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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Weg zurück zum Mietlager schob ich Mr. Carlton- Hayes’ Rollstuhl und erzählte ihm von Daisy und Hugo Fairfax-Lycett.
    Mr. Carlton-Hayes drehte sich in seinem Sitz um und sagte: »Mein lieber Junge, wie schrecklich. Sie müssen sie zu rückgewinnen. In der 50-Pfund-Kiste ist ein Gedichtband von John Donne.«
    Armer Mr. Carlton-Hayes. Glaubt er ehrlich, dass ein meta physischer englischer Dichter aus dem siebzehnten Jahrhundert mit einem Herrenhaus, einem Himmelbett und sexueller Erfüllung mit einem gutaussehenden Blaublüter konkurrieren kann?
    Als wir wieder beim Container ankamen, wühlte Mr. Carlton- Hayes in der Kiste und förderte einen Band mit Liebesgedichten von John Donne zutage.
    »Diese Gedichte sind wunderbar sinnlich. Als junger Mann hatte ich sie immer in der Nähe meines Bettes.« Er zitierte aus dem Gedächtnis:
    Laß meine Hände schweifen, sag nicht nein,
Hinauf, hinab, hinüber, zwischendrein.
Oh, mein Amerika, mein neues Land,
Mein Staat, von einem Mann genug bemannt. *
    Dann gab er mir das Buch. »Ich bin entfernt mit den Fairfax-Lycetts verwandt. Eine üble Bagage. Ihr Vermögen haben sie mit dem Transport afrikanischer Sklaven verdient.«
    Zu viert brauchten wir bis etwa 19:30, um die Bücher fertig zu sortieren. Unmittelbar bevor wir gehen wollten, zeigte Mr. Carlton-Hayes auf die Kisten mit den »wertvollen Büchern« und sagte: »Adrian, die gehören Ihnen. Betrachten Sie sie bitte als Ihre Abfindung.«
    Ich war überwältigt und stammelte mühsam ein paar Dankesworte.
    Bernard schlug mir auf den Rücken und sagte: »Das hast du dir verdient, Junge.«
    Da sagte Mr. Carlton-Hayes: »Sie habe ich auch nicht vergessen, Bernard. Sie werden in der Kiste einige Ihrer Lieblingsbücher finden, mit Ihrem Namen versehen.«
    Als meine Mutter kam, um uns abzuholen, trug sie einen Schal um ihre untere Gesichtshälfte geschlungen. Sie war bei Mr. Sturgeon gewesen und darüber aufgeklärt worden, dass er nur Privatpatienten annahm. Zwei neue Schneidezähne würden sie mindestens 2 000 £ kosten.
    »Ich hatte ja keine Wahl, als ihn machen zu lassen. Der einzige von der staatlichen Gesundheitsfürsorge getragene und damit kostenlose Zahnarzt, den ich finden konnte, sitzt auf der Isle of Wight.«
    Als wir nach Hause kamen und sie den Schal entfernte, inspizierte ich die neuen Zähne. Meiner Meinung nach passten sie nicht richtig. Sie überragten den Rest ihres Mundes, so ungefähr wie Canary Wharf und das Lloyd’s-Gebäude die Londoner City überragen. Wenn sie Zischlaute artikuliert, pfeift sie wie die Schafbauern in der alten Fernsehserie One Man and His Dog .
    Donnerstag, 27. März
    Keine Energie heute, fühle mich krank, Mund tut weh, mir ist schlecht. Bernard geriet in Panik und holte Dr. Wolfowicz. Als er hereinkam, erschrak ich über seine Größe und seinen Umfang. Ich hatte ganz vergessen, dass er so riesig war, er schien den Türrahmen des kleinen Schlafzimmers komplett auszufüllen.
    Nachdem er meinen Blutdruck und meine Temperatur gemessen und mir mit einer kleinen Taschenlampe in die Augen geleuchtet hatte, sagte er: »Es besteht keine unmittelbare Gefahr. Ihre Vitalfunktionen sind gut, glaube ich.«
    Bernard, der sich in unserer Nähe herumdrückte, sagte: »Aber er ist nicht er selbst, Doktor, er kann nicht mal ein Buch aufheben.«
    Dr. Wolfowicz setzte sich auf die Bettkante, wobei er fast meine Beine unter der nun straff gespannten Decke zer quetschte. Er fragte mich, ob es noch etwas gebe, was ich ihm erzählen wolle? Hatte ich irgendwelche Sorgen?
    Ich erzählte ihm, dass meine Frau mich verlassen habe und ich mir Gedanken über die finanzielle Lage der Welt mache.
    »Gegen diese unglücklichen Ereignisse ist die moderne Medizin machtlos, Mr. Mole«, sagte er.
    Dann fragte ich ihn, ob ich depressiv sei.
    »Das weiß ich nicht. Sind Sie das?«, fragte er.
    »Ich meine klinisch depressiv«, sagte ich.
    »Sie sind traurig, glaube ich, aber das ist in Ordnung. Ich bin auch traurig, wenn ich an mein Heimatland denke.«
    Er betrachtete den Druck von Van Goghs Kartoffelessern , der an der Wand über dem Bett hängt, und ich fragte mich, ob er wohl an Warschau und Roggenbrot dachte. Schließlich sagte er: »Wenn Ihre Traurigkeit anhält, werde ich Sie an unseren Praxis-Therapeuten überweisen.«
    Ich sagte, ich sei früher schon bei Therapeuten gewesen und habe mich entweder in sie verliebt oder mit meinen Prob lemen gelangweilt. Ich erzählte ihm von meinem letzten Therapeuten, der eine

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