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Touched

Touched

Titel: Touched Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corrine Jackson
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kochte wie Gift an die Oberfläche. »Und duglaubst, du hast ein Recht, dir deshalb ein Urteil über mich zu bilden? Ich bin einen Monat hier, und plötzlich weißt du, was das Beste für mich ist! Wer glaubst du eigentlich, wer du bist?«
    Laura erhob sich und legte Ben warnend eine Hand auf die Brust, doch er beachtete sie gar nicht. »Ich bin dein Vater, Remy!«
    Mit einem humorlosen Lachen zog ich den Pulli über meinem T-Shirt aus und schleuderte ihn auf die Couch. »Du bist nicht mein Vater! Wenn du es wärst, dann hättest du mich nie mit Anna in diesem Dreckloch zurückgelassen, egal, was sie dir sagte!«
    »Ich wusste nicht, was da vor sich ging, Remy«, verteidigte er sich. »Das kann ich zwar nicht wiedergutmachen, aber ich versuche mein Bestes.«
    Das Gift kochte nicht nur, nein, es schäumte und trat über den Rand. »Wie kannst du es wiedergutmachen, wenn du nicht mal weißt, was geschah? Oh, du denkst, du weißt es, weil du diese gekürzte Version kennst, die ich den Polizeibeamten erzählt habe. Aber was weißt du denn wirklich? Dass Dean mich hin und wieder ein bisschen geschubst hat?«
    Nun kam Laura auf mich zu. »Remy, beruhigen wir uns doch erst mal, bevor ihr beide etwas sagt, das ihr hinterher bereut. Du hast ein Recht, wütend zu sein …«
    »Nicht böse gemeint, Laura, aber hast du eine Ahnung, wie viele Leute mir gesagt haben, ich hätte ein Recht darauf, wütend oder traurig oder verletzt zu sein? Gewöhnlich dann, wenn sie wollten, dass ich die Klappe halte. Ben möchte, dass ich mit jemandem rede, also reden wir! Ich glaube, das schuldet ihr mir.« Ich spießte Ben mit meinem Blick auf und fragte herausfordernd: »Hast du den Mut, dir anzuhören, was ich zu sagen habe?«
    »Was immer du mir zu sagen hast, ich höre zu.« Die Trauer in seiner Stimme hielt mich nicht auf.
    »Das freut mich zu hören, Dad! Wo soll ich anfangen? Wie wär’s, wenn wir da anfingen, wo Dean mich zum ersten Mal geschlagen hat? Damals war ich gerade elf Jahre alt. Es war ein Versehen, um ehrlich zu sein – er schlug gerade auf Annas Gesicht ein, und ich ging dazwischen –, aber das hielt ihn nicht davon ab, ein zweites Mal zuzuschlagen, um mir eine Lektion zu erteilen.«
    Ich schritt auf und ab, weil ich nicht still stehen konnte. »Anscheinend hatte ich die Lektion nicht gut genug gelernt, denn er erteilte sie mir in den Jahren darauf immer und immer wieder. Acht gebrochene Knochen und zwei Gehirnerschütterungen waren nötig, aber schließlich hatte ich es kapiert. Das hier?« Ich zog mein Shirt hoch und drehte mich, um den fußballgroßen Bluterguss zu zeigen, der meine Hüfte und meinen unteren Rückenbereich in eine hässliche Mischung aus blauen, violetten und grünen Farbtönen verwandelt hatte. Laura, die die Verletzung zum ersten Mal sah, schnappte hörbar nach Luft. »Das hier ist nichts. So etwas Kleines bekam ich verpasst, wenn ich ihn nur auf falsche Weise ansah. Ihr solltet sehen, wie die Lektion ausfiel, wenn ich ihm sein Bier nicht schnell genug brachte! Und meine Stimme? Die Jungs scheinen sie alle zu lieben, aber sie klang nicht immer so. Sie war ein Abschiedsgeschenk von Dean!«
    Ich stieß meine Worte nun härter aus, mit ebenso viel Verachtung gegenüber Dean, der mich misshandelt hatte, wie gegenüber Ben, der mich im Stich gelassen hatte.
    Laura riss vor Entsetzen die Augen auf und fasste sich an den Hals. »Die Blutergüsse an deinem Hals?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er an jenem letzten Abend vorhatte, mich umzubringen. Wer weiß?«
    Sie erstickte an einem Schluchzer. Auch Ben weinte, stumme Tränen rannen seine Wangen hinab. Doch ich konnte einfach nicht aufhören.
    »Wisst ihr, die Lektion, die mir Dean eigentlich erteilen wollte, lernte ich nicht. Aber durch puren Zufall erteilte er mir eine andere. Es waren die Tränen, auf die Dean abfuhr, versteht ihr? Er mochte es, uns wehzutun, und er liebte es, uns zum Weinen zu bringen. Deshalb beschloss ich mit 14, keine einzige Träne mehr zu vergießen – meine armselige Art, ihm zu sagen, er solle sich zum Teufel scheren. Möchtet ihr wissen, wie er sich dafür rächte?«
    Mit ein paar Schritten stand ich vor Ben und hielt ihm meinen bloßen Arm vor die Nase. »Du hast es ja schon im Krankenhaus gesehen. Die Polizeibeamten und Ärzte vermuteten, woher es stammte. Du auch? Von einem Jahr, in dem Dean seine Zigarette immer wieder an derselben Stelle ausdrückte, Verbrennung auf Verbrennung auf … Ihr kapiert schon, wie’s

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