Touched
dem Schluss kommst, Antworten zu wollen, dann bin ich da. Mehr als das muss es nicht sein.«
Beide wussten wir, dass das nicht stimmte. Ohne einen Blick zurück betrat ich das Haus. Einen Augenblick später heulte sein Motorrad auf, und er brauste davon. Dieser Klang fasste alle Versuchungen und Gefahren zusammen, die von diesem Jungen ausgingen. Es wäre so einfach, klein beizugeben und ihm all meine Geheimnisse zu erzählen, aber damit würde ich alles aufs Spiel setzen.
Ben, Laura, Lucy und das kleine bisschen Frieden, das ich in Blackwell Falls gefunden hatte. War ich bereit, all das aufzugeben? Möglicherweise musste ich das, wenn ich Asher Blackwell vertraute – und er mich dann verriet.
Jeder weitere Gedanke erübrigte sich, als ich zu den dreien in die Küche trat. Sie aßen zu Abend und plauderten angeregt, als hätten sie mich nicht gerade noch vom Fenster aus beobachtet und sich über den Jungen auf dem Motorrad die Köpfe heißgeredet.
Nie und nimmer gebe ich das auf.
6
Für die Schule zog ich dunkelbraune kniehohe Stiefel über ein neues Paar eng anliegender Jeans, dazu eine dunkelgrüne Satinbluse, wobei ich zu verdrängen versuchte, an wessen Augen die Farbe mich erinnerte. Wie es inzwischen zu unserer Gewohnheit geworden war, fuhren Lucy und ich in ihrem Auto zur Schule, und sie quasselte mir die ganze Zeit über die Ohren voll. Ich kämpfte gegen die Nervosität an, dass ich Asher wiedersah, und war fest entschlossen, zu meinem eigenen Wohl einen großen Bogen um ihn zu machen.
Sobald wir auf den Schulparkplatz fuhren, stand auch schon die erste Versuchung an. Asher lungerte ein paar Plätze weiter oben herum, er lehnte an seinem schwarzen Motorrad – eine Vintage Indian, laut Ben, der wohl neidisch war. Der schwarze Helm, den er in der Hand hielt, hatte sein langes, welliges Haar zerzaust. Ein versprengter Sonnenstrahl schien auf seinen schlanken, muskulösen Körper, und er hatte ausnahmsweise mal keine schmachtende Tussi an seiner Seite. Seine Augen glühten heißer als die Sonne, als er mich ansah und aufforderte, zu ihm zu kommen. Riesige Schmetterlinge flatterten in meinem Bauch herum.
»Cool down, Mädel, und hör auf zu sabbern«, flüsterte Lucy.
Es fiel zwar schwer, aber ich schaffte es, mich von seinem Anblick loszureißen. Ich sah zum bewölkten Himmel hoch und sagte: »Okay. Ich schaffe das!«
Selbst in meinen eigenen Ohren klang das nicht überzeugend. Lucy schüttelte mitleidig den Kopf. »Bist du dir denn sicher, dass du das willst?«
Sie wusste, dass ich beschlossen hatte, Asher aus dem Weg zu gehen, allerdings nicht, wieso. Froh über ihre Unterstützung, hakte ich mich bei ihr unter, und wir schlenderten an ihm vorbei. Ich spürte, dass sein Blick mir folgte, aber ich sah nicht zurück.
»Oh ihr Schwächlinge! Wir O’Malleys sind aus härterem Holz geschnitzt! Ein hübsches Gesicht und ein Luxuskörper hauen uns noch lange nicht um!« Lucy wirkte etwas unsicher, weil ich wohl zu oft von Ashers Körper geschwärmt hatte.
Bis zum Mittagessen bekam ich ihn nicht mehr zu Gesicht. Und dann nahm er, anders als am Morgen, keinerlei Notiz von mir, denn er wurde gerade von einer kleinen Brünetten angegraben, die ihn mit großen Kuhaugen anhimmelte. Schon recht.
Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder meinen neuen Freunden zu. Sie schmiedeten Pläne für eine Segeltour am Wochenende und waren völlig entsetzt, als ich zugab, nicht schwimmen zu können. Diese Überraschung war nichts verglichen mit der, als wir auf Autos zu sprechen kamen und sie herausfanden, dass ich nicht fahren konnte. Aber für ein Auto hätte unser Budget bei Deans ständigem Alkoholkonsum nun mal nicht gereicht.
Ich blickte von ihnen weg und sah direkt in Ashers Augen. Er musterte mich von seinem Tisch aus und ließ die Brünette links liegen, die ihre Bemühungen schließlich aufgab.
Lucy stupste mich an, um meine Aufmerksamkeit wieder auf die Gruppe zu lenken. »Hast du denn wenigstens am Verkehrserziehungsprogramm teilgenommen?«
»Ja, und den Lernführerschein habe ich auch, aber mir fehlt die Praxis.«
»Na dann sieh um Himmels willen zu, dass Dad mit dir fährt. Als ich es gelernt habe, hätte nicht viel gefehlt und ich hätte Mom umgebracht. Als Beifahrerin ist sie eine Katastrophe!«
»Weißt du, Remy«, sagte Brandon. »Du machst wirklich all meine Fantasien über Citygirls zunichte.«
Greg gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf und Brandon grunzte. »In New York fährt kein
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