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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noch keinen Weg ergaben, war die Richtung unübersehbar. Emanuel Feldkirch ging ebenso unauffällig wie unbeirrt Schritt für Schritt weiter.
    »Fahren Sie selber manchmal mit dem Taxi?«
    Dennis nickte, als würde er angestrengt nachdenken. »Kann ich mir nicht leisten. Ich fahr einen alten Opel, der …« Das hatte er nicht sagen wollen. Er blähte die Nasenflügel und streckte die Beine.
    Auf dem Tisch, an dem Fischer saß, lagen Aktenordner und Mappen mit Fotos und Skizzen. Er begann zu blättern, suchte nach einem Hinweis auf den Wagen.
    »Haben Sie mit Ihrem Onkel über den Beruf des Taxifahrers gesprochen?«
    Fischer hörte auf zu blättern und hörte zu.
    »Wieso denn?«, sagte Dennis.
    »Sie haben mir am Anfang erzählt, sie hätten bisher ein paar Probleme im Berufsleben gehabt, unter anderem auch bei der Ausbildung zum Taxifahrer. Haben Sie Ihren Onkel um Rat gefragt?«
    »Den wirklich nicht.«
    »Sie verstehen sich nicht besonders gut mit ihm.«
    »Nein.«
    Dass Feldkirch die Gegenwartsform benutzt hatte, schien Dennis nicht aufgefallen zu sein. Oder es war ihm egal.
    »Hat Ihr Onkel Ihnen geraten, den Taxischein zu machen?«
    Dennis starrte den Kommissar aus kleinen, gehässigen Augen an. »Mein Onkel ist tot, was soll das Gequatsche? Glauben Sie, ich hab ihn erstochen? Glauben Sie, ich hab da was mit zu tun? Glauben Sie, ich stech meinen eigenen Onkel ab?«
    »Nein«, sagte Feldkirch ruhig. »Ich hab halt gehofft, Sie könnten uns helfen, den Mörder Ihres Onkels zu finden. Wir sind für jeden Hinweis dankbar. Seit vier Monaten fragen wir uns, um welche Art Täter es sich handeln könnte. Ausländer? Woher? Osteuropa? Wär denkbar. Uns fehlen die Indizien. Ehrlich gesagt, Sie sind so etwas wie unser erster Zeuge, Sie sind die erste Person, die Aussagen gemacht hat, die nicht aus der Zeitung stammen. Ist ja verständlich, dass ich etwas unruhig und womöglich auch ungeduldig bin.«
    »Merkt man nicht«, sagte Dennis. »Passt schon so. Die Täter sind clever, das passiert. Aber ich weiß nichts über die.Die sind wahrscheinlich schon längst weg, die sind nicht mehr in der Stadt. So seh ich das.«
    »Ja, das ist auch eine unserer Vermutungen. Jetzt hoffen wir natürlich, dass die schwer verletzte Taxifahrerin aus dem Koma aufwacht und sich an etwas erinnern kann. Die Täter haben ihr die Kleider vom Leib gerissen, wahrscheinlich wollten sie sie vergewaltigen. Verstehen Sie das?«
    »Was ist?« In der Nahaufnahme sah Dennis’ Gesicht wie aufgequollen aus, seine Haut noch rissiger und bleicher. Er war vollgepumpt mit Anspannung.
    »Die Täter sind auf Geld aus«, sagte Feldkirch. »Sie beobachten ein Taxi, sie überwältigen den Fahrer, sie bedrohen ihn, sie klauen sein Geld und hauen ab. Warum wollen sie plötzlich eine Frau vergewaltigen?«
    »Vielleicht stimmt das gar nicht«, sagte Dennis, lauter, als ihm bewusst war.
    »Dass sie sie vergewaltigen wollten?«
    »Ja. Wer sagt das?«
    »Die Frau war nackt.«
    »Wieso war die nackt?«
    »Wahrscheinlich, weil die Täter sie ausgezogen haben.«
    »Blödsinn.«
    »Wer hat sie dann ausgezogen?«
    »Weiß ich doch nicht! Wir vielleicht?«
    Dennis sprang, wie von einem Stromschlag getroffen, vom Stuhl, stürzte sich auf Feldkirch, packte ihn im Gesicht und zerrte ihn zu Boden. Der Kommissar krümmte sich und hielt die Arme gegen die Schläge hoch. Doch bevor Dennis einen Treffer mit den Fäusten landen konnte, war Sigi Nick nach einem Sprint in den Vernehmungsraum bei ihm und schleuderte ihn wie ein Judoka auf den Rücken. Dennis stieß einen Schrei aus, schnappte nach Luft und versuchte sich hochzurappeln. Als er den dünnen Kommissar hinter sichspürte, zuckte er zusammen und wollte sich zur Seite rollen. Mit einer harten Bewegung drehte Nick ihm beide Arme auf den Rücken. Dennis schrie auf vor Schmerz, zwei, drei Sekunden lang. Als er aufhörte zu schreien, waren seine Handgelenke mit einem Plastikband gefesselt.
    Dennis trat nach den Kommissaren – Feldkirch war inzwischen aufgestanden –, und weil er sie verfehlte, trat er nach den Stühlen, und der, auf dem er gesessen hatte, kippte um. Dann kickte er den Schreibblock, der heruntergefallen war, durch den Raum. Feldkirch umklammerte Dennis von hinten, während Nick dessen Beine festhielt und auch die Füße mit einem Band fixierte.
    »Setz dich hin und verhalt dich ruhig«, sagte Nick. »Sonst geht das hier noch schlechter für dich aus, als es eh schon ist. Ich belehre Sie, dass Sie nicht mehr als

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