Touchdown
randvoll mit pappardelle und Kaninchen, dazu eine kräftige Soße, die einfach göttlich aussah und schmeckte. Sie sprachen über italienisches Essen und italienischen Wein, über Italiener im Allgemeinen, über die Orte, die sie bereits besucht hatte, und die, die noch auf ihrer Wunschliste standen.
Sie aßen langsam, wie alle anderen im Paoli auch, und als sie mit dem Käse und dem Portwein durch waren, war es nach elf Uhr.
»Ich möchte eigentlich nicht mehr in einen Club gehen«, gestand sie. »Ich wäre gern bereit, dir ein paar zu zeigen, aber im Moment bin ich nicht in Stimmung. Wir gehen so oft aus.«
»Worauf hast du dann Lust?«
»Gelato.«
Sie spazierten über den Ponte Vecchio und fanden ein Eiscafé, das fünfzig Sorten im Angebot hatte. Dann begleitete er sie zu ihrer Wohnung und gab ihr einen Abschiedskuss.
21. Kapitel
»Wir haben hier fünf Uhr morgens«, begann Rat liebenswürdig. »Warum zum Teufel bin ich morgens um fünf hellwach und telefoniere mit dir? Warum? Kannst du mir das sagen, du Holzkopf?«
»Hallo, Rat«, sagte Rick, während er Arnie in Gedanken dafür erwürgte, dass er die Telefonnummer weitergegeben hatte.
»Du bist ein Schwachkopf, weißt du das? Ein Spitzenvollidiot, aber das wussten wir ja schon vor fünf Jahren, nicht wahr? Wie gehtʹs dir, Ricky?«
»Mir gehtʹs gut, Rat, und dir?«
»Super. Kaum aus dem Ruhestand, gleich geht die Post ab, und die Saison hat noch gar nicht angefangen.« Rat Mullins redete mit hoher Stimme und immer unter Volldampf, selten wartete er eine Antwort ab, bevor er zu seiner nächsten Verbalattacke ansetzte. Rick musste lächeln. Er hatte die Stimme jahrelang nicht mehr gehört, jetzt rief sie angenehme Erinnerungen an einen der wenigen Coachs wach, der an ihn geglaubt hatte. »Wir werden gewinnen, Baby, wir werden fünfzig Punkte pro Spiel erzielen, das andere Team kann ruhig vierzig machen, mir doch egal, trotzdem kriegen sie uns nicht, nie im Leben. Hab dem Boss gestern gesagt, dass wir ʹne neue Ergebnisanzeige brauchen, die alte kann nicht schnell genug zählen für mich, meine Offense und meinen großen Quarterback Holzkopf Dockery. Bist du noch da, Junge?«
»Ich hör zu, Rat, wie immer.«
»Okay, hier ist der Deal. Der Boss hat dir schon ein Ticket gekauft, hin und zurück, erster Klasse, du Arsch, für mich hat er keins springen lassen, musste mit der lahmen Kutsche zurückfahren, fliegst morgens um acht in Rom ab, nonstop nach Toronto, dann nach Regina, wieder erster Klasse, Air Canada, großartige Fluglinie übrigens. Wir werden ein Auto am Flughafen stehen haben, wenn du landest, und morgen Abend essen wir dann zusammen und denken uns brandneue, noch nie da gewesene Passrouten aus.«
»Nicht so schnell, Rat.«
»Ich weiß, ich weiß. Du kannst mitunter sehr langsam sein. Wie gut ich mich daran erinnere, aber ...«
»Hör zu, Rat, ich kann mein Team jetzt nicht einfach verlassen.«
»Team? Hast du Team gesagt? Ich hab was gelesen über dein Team. Der Typ in Cleveland, wie heißt er gleich, Cray, der hatʹs ja echt auf dich abgesehen. Tausend Fans bei einem Heimspiel. Was soll denn das sein, Ringelpiez-Football?«
»Ich hab einen Vertrag unterschrieben, Rat.«
»Und ich lege dir einen neuen zur Unterschrift vor. Einen viel größeren, mit einem echten Team in einer echten Liga, mit echten Stadien, in die echte Fans strömen. Fernsehen. Werbung. Schuhverträge. Marschkapellen und Cheerleader.
»Ich fühl mich hier wohl, Rat.«
Eine kleine Pause, Rat musste Luft holen. Rick sah ihn vor sich, in der Umkleidekabine, aufgeregt auf und ab tigernd, wild gestikulierend, während er wie von Sinnen auf sein Team einredete, dann plötzliches Innehalten, langes, tiefes Luftholen, bevor er zur nächsten Tirade ansetzte.
Eine Oktave tiefer, in einem Tonfall, der durchklingen lassen sollte, wie verletzt er war, setzte er an: »Hör mal, Ricky, tu mir das nicht an. Ich häng mich hier echt aus dem Fenster. Nach dem, was in Cleveland war, na ja ...«
»Fang nicht davon an, Rat.«
»Okay, okay. Tut mir leid. Aber würdest du bitte einfach mal herkommen? Komm auf Besuch und lass mich mit dir reden, von Angesicht zu Angesicht. Könntest du das nicht tun für deinen alten Coach? Keine Bedingungen. Das Ticket ist gekauft, keine Rückzahlung, bitte, Ricky.«
Rick schloss die Augen, massierte sich die Stirn und sagte zögernd: »Okay, Coach. Nur ein Besuch. Keine Bedingungen.«
»Du bist doch nicht so dumm, wie ich dachte. Ich liebe dich,
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