Touchdown
zum Hotel Savoy an der Piazza della Repubblica. Er checkte ein, stellte die Reisetasche in seinem Zimmer ab und suchte sich einen Tisch vor einem der vielen Cafes an der sehr belebten Piazza. Er gab Gabriellas Nummer auf seinem Handy ein, hörte eine Ansage auf Italienisch, entschloss sich aber, keine Nachricht zu hinterlassen.
Während er zu Mittag aß, rief er noch einmal an. Sie schien durchaus erfreut, seine Stimme zu hören, wenn auch vielleicht ein wenig überrascht. Anfangs stockte und stotterte sie hier und da, doch dann kamen sie ins Plaudern, und sie taute merklich auf. Sie war bei der Arbeit, wenn sie auch nicht näher erläuterte, worum es sich handelte. Er machte den Vorschlag, sich auf einen Drink im Gilli zu treffen, einem beliebten Cafe gegenüber von seinem Hotel und, seinem Reiseführer zufolge, einem ausgezeichneten Ort für einen Drink am späten Nachmittag. »Abgemacht«, sagte sie schließlich, »um fünf.«
Er schlenderte durch die Straßen rings um die Piazza, ließ sich mit der Menge treiben, bewunderte die alten Gebäude. Vor dem Dom wäre er beinahe von einer Horde japanischer Touristen über den Haufen gerannt worden. Er hörte jede Menge Englisch, und es schien ausschließlich aus den Mündern amerikanischer College-Studenten zu kommen, die in Scharen da waren, in der großen Mehrzahl weiblichen Geschlechts. Er stöberte durch die Geschäfte auf dem Ponte Vecchio, der alten Brücke, die über den Arno führt. Noch mehr Englisch. Noch mehr Studentinnen.
Als Arnie anrief, saß er mit einem Espresso und seinem Reiseführer in einem Cafe an der Piazza della Signoria, nahe den Uffizien, wo die Touristen in Massen darauf warteten, die großartigste Gemäldesammlung der Welt zu sehen. Er hatte beschlossen, Arnie nicht zu sagen, wo er war.
»Gut geschlafen?«, begann Arnie.
»Wie ein Baby. Es wird so nicht funktionieren, Arnie. Ich haue hier nicht mitten in der Saison ab. Nächstes Jahr vielleicht.«
»Es wird kein nächstes Jahr geben, mein Junge. Es heißt jetzt oder nie.«
»Es gibt immer ein nächstes Jahr.«
»Nicht für dich. Rat wird sich einen anderen Quarterback suchen, kapierst du das nicht?«
»Ich kapier besser als du, Arnie. Ich hab das alles mitgemacht.«
»Sei nicht blöd, Rick. Verlass dich drauf, dass ich recht habe.«
»Schon mal was von Loyalität gehört?«
»Loyalität? Wann hat sich das letzte Mal ein Team dir gegenüber loyal verhalten, Junge? Du bist so oft entlassen worden ...«
»Vorsichtig, Arnie.«
Eine Pause, dann: »Rick, wenn du dieses Angebot nicht annimmst, dann kannst du dir einen anderen Agenten suchen.«
»Damit habe ich gerechnet.«
»Komm schon, Junge. Hör auf mich.«
Rick machte gerade ein Nickerchen, als sein Agent erneut anrief. Ein »Nein« als Antwort zu erhalten war für Arnie stets nur ein vorübergehender Rückschlag. »So, ich hab sie jetzt bei hundert Mille. Ich reiß mir hier den Arsch für dich auf, Rick, aber von dir kommt nichts zurück. Gar nichts.«
»Danke.«
»Keine Ursache. Folgende Abmachung: Das Team spendiert dir ein Flugticket, damit du rüberkommen und mit Rat reden kannst. Heute, morgen, bald. Okay, also ziemlich bald. Würdest du das bitte für mich tun?«
»Ich weiß nicht ...«
»Du hast eine Woche frei. Bitte, Rick, tu mir den Gefallen. Ich habe es weiß Gott verdient.«
»Lass mich drüber nachdenken.«
Er klappte langsam das Telefon zu, während Arnie immer noch redete.
*
Einige Minuten vor fünf fand er einen Tisch vor dem Gilli, bestellte sich einen Campari mit Eis und versuchte, nicht jeder weiblichen Person, die die Piazza überquerte, nachzublicken. Ja, gestand er sich ein, er war ziemlich nervös, freute sich aber auch auf das Treffen. Er hatte Gabriella zwei Wochen lang nicht gesehen, hatte auch nicht mit ihr telefoniert. Keine E-Mails. Keinerlei Kontakt. Dieses kleine Rendezvous würde über die Zukunft ihrer Beziehung entscheiden, so es denn tatsächlich eine geben sollte. Es konnte ein herzliches Wiedersehen werden, bei dem ein Drink zum nächsten führte, oder aber eine steife und verlegene Angelegenheit, eine abschließende Dosis nicht eingestandener Realität.
Eine kleine Gruppe von College-Studentinnen fiel über einen Nachbartisch her. Sie redeten alle gleichzeitig - die Hälfte über Handy, die anderen untereinander, alle aber mit voller Lautstärke. Amerikanerinnen. Akzente aus dem Süden. Acht insgesamt, sechs davon blond. Überwiegend Jeans, aber auch ein paar sehr kurze Röcke.
Weitere Kostenlose Bücher