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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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will nicht gehen, bevor es mir nicht wieder gutgeht«, sagte ich.
    »Du lieber Himmel! Das kann ja ewig dauern«, sagte meine Mutter.
    Mittwoch, 2. April
    Ich werde HEUTE VIERZIG.
    Was habe ich mit meinem Leben angefangen? Ich habe zwei Frauen, ein Haus und ein Loft am Kanal, meine Haare und meine Gesundheit verloren.
    Auf der Habenseite steht nicht viel: zwei Söhne, eine Tochter, ein paar Erstausgaben und ein literarisches Werk, das niemand jemals veröffentlichen oder produzieren wird.
    Meine Geschenke waren der übliche Müll, abgesehen von einem DIN- A 4-Luxusnotizbuch von Smythson, das per Post von Pandora kam. Nigel und Lance fanden es amüsant, mir per Kurier eine wie ein französisches Zimmermädchen angezogene aufblasbare Gummipuppe liefern zu lassen, begleitet von einer Karte, auf der stand: »Immer kräftig blasen, sonst geht ihr die Luft aus!«
    Ich hatte meiner Mutter gesagt, dass ich wegen meiner Depression keinerlei Feierlichkeit oder Party wolle. Sie willigte ein, obwohl sie ein enttäuschtes Gesicht machte. Also verbrachte ich den Tag ruhig mit Bernard, wir lasen beide und legten nur ab und zu das Buch nieder, um eine Tasse Tee zu kochen.
    Gegen sechs Uhr abends kam meine Mutter. Sie wirkte fiebrig, angespannt. »Dein Vater möchte dich auf ein Geburtstagsgetränk ins Bear Inn einladen.«
    Ich sagte ihr, dass ich das Angebot meines Vaters zwar zu schätzen wisse, aber lieber zu Hause bliebe.
    »Nein, du kannst an deinem Vierzigsten nicht zu Hause bleiben. Das ist unnatürlich, stimmt’s, Bernard?«
    »Ich hab meinen Vierzigsten in einem Bordell in Marseille verbracht, hab mir von einem holden Frauenzimmer namens Lulu einen Tripper eingefangen.«
    »Siehst du«, sagte meine Mutter beifällig, »Bernard weiß, wie man sich amüsiert!«
    Nach einer halben Stunde Quengeln erklärte ich mich widerwillig bereit, mich zum Bear Inn fahren zu lassen und sogar vorher »diesen hübschen Anzug von Next, den du nie trägst« anzuziehen.
    Der Pub lag in völliger Dunkelheit, als ich gefolgt von meinen Eltern, meinem Bruder und Bernard eintrat. Dann wurde das Licht angemacht und laut »Alles Gute zum Geburtstag« gebrüllt, und ich begriff, dass zu meinem Leidwesen eine Überraschungsparty für mich veranstaltet wurde.
    »Das plane ich seit Wochen«, schrie meine Mutter gegen den Lärm an.
    Ich klebte mir ein starres Grinsen aufs Gesicht und sah mich einem Raum voller vertrauter Gesichter gegenüber. Nigel und Lance saßen an der Theke. Wayne Wong kam gerade mit einer Platte chinesischer Häppchen aus der Küche. Marigold und Streber Henderson unterhielten sich mit Michael Flowers. Gracie rannte zu mir und umschlang meine Beine. Mr. Carlton-Hayes und Leslie saßen mit drei alten Männern, die ich vom Sehen kannte, an einem Tisch. (Tom Urquhart erzählte mir später, dass das Stammgäste waren, die sich geweigert hatten, das Feld zu räumen, »bloß weil es eine Privatfeier ist«.) Die Wellbecks standen unter einem Plastiktransparent mit der Aufschrift: »Alles Gute zum Vierzigsten«.
    Ich blickte mich nach Daisy um, aber sie war nicht da. Dafür rauschte um halb neun Pandora in einem langen karamellfarbenen Schaffellmantel und dunkelbraunen kniehohen Wildlederstiefeln herein. Es war das erste Mal, dass sie meine Glatze sah, aber sie zuckte nicht mit der Wimper.
    »Der Verkehr war entsetzlich. Lauter Idioten in ihren kleinen Familienkutschen. Es sollte eine Spur für Menschen geben, die nicht zum Spaß unterwegs sind, wie ich.«
    »Ich dachte, dazu wäre die Überholspur da?«, sagte ich.
    »Ach«, sagte sie, »die reicht nicht aus.«
    Ein liebedienerischer Tom Urquhart brachte ihr ein Glas Sekt, das sie hinunterkippte wie Limo. Dann versuchte Urquhart, mit ihr über die Brauerei zu sprechen, die drohte, das Bear Inn dichtzumachen.
    »Jeden Tag gehen zwanzig Pubs ein«, begann er, aber sie fiel ihm ins Wort: »Ich bin privat hier, Tom. Wären Sie ein Schatz und würden Sie mir noch ein Glas Blubberwasser holen?« Als er zurück zur Theke wieselte, fixierte sie mich mit glitzernden Augen und sagte: »Und jetzt möchte ich einen Fortschrittsbericht über diese verdammte Prostata hören.«
    Ich erzählte ihr, dass der Tumor dem Anschein nach schrumpfe und der Onkologe gesagt habe, es gebe »Anlass zu Optimismus«.
    Sie wirkte nicht sonderlich beeindruckt. »Mehr oder weniger dasselbe hat Alistair Darling über die Wirtschaft gesagt, bevor das Pfund in den Sturzflug ging.« In dem Moment gab Tom Urquhart ihr ein

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