Touched
nicht.«
Asher hüllte sich in Schweigen. Schließlich durften wir auf die Fähre fahren. Sobald wir geparkt hatten, stiegen wir aus und machten uns zum Passagierdeck auf. Die Motoren sprangen rumpelnd an, die Fähre setzte sich in Bewegung und ließ Blackwell Falls hinter sich. Ich folgte ihm zum Bug auf ein verlassenes u-förmiges Deck mit grünem Geländer, das an die Zunge einer Schlange erinnerte. Während er mich darüber aufklärte, dass das Deck den Spitznamen »Serviergabel« trug, wehte mich der eiskalte Wind beinahe um.
»Asher, weißt du eigentlich, dass du mir gar nicht mehr aus dem Kopf gehst?«
Sein Lachen klang freier als sonst. »Das klingt wie der Anfang einer ziemlich miesen Anmache. Erzählst du mir nun gleich, dass ich eigentlich müde sein müsste, weil ich mich die ganze Nacht über in deinen Träumen herumgetrieben habe?«
Er lehnte sich mit lässiger Anmut an das Geländer, und der Wind zerzauste sein langes Haar zu einem hinreißenden Chaos schokoladenbrauner Locken. Es war nicht fair, dass er bei einem solchen Wetter derart zum Anbeißen aussehen konnte, während ich große Ähnlichkeit mit einem Q-Tip hatte – lang und dünn, mit einem Haufen Locken, die sich im Wind kräuselten.
Asher fasste in seine Manteltasche, zog eine Baseballkappe heraus, wedelte damit in meine Richtung und hielt sie mir dann schmunzelnd hin. Ich nahm sie, stieß ihn dabei mit dem Ellbogen, setzte sie auf und stopfte mein Haar darunter. »Mach nur weiter so, Kumpel. So allmählich überlege ich mir, wie ich dich über die Reling stoße.«
Er lachte nur und zupfte am Schild der Kappe. »Ich kann nichts dafür, du Schöne. Du scheinst heute keine Straßensperren errichtet zu haben!«
Erstaunt merkte ich, dass er recht hatte. Ich hatte den ganzen Morgen über meinen Schutzwall unten gehabt.
Er schnitt eine Grimasse. »Ich hätte den Mund halten sollen. Jetzt machst du sicher dicht, oder?«
Ich betrachtete ihn eine lange Zeit, ehe ich den Kopf schüttelte. Es war an der Zeit, einmal ein Risiko einzugehen, und wenn das scheue, warmherzige Funkeln in seinen Augen die Schmetterlinge in meinem Bauch zum Fliegen brachte, war es mir das wert. Außerdem konnte er mit seiner Gedankenleserei ja vielleicht Gefahren abwehren.
»Kommst du damit klar?«, fragte ich ihn. »Es scheint dir nicht mehr so viel auszumachen, wenn wir uns berühren.«
Überrascht sah er mich an, als bemerke er erst jetzt, dass sein eigener Schutzwall auch gesenkt war. »Weißt du, du hast recht. Ich hatte den ganzen Morgen keine Schmerzen. Vielleicht gewöhne ich mich langsam an dich.«
Das konnte ich nur hoffen. Ich wollte, dass er bei unseren Berührungen viel mehr empfand als nur Schmerz.
Eine halbe Stunde darauf dockte die Fähre in dem kleinen Hafen von Cooper Island an. Die drei Meilen breite Landmasse hatte nur wenige Bewohner, doch an die felsigen Klippen schmiegten sich einige Sommerhäuser. Asher fuhr vom Schiff herunter, und nach wenigen Minuten parkten wir vor einem winzigen Café, dem einzigen weit und breit. Er deutete mit dem Kopf dorthin und sah mich gespannt und erwartungsvoll an.
»Das ist meine Überraschung?« Das heruntergekommene Diner hatte bessere Tage gesehen. Das verblichene weiße Gebäude brauchte dringend einen neuen Anstrich. Besser wäre es gewesen, es gleich ganz abzureißen, so windschief, wie es dastand.
Asher grinste über meine augenscheinlichen Zweifel und schüttelte den Kopf. »Ich weiß schon, es macht nicht viel her. Drinnen erwartet dich die erste Überraschung.«
»Erste Überraschung? Es gibt nicht nur eine?« Überraschungen hatte es in meinem Leben wenige gegeben, und die meisten davon waren unschön gewesen. »Dir ist schon klar, dass ich nicht Geburtstag habe?«
»Etwas sagt mir, dass du viel zu kurz gekommen bist, was Geschenke angeht. Ich hoffe, du hast Hunger. Los, komm.« Wir gingen hinein. Ein älterer Mann stand hinter dem Tresen, und zu meinem Erstaunen waren alle vier Tische in demwinzigen Raum besetzt. Ein unglaublicher Duft von Gewürzen und … Käse … erfüllte die Luft. Asher wartete darauf, dass ich begriff, woraus die Überraschung bestand, aber ich stand auf der Leitung, bis ich über der Theke ein Schild entdeckte, auf dem der Küchenchef prahlte, sie hätten die »weltbesten Makkaroni mit Käse«. Als ich lachte, strahlte er übers ganze Gesicht.
»Im Ernst? Die weltbesten?«
»Das kann man erst wissen, wenn man sie probiert hat!« Asher bestellte eine Portion der
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