Touched
Ich bin für Lucy verantwortlich. Ich kann sie nicht allein lassen.«
Asher schaute mich traurig an. »Ich weiß. Gabriel und ich fahren allein. Wir fangen sie ab, sobald sie morgen Nachmittag von Bord gehen. Und erzählen ihnen, wir hätten die Heilerin entdeckt und sie getötet. Dich getötet. Was auch immer nötig ist, damit sie verschwinden. Remy, ich schwöre dir, ich bringe das wieder in Ordnung!«
Ich rieb mir mit einer Hand übers Gesicht. »Was, wenn du das nicht schaffst? Was, wenn sie unbedingt herkommen und Beweise sehen wollen? Oh Gott! Meine Familie, Asher! Ich kann nicht … Ich könnte nicht leben …« Ich sah Anna vor mir, die erleben musste, wie ihr Zuhause niederbrannte, und ihre Mutter getötet wurde.
Er riss mich aus meinen Gedanken. »Du bleibst hier. Ich kümmere mich um alles. Ich sehe zu, dass dir nichts passiert. Egal, was es kostet, das habe ich dir doch gesagt.«
Mein Magen krampfte sich zusammen. Ich glaubte, er würde alles in seiner Macht Stehende tun, damit uns nichts zustieß. Die Beschützer waren unterwegs, um mich zu töten, und er würde versuchen, sie aufzuhalten, während ich hier qualvoll warten musste. Mein ganzes Training war umsonst gewesen, weil Asher an meiner Stelle ging. Der Gedanke schnürte mir die Luft ab.
Er drückte mich an sich. »Alles wird gut, versprochen. Du kannst mir glauben«, flüsterte er.
Ich glaubte nicht an Schwüre, und trotzdem hörte ich mir erstaunt selbst zu, als ich ihn um einen bat. »Das ist nicht fair. Bitte schwör mir, dass du wiederkommst.«
Er zog mich ins Wohnzimmer und nahm mein Gesicht in seine Hände. »Nichts auf dieser Erde kann mich von dir fernhalten. Weißt du das nicht? Wir stecken hier in keiner Tragödie, mo cridhe. Wir werden glücklich leben bis ans Ende unserer Tage!«
»Ich liebe dich«, sagte ich kaum hörbar.
Er zog mich an sich, hielt mich in einer verzweifelten Umarmung. So hatte er mich noch nie geküsst, mit absoluter Hingabe, nicht einmal beim ersten Mal auf der Fähre. Doch wie damals fing auch jetzt mein Körper an, ihn zu heilen, und ich versuchte, mich von ihm zu lösen. Asher wollte mich nicht gehen lassen. Er schob die Hände in mein Haar und drückte seine Lippen fest auf meine. Ich konnte gar nicht nahe genug an ihn herankommen. Zu früh musste er mich mit einem eindeutig schmerzvollen Blick wieder freigeben. Grüne Funken flirrten zwischen uns.
»Ich komme wieder, mo cridhe.« Er wich zurück, als würdedas all seine Kraft erfordern, und ging an seinem Bruder vorbei zur Haustür hinaus.
»Gabriel?« Gabriel war seinem Bruder schon gefolgt, hielt nun inne und sah zu mir. »Was bedeutet mo cridhe?«
Gabriels Miene wurde weich. »Das ist Gälisch und bedeutet ›mein Herz‹. Mein Vater hat meine Mutter so genannt. Er hat gesagt, sein Herz hätte erst wirklich zu schlagen begonnen, nachdem er sie kennengelernt hatte.«
Ich hielt mich am Türrahmen fest, weil meine Knie plötzlich nachgaben. Gabriel begegnete meinem strengen Blick mit kühlen Augen. »Komm ohne ihn wieder und ich brech dir jeden einzelnen Knochen in deinem Körper!«
Er nickte. »Und du denkst an dein Training, Heilerin. Du hast meinen Bruder ins Leben zurückgebracht. Und ich bin dabei, den Gedanken, dass die einzig gute Heilerin eine tote Heilerin ist, zu überdenken. Enttäusch mich jetzt nicht!«
Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, und ich bereitete mich auf die längste Nacht meines Lebens vor.
Auf mich allein gestellt, um auf Lucy aufzupassen, saß ich in meinem Zimmer, fürchtete mich vor meinem eigenen Schatten und schreckte bei jedem seltsamen Geräusch hoch. Trotz Ashers Versicherungen, Lottie sei die Stalkerin gewesen, konnte ich den Gedanken nicht abschütteln, dass draußen etwas Dunkles lauerte und auf seine Chance wartete, ins Haus gelangen zu können.
Asher rief in der Nacht einmal an, um mir mitzuteilen, sie seien nun in Portland. Er klang sehr erkältet, und ich wünschte, ich hätte ihn vor seinem Aufbruch noch ganz heilen können. Er beschwerte sich nicht, aber Gabriel grummelteim Hintergrund, wenn Asher ihn anstecken würde, könne er für nichts garantieren, und ich hätte beinahe gegrinst.
Nachdem wir aufgelegt hatten, wartete ich wieder. Ich war froh, als es endlich Morgen war. Lucy bemerkte meine gedrückte Stimmung und ließ mich in Ruhe. Als sie erwähnte, sie würde den Tag mit Tim verbringen, machte ich ihr weis, ich hätte urplötzlich eine unbändige Lust auf Schmalzfilme, und sie blieb
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