Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Touched

Touched

Titel: Touched Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
Vom Netzwerk:
von den Fähigkeiten meiner Mutter schon ziemlich früh. Er war nämlich der Erste, den sie heilte. Sie waren elf, und er ist von einem Baum gefallen und hat sich den Arm gebrochen. Er hat immer gesagt, er verlor den Halt am Baum und sein Herz an sie. Dass sie Heilerin war, machte natürlich alles komplizierter, aber das hat sie nie gestört. Wir haben zurückgezogen gelebt, sind oft umgezogen und beide sind Gelegenheitsarbeiten nachgegangen. Mutter war Haushälterin und Vater war immer da zur Stelle, wo’s brannte. Sie bemühten sich, mir das Leben so normal wie möglich zu gestalten, aber Vater meinte, es sei nötig, dass wir uns bedeckt halten. Als Kind hat mich das nicht gestört. Wir hatten nie viel, aber es reichte.«
    Angesichts des nostalgischen Tons in Annas Stimme bekam ich einen Kloß im Hals. So glücklich hatte sie eine Ewigkeit nicht mehr geklungen. Was ist nur mit dir geschehen, Mom? Eis klirrte in einem Glas – ich schätzte, sie trank Wodka Tonic, weil Dean nicht da war und rummeckerte, dass sie sich mehr als ihren Anteil genehmigte – und sie seufzte.
    »Meine Eltern warnten mich, es würde Menschen geben, die uns schaden würden, wenn sie herausfänden, welche Gabe meine Mutter besaß, aber ich habe ihnen nicht geglaubt. Ich war so behütet aufgewachsen und dachte nicht im Traum daran, jemand könnte uns etwas zuleide tun. In Wahrheit dachte ich einfach nicht über meine eigenen egoistischen Sehnsüchte hinaus.
    Ich habe jemandem von unserem Geheimnis erzählt, und dieser Fehler ist das, was ich in meinem Leben am zweitmeisten bereue.«
    Nicht sicher, ob ich noch mehr hören wollte, schaltete ich den iPod aus. Wenn meine Mutter jemandem das Geheimnis verraten hatte und meine Großmutter deswegen ums Leben gekommen war, würde ich das wissen wollen? Ich hatte Asher nichts von meinen Fähigkeiten erzählt, trotzdem wusste er darüber Bescheid. Am meisten hatte ich mich davor gefürchtet, dass sein Wissen meine Familie von mir entfernen könnte. Dass ihnen dadurch Schaden zugefügt werden könnte, wäre mir nicht eingefallen. Wenn meine Mutter behauptete, sie bereue das am zweitmeisten in ihrem Leben, was bereute sie dann am meisten? Etwa mich bekommen zu haben? Es zu fühlen und zu vermuten, war eine Sache, es laut ausgesprochen zu hören, eine völlig andere.
    In mir wuchs der Wunsch zu vergessen, dass ich diese Aufnahme je gehört hatte, aber ich war schon zuvor ein Feigling gewesen und hatte sie schließlich im Stich gelassen.
    Ich drückte auf Play.
    »Wir lebten in irgendeiner winzigen Stadt in New Hampshire – der 13. Stadt, in der ich wohnte, seit ich sechs geworden war. Mit 16 war ich eine unbeholfene Einzelgängerin, die sich so unauffällig wie möglich zu benehmen versuchte. Andere Stadt, anderer Drill.
    Nur dass es in dieser Stadt einen klugen, gut aussehenden Jungen namens Tom gab. Tom war beliebt und selbstsicher und alles, was ich nicht war. Ich dachte, ich müsste sterben vor Liebe zu ihm, wohingegen ihm nicht mal auffiel, dass ich überhaupt existierte.
    Als ein Autounfall seine Chance auf ein Football-Stipendium zunichte zu machen drohte, ergriff ich meine Chance. Ich erzählte ihm von meiner Mutter, und er brach mir das Herz, als er mich einfach auslachte. Der Gedanke, er könnte mir nicht glauben, war mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen, weil ich damit aufgewachsen war, an das Unmögliche zu glauben. Damit hätte die Sache erledigt sein können, aber Tom erzählte es seinen Freunden weiter und so machte es die Runde. Nichts als ein Scherz, aber in unserer kleinen Stadt verbreiteten sich Gerüchte wie ein Lauffeuer. Es war nur eine Frage der Zeit, bevor die Beschützer davon Wind bekamen und Jagd auf uns machten.
    Die einzige Freude, die ich aus dem, was folgte, ziehen kann, ist, dass Tom sein Stipendium verlor, als seine Verletzungen nicht anständig verheilten. Das Letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er als Gebrauchtwagenhändler noch immer in dieser Stadt lebt.«
    Was Männer angeht, hatte meine Mutter schon immer einen grauenvollen Geschmack bewiesen, von meinem Vater mal abgesehen. Sie traf eine falsche Wahl nach der anderen, auch schon mit 16. Ich versuchte, mir vorzustellen, wie sie damals gewesen war, unschuldig und verliebt. Bei uns daheim hatte es keine Fotos von ihr als Teenager oder von ihren Eltern gegeben. Ihr Fehler war gewesen, dem falschen Jungen zu vertrauen. Was, wenn ich in diesem Punkt nach ihr kam?
    »Ich hatte Angst davor zu beichten, was

Weitere Kostenlose Bücher