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Touched

Touched

Titel: Touched Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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Anerkennung, doch nicht einmal dieses kleine Zugeständnis hatte sie mir gewährt. Anstatt mit mir zu reden, hatte sie auf meinem iPod eine einseitige Unterhaltung aufgezeichnet. Weshalb hatte sie das getan?
    Ich scrollte durch das Menü zurück zum ersten Track. Es zeigte an, dass die Playlist eine Woche zuvor hinzugefügt worden war. Wieder drückte ich auf Play, und sie sprach auf ihre zögerliche Art weiter.
    »Remy. Hi, Baby. Vermutlich hast du dich gewundert, dass ich dir zum Geburtstag einen iPod geschenkt habe. Du kriegst keinen Computer, du kriegst ein Geschenk, das wir uns nicht leisten können und das keinen sonderlichen Nutzen für dich hat.«
    Genau das hatte ich mir gedacht. Ich hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, ihn zu verkaufen, um mehr Geld auf der Seite zu haben, wenn ich abhauen wollte, aber das hätte sie gekränkt. Sie war so aufgeregt gewesen, als ich den iPod auspackte.
    »Ich hatte meine Gründe. Der Tag stand bevor, an dem ich dir die Wahrheit über uns sagen musste. Darüber, wer du bist und was in dir steckt. Du und ich … Wir sprechen nicht miteinander und es ist meine Schuld. Ich weiß nicht, wie ich die Dinge wieder ins Lot bringe, Baby. Ich kann nicht…«
    Sie brach ab. Ich konnte sie atmen hören, folglich wartete ich. Dem Echo ihrer Stimme nach zu urteilen, als sie bitter auflachte, lief sie in der Wohnung herum.
    »Genug. Das ist keine Entschuldigung. Ich habe viele Fehler gemacht. Du weißt das. Ich weiß das. Das ist nicht der Grund, warum ich dieses Tagebuch führe. Es gibt Dinge, die du wissen musst, wenn du auf eigenen Füßen stehst. Remy, du bist eine Heilerin.«
    Ich schnaubte. Als wüsste ich das nicht längst. War das ihre Vorstellung von einem Tagebuch?
    »Ich weiß, was du denkst. Aber einen Augenblick bitte, okay? Mal sehen, ob ich das hinbekomme. Mit zwölf hast du gemerkt, dass du anders bist. Deine Schnitte und Schrammen heilten schneller als die von anderen in deinem Alter und du bist nicht mehr krank geworden. Besser noch, du wusstest, wenn andere verletzt waren, und hast gespürt, dass du sie wieder gesund machen konntest. Hab ich recht?«
    Sie hatte es erfasst. Ich hatte mich so darüber erschreckt, was mit meinem Körper geschah, und ich wollte, dass mich meine Mutter tröstete. Doch als ich sie jenes erste Mal zufällig geheilt hatte, hatte sie mich aus lauter Angst einfach links liegen lassen.
    Annas billige Stöckelschuhe klapperten auf dem Küchenlinoleum, und ich malte mir aus, wie sie durch die Zimmer wanderte, während sie sprach, und die Plastikkirschen an ihren Lieblingsschuhen hin- und herschwangen. Wo war Dean gewesen, als sie das aufgenommen hatte?
    »Natürlich hab ich recht. Meine Mutter hat mir erzählt, wie sich das bei ihr zugetragen hat, damit ich es eines Tages meinen Kindern erzählen könnte. Verstehst du, die Fähigkeit, die du hast … die wird in unserer Familie vererbt. Die Frauen sind Heilerinnen gewesen, soweit wir das zurückverfolgen können.
    Ich muss gestehen, ich habe meiner Mutter nicht so gut zugehört, wie ich es hätte sollen. Ich war enttäuschend normal, während deine Großmutter dieses erstaunliche Talent besaß.«
    Meine Großmutter war wie ich. Dutzende – vielleicht Hunderte – von Frauen waren so gewesen wie ich. Asher hatte mir das gesagt, aber bislang hatte ich ihm das nicht geglaubt.Ich drehte mein Gesicht ins Kissen und dämpfte einen Schrei puren Zorns. Fünf Jahre lang hatte mich meine Mutter in dem Glauben gelassen, ich sei ein Freak, dabei hatte sie die ganze Zeit über Bescheid gewusst.
    »Ich hasste, was sie tun konnte, weil es sie von mir entfernte. Als sie deswegen umgebracht wurde, schwor ich, nie ein Kind in die Welt zu setzen. Ich wollte die Möglichkeit umgehen, dass ich eine Tochter bekäme, die in ständiger Gefahr leben müsste.«
    Ein Stuhl kratzte über den Boden, gefolgt vom Schnipsen eines Feuerzeugs und ihrem tiefen Atemzug. Vermutlich saß sie am Küchentisch, von Zigarettenrauch eingenebelt, und hatte ein halb fertiges Kreuzworträtsel vor sich liegen. Ich zog mir die Decke über den Kopf.
    »Lass mich dir zunächst über meine Familie erzählen. Unsere Familie. Du hast dich gefragt, warum ich nie über sie gesprochen habe. Deine Großeltern waren gute Menschen. Sie sind als Nachbarskinder aufgewachsen, und ihre Familien haben immer gewusst, dass sie zusammenkommen würden. In der Highschool-Zeit waren sie ein Paar, heirateten mit 20 und mit 22 bekamen sie mich.
    Mein Vater wusste

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