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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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weiteres Glas Sekt, und sie sagte: »Und jetzt bring mich mal auf den neuesten Stand, was diese lächerliche Daisy/Hugo-Sache angeht.«
    Ich berichtete, sie seien immer noch zusammen, und zuletzt hätte ich Daisy im Postamt des Dorfes in Dior gesehen.
    »Dior!«, lachte Pandora. »Aber doch nicht auf dem Land . Wie vulgär ist das denn?«
    Die ganze Zeit, während wir uns unterhielten, hatten die anderen Gäste uns umkreist, in der Hoffnung, mit Pandora sprechen zu können. Ich machte mir keine Illusionen, dass ich es sein könnte, an dem sie interessiert waren. Gegen neun ging das Licht aus, und meine Mutter erschien am hinteren Ende der Theke mit einem großen Kuchen in Form eines aufgeschlagenen Buches, verziert mit Zuckerguss und vierzig Kerzen. Nachdem ich mir still etwas gewünscht hatte (dass Daisy zurückkommt), blies ich die Kerzen aus. Es folgten ein paar hölzerne Versuche, »For he’s a jolly good fellow« zu singen, dann klatschte meine Mutter in die Hände und bat laut um Ruhe. Ich erschrak; sie würde eine Rede halten. Sie begann, indem sie in Tränen ausbrach und mit den Händen vor ihren Augen herumwedelte – das hat sie in X Factor gelernt. Ich habe das noch nie jemanden im wirklichen Leben machen sehen. Mehrere Frauen eilten an ihre Seite und boten Taschentücher, tröstende Gesten etc. an.
    Mein Vater allerdings rief knapp: »Nur Mut, Pauline!«, und endlich gelang es ihr, sich zu fangen.
    Der Anfang war noch einigermaßen konventionell. »Vielen Dank an euch alle, dass ihr gekommen seid und Adrian nichts verraten habt.« Aber dann ging es steil bergab. »Ich kann kaum glauben, dass es schon vierzig Jahre her ist, dass ich ihn zur Welt gebracht habe. Du lieber Gott! Solche Schmerzen hatte ich noch nie gehabt! Sechsunddreißig Stunden unerträgliche Qualen, und es war niemand da, um mir die Hand zu halten oder den Rücken zu reiben. Bis heute weiß ich nicht, wo George sich rumgetrieben hat.«
    Missbilligende weibliche Augen wandten sich meinem Vater zu.
    »Ich war auf einem Angelausflug«, wehrte er sich. »Damals gab’s noch keine Handys.«
    »Du hättest dich melden können«, entgegnete meine Mutter. »Deine Mama hatte ein Telefon.«
    Zweifellos um zu verhindern, dass dieser Wortwechsel noch weiter ausartete, fragte Mr. Carlton-Hayes: »Darf ich ein paar Sätze sagen?«
    Meine Mutter nickte und überließ ihm sichtlich widerwillig die Bühne.
    Mr. Carlton-Hayes rollte sich vor das kleine Publikum und sagte lächelnd: »Ich werde versuchen, nicht zu langweilig zu sein. Ich möchte nur sagen, dass Adrian der möglicherweise gütigste Mensch ist, dem ich je begegnen durfte. Wissen Sie, in einem Buchladen zu arbeiten kann sehr anstrengend sein – wir ziehen eine etwas ungewöhnliche Klientel an. Adrian war immer geduldig mit den Kunden. In letzter Zeit hat er einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen und das ganz hervorragend gemeistert, fast ohne jedes Selbstmitleid. Alles Gute zum Geburtstag, Adrian!«
    Nachdem der Beifall verebbt war, trat meine Mutter wieder in die Mitte. »Nach sechsunddreißig Stunden Kampf also – die Größe seines Kopfes erstaunte die Hebammen – wurde er geboren. Ein paar Monate lang schrie er Tag und Nacht, bis wir bemerkten, dass der Sauger auf seiner Flasche die falsche Größe hatte«, lachte sie. »Kein Wunder, dass er nichts herausbekam und die ganze Zeit an Gewicht verlor!« Erneut musste sie bei der Erinnerung kichern. »Tja, also ab dann fanden wir langsam Freude an ihm. Mit sechs Monaten konnte er sitzen.«
    »Du lieber Himmel!«, murmelte Pandora. »Will sie deine ganzen vierzig Jahre jetzt Monat für beschissenen Monat durchgehen?«
    Ein paarmal musste meine Mutter während ihrer Rede weinen, aber trotzdem sprach sie weiter und weiter und weiter. Die Leute sahen auf ihre Uhren; einige der Glücklichen, die in der Nähe der Tür standen, schlüpften unauffällig hinaus. Angetrieben von Pandora unterbrach ich meine Mutter schließlich mitten in einer Anekdote, laut der sie mich als Vierzehnjährigen mit einem an meiner Nase festgeklebten Modellflugzeug in die Notaufnahme brachte.
    Ich stand auf und dankte in einer kurzen Ansprache meiner Mutter, Wayne Wong und der Frau, die den Kuchen gebacken hatte. Später kippte Gracie, weil sie so müde war, eine Dose Vimto-Limonade über Pandoras hellen Schaffellmantel, aber Pandora lachte nur gelassen. »Das macht überhaupt nichts, das kann ich mir als Spesen erstatten lassen.«
    »Als Parlamentsspesen?«, fragte

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