Touched
Mensch Auto, du Blödmann.«
So ging es gerade weiter, und meine Unzulänglichkeiten waren damit fürs Erste vom Tisch. Ich lachte mit allen anderen mit und beachtete das hohle Gefühl in meiner Magengrube nicht, als ich bemerkte, dass Asher die Cafeteria verlassen hatte.
Nach der Schule trafen wir uns alle regelmäßig im Clover Café. Dann tranken wir einen Espresso, machten unsere Hausaufgaben und tauschten gleichzeitig den neuesten Klatsch aus. Auch die Blackwells kreuzten dort von Zeit zu Zeit auf, einschließlich Gabriel, dem älteren Bruder, der sich allerdings nicht dazu herabließ, sich unter die Highschool-Meute zu mischen. Gewöhnlich kam er in Begleitung – er hatte da offenbar eine Auswahl besonders dumpfbackiger Studentinnen an der Hand –, die ihn bei Laune halten musste. Mir war es völlig schleierhaft, wie ein Richter ihm dieVormundschaft für seine jüngeren Geschwister übertragen konnte.
Falls ich angenommen hatte, Asher würde mich in ein Gespräch verwickeln, sobald wir einmal allein waren, befand ich mich auf dem Holzweg. Ungefähr eine Woche, nachdem er bei mir zu Hause aufgetaucht war, entdeckte ich ihn, wie er allein an einem Tisch saß und ein Buch las. Von meinen Freunden war noch keiner da, und ich zögerte. Schließlich setzte ich mich an unseren normalen Tisch, der sich neben seinem befand, was er mit einem unpersönlichen Nicken zur Kenntnis nahm.
Nachdem ich mir einen großen Caffè Mocha bestellt hatte, nahm ich meine Ausgabe von Das Bildnis des Dorian Gray zur Hand und gab vor zu lesen. Trotz seiner abweisenden Art spürte ich gelegentlich seinen Blick auf mir ruhen. An einem Punkt hätte ich schwören können, dass seine Energie auch mich zuwogte. Sie erreichte mich mit leichter Brandung und nur wenig Kraft dahinter. Statt der Monsterwelle, die er mir schon zweimal entgegengesandt hatte, fühlte sich dies eher an wie ein … Stoß. Ich verstärkte meine mentale Barrikade und der Energiestrom prallte ab, ohne Schaden anzurichten.
Als ich den Kopf herumriss und ihn anfunkelte, schaute er mich mit Unschuldsmiene an.
Lucy und die anderen tauchten auf. Ich begrüßte sie, war aber gleichzeitig damit beschäftigt, herauszufinden, welches Spiel Asher spielen wollte. Einige Minuten später, als Greg gerade über unseren Mathelehrer ablästerte, traf mich die nächste Energiewelle. Wieder eher wie ein Stoß, nervig zwar, aber nicht schmerzhaft. Meine mentalen Mauern hielten stand, und sie verebbte auch diesmal wieder.
Aus den Augenwinkeln sah ich, dass sich seine vollen Lippen zu einem Lächeln verzogen.
Das kann ich auch, du Blödmann.
Später, als meine Freunde ihre Sachen zusammensammelten, weil sie nach Hause wollten, nahm ich an, er würde mich wieder überrumpeln wollen wie damals im Underground. Betont gelassen wartete ich, dass die anderen loszogen und ich ihnen folgen konnte. Dann fuhr ich meine mentale Mauer abrupt herunter, da ich mich erinnerte, wie heftig er schon einmal darauf reagiert hatte.
Asher merkte es sofort. Sein Körper spannte sich an und er schien mit sich zu ringen. Seine Augen blitzten, und ich fragte mich, ob er vielleicht gegen den Drang ankämpfte, mich anzugreifen. Doch was immer er im Schilde führte, er versuchte nicht, mir wehzutun. Anscheinend wollte er, dass ich meine mentalen Mauern oben ließ, und seine Energiestöße waren als Warnung gedacht. Erinnerungen daran, dass meine unbewachte Energie für ihn so etwas wie ein verführerischer Eisbecher war.
Während er noch überrascht dasaß, stand ich auf und ging. Bis er sich erholt hatte, hatte ich mich wieder hinter meinen mentalen Barrikaden verschanzt. An der Tür schenkte ich ihm ein hochnäsiges Lächeln.
Er funkelte mich an, und ich konnte förmlich hören, wie er mich für mein Foulspiel rüffelte. Ich zuckte die Achseln, denn ich wusste, dass ich ihn geärgert hatte, stolzierte davon und hörte, wie sein Lachen mir aus dem Café folgte.
Die nächsten beiden Wochen vergingen ähnlich, nur dass sich Ashers Vorstöße nicht mehr ausschließlich auf das Café beschränkten.
So lief ich zum Beispiel mit Lucy oder Greg den Gangentlang und unterhielt mich mit ihnen und urplötzlich war eine Energiewelle im Anmarsch. Dann hieß es, in Sekundenschnelle meine Abwehr zu verstärken, ehe sie mich auch schon erreichte. Immer stand Asher in der Nähe, beobachtete mich mit gespielter Gleichgültigkeit und sichtlichem Vergnügen. Wenn ich dann sauer reagierte, lächelte er befriedigt darüber,
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