Touched
auffordernden Blick vor mir auf.
»Remy, du erzählst mir jetzt sofort, was du da draußen im Wald gemacht hast, oder …«
Ich hob eine Augenbraue. »Was, oder?«
»Oder ich bringe dich zum Lachen, und wir wissen beide, dass das in deinem gegenwärtigen Zustand die schlimmste Folter ist!«
Lucy hielt beide Hände hoch, als wolle sie mich kitzeln, und setzte eine finstere Miene auf. Das wirkte auf ihrem herzförmigen Gesicht so lächerlich, dass ich dennoch losprustete und dann vor Schmerzen zusammenzuckte. Sofort hatte Lucy Gewissensbisse und beeilte sich, mir ganz aus der Schlinge zu helfen. Als ich mich auf dem Bett niederließ, setzte sie sich erwartungsvoll im Schneidersitz neben mich.
Ich seufzte und musterte die Zimmerdecke. »Er ist nur ein Freund.«
Damit handelte ich mir einen Stoß gegen das Bein ein. »Und du bist dir sicher, das ist alles? Während du in New York warst, hat er angerufen. Er klang so besorgt, dass ich mir dachte, da läuft doch was. Und was hat’s mit dem frühmorgendlichen Rendezvous auf sich?«
Sie betrachtete mein vom Schlafen noch zotteliges Haar und mein gammeliges Sweatshirt und stieß einen theatralischen Seufzer aus. »Was für eine Verschwendung!«
Ich kicherte, weil ich mir dasselbe gedacht hatte und stöhnte erneut, weil wieder alles wehtat. Ich jammerte: »Ich kapituliere!«
Lucy lachte und stand dann vom Bett auf. »Okay, diesmal lasse ich dich noch mal davonkommen. Kleiner Ratschlag gefällig? Sei mit Asher befreundet, aber belass es dabei. Er ist einer von der Sorte, die Narben hinterlässt!«
Sie ging und anstatt zu duschen, schlummerte ich mit dem Wunsch ein, die anderen würden aufhören mir zu raten, mich von Asher fernzuhalten. Einschließlich er selbst.
Ich schaffte es, den Großteil des Wochenendes zu verschlafen. Als ich mich am Montag für die Schule fertigmachte, bedauerte ich es wieder, dass ich mich nicht heilen durfte. Nachdem ich zehn Minuten versucht hatte, mir meine Jeans zuzuknöpfen, stand ich halb angezogen da und meine Schulter schmerzte, weil ich sie zu viel bewegt hatte. Lucy kam mir mit einem locker sitzenden Shirt und einem knopflosen Wickelpulli, der an der Taille zusammengehalten wurde, zu Hilfe. Sie zog den Reißverschluss meiner kniehohen Stiefel zu, flocht mir die Haare zu einem lockeren Zopf und half mir beim Umlegen der Schlinge.
Auf der Fahrt zur Schule erzählte sie mir, welche Sorgen sich unsere Freunde gemacht hatten. Sie hatten in den letzten Tagen alle angerufen, um sich nach mir zu erkundigen. Lucy hatte ihnen erzählt, was mit Anna und Dean passiert war, damit ich keine langen Erklärungen über meine neuesten Verletzungen abzugeben brauchte. Sie teilte mir mit, dass Brandon nach dem Unfall wieder in der Schule sei. Ich hatte Ben nichts von dem Vorfall erzählt und hoffte, er würde davon nicht doch noch von einem wohlmeinenden Elternteil hören. Lucys Standpauke darüber, dass ich es niemandem erzählt hatte, hatte mir vollauf gereicht. Natürlich hatte ich zu dem Zeitpunkt andere Dinge im Kopf, was sie als Entschuldigung gelten ließ.
Als wir auf den Parkplatz fuhren, entdeckte ich zu meiner Erleichterung nirgends Ashers Motorrad. Um die unvermeidliche Konfrontation kam ich also noch mal herum. Mit meinen Freunden sah die Sache schon anders aus. Susan, Greg und Brandon warteten auf uns. Brandon öffnete meine Tür,half mir heraus und mopste meine Büchertasche, ehe ich danach greifen konnte.
Er warf sie sich über die Schulter und sah mich lüstern an. »Woher hast du gewusst, dass ich Frauen mit Armschlinge sexy finde?«
Ich verdrehte die Augen. »Greg, kannst du ihm für mich eine Kopfnuss geben?«
Greg gehorchte, und ich lachte über den grummelnden Brandon. Mir war gar nicht klar gewesen, wie sehr ich sie alle vermisst hatte.
Als wir uns von den anderen getrennt hatten, fragte ich: »Wie geht’s dir denn, Brandon? Tut mir leid, dass ich dich nicht angerufen habe!«
Er winkte mit einer großen Hand ab. »Gab doch gar keinen Grund dazu. Ich war putzmunter, und du hattest genug anderes im Kopf. Außerdem hatten die Rettungssanitäter bis auf die Tatsache, dass ich einen Haufen Wasser geschluckt hatte, nichts Auffälliges entdecken können.« Er runzelte die Stirn. »Weißt du, ich hätte schwören können, dass ich mit dem Kopf am Beckenrand aufgeschlagen bin, aber die haben nicht mal eine Beule entdeckt. Wir haben am Rand nach Blut geguckt, aber da war nichts zu sehen!«
Asher, begriff ich. Er musste es
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