Touchdown
sofort ins Italienische wechseln, und einen Moment lang verfielen alle anderen in verlegenes Schweigen. Schließlich aber fasste er sich wieder und fragte auf Englisch: »Wann waren Sie in der Scala?«
»Noch nie«, sagte Sam. »Hab nur ein paar Fotos gesehen.«
Franco lachte laut, während Antonella den Tisch verließ und sich um den nächsten Gang kümmerte. »Ich werde dich in die Oper ausführen«, sagte Franco zu Puck, der nur lächelte und versuchte, an etwas Schlimmeres zu denken.
Der nächste Gang, il primo piatto, waren anolini, eine kleine runde Pastavariante, mit Parmigiano und Rindfleisch gefüllt und von Steinpilzen bedeckt serviert. Antonella erklärte, es sei dies ein sehr berühmtes Gericht aus Parma, und sie sagte es mit dem bezauberndsten Akzent, den Rick je gehört hatte. Eigentlich war es ihm egal, wie die Pasta schmeckte. Solange Antonella nur darüber redete.
Franco und Sam sprachen über die Oper, auf Englisch. Antonella und Anna sprachen über Kinder, auch auf Englisch. Schließlich sagte Rick: »Bitte, sprecht doch italienisch. Das ist viel schöner.« Und das taten sie dann auch. Rick genoss das Essen, den Wein und die Aussicht. Die Kuppel der Kathedrale wirkte majestätisch durch die Beleuchtung, und in der Altstadt von Parma herrschte lebhaftes Treiben. Dann wurden die anolini abgetragen, und es folgte der Hauptgang, il secondo, ein gefüllter Kapaun aus dem Ofen. Franco, der bereits einige Gläser Wein intus hatte, beschrieb den Kapaun bildhaft als männliches Huhn, das im Alter von nur zwei Monaten - »zack!« - kastriert wird. »Trägt zum Geschmack bei«, sagte Antonella, wobei sie, jedenfalls für Ricks Empfinden, den Eindruck vermittelte, die entfernten Teile könnten mit in die Füllung eingegangen sein. Nach zwei vorsichtigen Bissen jedoch kam es darauf nicht mehr an. Ob mit oder ohne Hoden, der Kapaun war köstlich. Er aß langsam, amüsierte sich über die Italiener und ihre Leidenschaft für das Tischgespräch. Von Zeit zu Zeit wandten sie ihre Aufmerksamkeit ihm zu und wollten etwas über sein Leben erfahren, dann aber glitten sie wieder in ihre eigene melodiöse Sprache zurück und vergaßen ihn. Selbst Sam, der aus Baltimore und Buckneil kam, schien sich wohler zu fühlen, wenn er auf Italienisch mit den Damen plauderte. Zum ersten Mal, seit er in seiner neuen Heimat war, gestand sich Rick ein, dass es womöglich keine schlechte Idee wäre, ein paar Worte zu lernen. Vielmehr eine ganz ausgezeichnete Idee, wenn er sich irgendwelche Hoffnungen machen wollte, bei den hiesigen Mädels zu punkten. Nach dem Kapaun gab es noch Käse und einen anderen Wein, anschließend Nachtisch und Kaffee. Es war schon ein paar Minuten nach Mitternacht, als sich Rick höflich verabschiedete. Er spazierte durch die Nacht nach Hause, fiel aufs Bett und schlief ein, ohne sich vorher auszuziehen.
12. Kapitel
An einem sonnigen Samstag im April, einem herrlichen Frühlingstag in der Po-Ebene, stiegen die Bandits aus Neapel um sieben Uhr früh in den Zug und fuhren nach Norden, um zum Eröffnungsspiel der Saison anzutreten. Kurz vor zwei Uhr nachmittags kamen sie in Parma an. Anstoß war um drei. Der Zug zurück sollte um 23.40 Uhr abfahren, und das Team würde am Sonntag um sieben wieder in Neapel eintreffen, vierundzwanzig Stunden nach der Abfahrt.
In Parma angekommen, nahmen die Bandits - dreißig Mann - einen Bus zum Stadio Lanfranchi und schleppten ihre Ausrüstung in einen engen Umkleideraum, der sich auf demselben Flur wie der der Panthers befand. Sie zogen sich schnell um und verteilten sich dann auf dem Spielfeld, machten Stretching und folgten den üblichen Ritualen vor dem Spiel.
*
Zwei Stunden vor dem Kickoff waren alle zweiundvierzig Panthers in ihrem Umkleideraum, die meisten voller nervöser Energie und wild darauf, sich jemanden zur Brust zu nehmen. Signor Bruncardo überraschte sie mit neuen Spielertrikots - schwarz mit glänzend silbernen Rückennummern und dem Aufdruck »Panthers« auf der Brust.
Nino rauchte noch eine letzte Zigarette. Franco plauder te mit Sly und Trey. Pietro, der Middle Linebacker, der mit jedem Tag besser wurde, meditierte mit seinem iPod. Matteo wuselte durch die Gegend, massierte hier ein paar Muskeln, tapte dort einen Knöchel und reparierte zwischendurch die Ausrüstung. Die typische Atmosphäre vor dem Spiel, dachte Rick. Kleinerer Umkleideraum, kleinere Spieler, kleinere Einsätze, aber einige Dinge blieben bei jedem Spiel gleich. Er war bereit. Sam
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