Touched
deine Mutter all die Jahre über geheilt hast. Du hast mir die Rippen gebrochen und die Schulter ausgerenkt. Deine Lügen retten dich auch nicht mehr!«
Ich weigerte mich, Angst zu zeigen, begegnete Deans funkelndem Blick kühl und schluckte die Galle hinunter, die in meinem Hals aufstieg. »Welche Lügen? Wir haben gekämpft, ein Spiegel ist zersplittert, du bist gestürzt und auf die Schulter geknallt. Das war alles!«
Annas Stimme füllte die gespannte Stille.
»Zwei Männer – Beschützer – waren zu uns nach Hause gekommen, weil sie von den Gerüchten gehört hatten. Sie brachten meinem Vater Verletzungen bei, um meine Mutter dazu zu zwingen, entweder ihr Geheimnis zu verraten oder ihm beim Sterben zuzusehen. Als sie ihn heilte, töteten sie sie und…«
Dean verzog die Lippen zu einem Lächeln. Er richtete den Revolver auf Lucy.
»Nein!«
Der Schuss ließ mir keine Zeit für eine Reaktion. Gerade hatte Lucy noch neben mir gesessen und ängstlich meine Hand umklammert. Im nächsten Augenblick kippte sie zur Seite, und auf dem dünnen Baumwollstoff ihres T-Shirts erschien an der Taille ein roter Fleck. Sie schrie so markerschütternd, dass ich beinahe die Beherrschung verloren hätte. Als ich mich zu ihr beugte, winkte Dean mit dem Revolver.
»Ich möchte sehen, was du tun kannst, aber ich bin nicht blöd. Wenn du mich zu berühren versuchst, schieß ich noch mal. Und zwar auf ihren Kopf. Kapiert?«
Ich nickte, und er machte mir ein Zeichen, anzufangen. Ich kniete mich neben die Couch, und Lucy umklammerte meine Hand und sah mich flehend an. Aus dem Einschussloch seitlich an ihrer Taille sickerte Blut. Ich schob ihr Shirt nach oben, drückte meine freie Hand darauf, um die Blutung einzudämmen und scannte sie. Die Kugel hatte sie vollständig durchdrungen, ohne die Organe zu beschädigen, aber sie verlor zu viel Blut, und das zu schnell. Wenn ich die Wunde nicht schloss, würde sie sterben.
Als ich fester drückte, stöhnte sie. »Bitte, mach das nicht. Das tut weh.«
»Halt durch, Luce«, hauchte ich. »Ich helfe dir.«
Ich zog meine Jacke aus, formte ein Kissen daraus und stopfte es unter Lucy, um den Blutfluss an der Austrittsstelle zu stoppen, bevor ich meine andere Hand auf ihren Bauch legte. Zunächst einmal war es wichtig, die Verletzung zu sterilisieren. Andernfalls konnte sich, nachdem ich die Wunde wieder geschlossen hatte, in ihrem Körper eine Infektion zusammenbrauen.
»Gib mir die Flasche!«, schnauzte ich Dean an. »Vor der Heilung muss die Wunde erst mal desinfiziert werden!«
Anstatt mir den Tequila zu geben, nahm er eine andere Flasche aus der Hausbar und schickte sie mit einem Schubs seiner Stiefel rollend über den Boden. Ich nahm sie, goss die feurige Flüssigkeit über die Wunde. Lucy schluchzte auf, und ich hätte am liebsten mitgeweint. Ich warf die leere Flasche weg und legte meine Hand auf ihren Bauch zurück.
Mit geschlossenen Augen konzentrierte ich mich darauf, meine Energie in ihren Körper zu schicken. Die Kugel hatte Haut, Gewebe und Muskeln durchdrungen. Alles reparabel, aber das Blut …. In dem Bewusstsein, dass meine Schwester im Sterben lag, konnte ich mich nur schwer konzentrieren. Ich holte tief Luft. So schnell ich konnte, reparierte ich das zerfetzte Gewebe und Muskelfleisch, wobei ich mich von innen nach außen vorarbeitete. Es dauerte ein paar Minuten, dann kam die Blutung zum Stillstand.
»Ja, du meine Fresse!« Deans erstauntes Flüstern bekam ich kaum mit, als Lucys Haut sich an den Kanten der Schusswunde zu schließen begann. Die klaffende Wunde verschwand, und es blieben nur Schmauchspuren und Blut zurück. Auch die Austrittswunde hatte sich geschlossen, aber Lucy sah so blass aus.
Ihre Augen öffneten sich flatternd. »Remy?« Ihre Stimme klang kräftiger, und ich atmete erleichtert auf.
Ich richtete mich von meiner gebückten Haltung auf und starrte Dean zornig an. »Du willst mich lebend, um ans große Geld zu kommen? Dann mach dich mal besser bereit, den Arzt zu spielen, du Scheißkerl, denn ich weiß nicht, ob ich es schaffe, die Blutung zu stillen!«
Stirnrunzelnd betrachtete Dean Lucys Bauch. »Wovon zum Teufel redest du? Man kann ja nicht mal mehr sehen, dass ich sie angeschossen habe!«
Ich holte tief Luft, um Kraft zu tanken, und löste meineHände von Lucy. Eine blauer Funkenbogen entstand zwischen uns und sie japste auf. Als meine Haut aufriss und an meiner Taille heiße Flüssigkeit austrat, nahm ich außer tierischen Schmerzen
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