Touched
daheim und leistete mir Gesellschaft. Der Tag verging in einem Nebel aus Mikrowellen-Popcorn und Pediküre. Am Ende konnte ich Lucy aber doch nicht mehr an der Nase herumführen.
»Was ist eigentlich mit dir und Asher los?«, fragte sie. »Ich habe gestern Abend seine Stimme gehört. Alles okay?«
Ich gestand mir ein, dass Lucy ihre Pläne mit Tim über Bord geworfen hatte und daheimgeblieben war, um mich aufzuheitern. Mein künstliches Lächeln hielt ihrem besorgten Blick nicht Stand, und ich fragte mich, ob ich in der Lage wäre, meine Schwester zu beschützen, wenn es hart auf hart käme.
»He! Du hast doch nicht etwa Schluss gemacht, oder? Das wäre wirklich dumm von dir. Er ist anders, als ich dachte. Jeder, der Augen im Kopf hat, sieht, dass ihr zusammengehört.«
Ich bemühte mich, meine Gefühle im Griff zu behalten. »Nein. Asher ist in Sachen Familie unterwegs. Deswegen musste er gestern Abend nach Portland. Ich mache mir Sorgen um ihn, das ist alles. Er hätte eigentlich längst anrufen müssen.«
Lächelnd nahm sie mich in den Arm. »Gib ihm Zeit. Der ruft schon an.«
Um sechs Uhr abends gab ich es auf, Interesse an den Filmen zu heucheln, und marschierte vor dem Wohnzimmerfensterauf und ab. Mein Handy klingelte, und ich ging damit in die Diele, um ungestört zu sein.
»Asher?«
»Ja, ich bin’s. Es ist alles okay, Remy. Es lief besser als erwartet!« Er klang erleichtert und erschöpft.
»Wir sind in Sicherheit?« So einfach konnte es nicht gewesen sein.
»Ja. Ich habe sie selbst ins Flugzeug zurückgebracht. Wir haben sie davon überzeugt, dass Lottie etwas in den falschen Hals bekommen haben muss. Wir hätten in der Stadt Ausschau nach einer Heilerin gehalten, aber keine gefunden. Das haben sie uns abgenommen. Wieso auch nicht, schließlich haben wir sie bislang noch nie belogen.« In seinem Ton klang Bedauern mit. »Zur Sicherheit bleiben wir noch, bis sie wieder in der Luft sind. Dann machen wir uns auf den Rückweg.«
Ich rutschte an der Wand herunter, bis ich auf dem Boden saß. Das ungute Gefühl, das ich die ganze Nacht über verspürt hatte, blieb. »Bist du sicher?«
Seine Stimme liebkoste meine angeschlagenen Nerven durchs Telefon. »Ich bin sicher. In ein paar Monaten kommen sie wieder zu Besuch, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Wir müssen uns bedeckt halten, damit wir keine Aufmerksamkeit auf uns lenken. Aber vorerst ist alles in Butter.«
Ich versuchte, das schlechte Gefühl abzuschütteln. »Wann seid ihr denn zurück?«
»In ein paar Stunden.« Er nieste.
»Ich hätte dich vor eurem Aufbruch heilen sollen. Wenn du wieder da bist, solltest du dich erst mal zu Hause ausruhen. Wir sehen uns dann morgen. Es war für uns alle ein langer Tag.«
Er senkte die Stimme. »Während Gabriel fährt, schlafe ich. Und bei dir, alles okay?«
Offensichtlich führte ich heute niemanden hinters Licht. »Ja. Bin bloß müde. Ich habe letzte Nacht nicht geschlafen. Bis morgen?«
»Ja. Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch. Und, Asher? Danke!«
»Nichts zu danken. Du weißt doch, wir stecken da gemeinsam drin!«
Wir legten auf, und Lucy streckte den Kopf in die Diele. Ich fragte mich, was sie mitbekommen hatte. »Alles okay jetzt?«
Ich rappelte mich auf. »Klar. Hast du Lust, irgendwo was essen zu gehen? Mir fällt die Decke auf den Kopf.«
Sie lächelte mich spitzbübisch an. »Nur, wenn wir uns griechische Pizza mit einer Extraportion Oliven bestellen!«
Als ich nickte, stürmte sie hoch, um sich umzuziehen, und ich folgte ihr. Meine Laune besserte sich. Wenn Asher sagte, dass die Beschützer abgereist waren, dann konnte ich ihm das glauben. Im Grunde standen wir wieder da, wo wir angefangen hatten. Leichteren Herzens beschloss ich, mir mit meiner Schwester einen schönen Abend zu machen. Als wir uns in Jeans, Pullis und unsere Mäntel eingemummelt hatten, fuhren wir zum Beachfront Restaurant, ergatterten in dem vollen Lokal gerade noch einen Fensterplatz mit Blick auf die Main Street und bestellten uns zusammen eine mit Oliven überladene Pizza mit Sauerteigkruste.
Auf dem Heimweg stoppten wir beim Heavenly, um uns ein Espresso-Chip-Eis zu kaufen, das wir daheim als Nachtisch essen wollten. Ich fuhr den Mustang in die Garage, und Lucy eilte voran zum Haus. Die Alarmanlage war aus, und ich überlegte, ob ich sie angeschaltet hatte, bevor wir weggefahren waren. Als ich hinter meiner Schwester in die Küche trat, wäre ich beinahe mit ihr zusammengestoßen.
»Lucy, wieso
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