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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Jeremy Kyle Show bedeutete; Mr. Carlton-Hayes allerdings besitzt keinen Fernseher und bezieht sein Wissen über aktuelle Geschehnisse aus der Radiosendung The Archers . In der Welt von Mr. Carlton-Hayes ist Wagners Ring der Nibelungen Populärkultur.
    Ich erklärte ihm, dass es sich bei der Jeremy Kyle Show um eine Talkshow handelt, die nicht sonderlich schlaue Menschen dazu anregt, andere unzulängliche Menschen mit ihrem Groll zu konfrontieren. Themen wie Ehebruch und ungeklärte Vaterschaften werden zunehmend dadurch abgehandelt, dass die Bösewichte Lügendetektor- oder DNS-Tests unterzogen werden. Leute weinen und schreien und sehen sich wütenden, einst geliebten Menschen gegenüber, die von Jeremy Kyle selbst noch angestachelt werden.
    Mr. Carlton-Hayes wirkte verwirrt. »Aber warum sollte sich jemand zu einer so unerfreulichen öffentlichen Zurschaustellung bereiterklären?« Es war eine echte Frage.
    Dienstag, 28. August
    E-Mail von Rosie:
    Hallo Bruderherz,
    hör mal, mich hat so ein Typ auf dem Festnetz angerufen und mir erzählt, dass er mein echter Vater ist. Er heißt Alan Lucas. Er hat gesagt, dass er in den Achtzigern Mums Liebhaber war. Außerdem hat er behauptet, dass ihr beiden euch riesig verstanden habt und dass er mit dir nach Schottland in den Urlaub gefahren ist und dir ein Schweizer Armeemesser mit siebzehn Werkzeugen gekauft hat. Stimmt das? Er will mich treffen und »eine Beziehung aufbauen«. Angeblich ist er einsam und steht ganz allein im Leben da. Er sagt, mit Frauen hat er Pech gehabt. Sie haben sich alle als bösartige, hinterhältige Zicken herausgestellt, die ihm sein Geld, seine Häuser und seine Autos weggenommen und ihm nichts übrig gelassen haben. Ich bin echt stinksauer auf British Telecom, ich hatte mich extra aus dem Telefonbuch streichen lassen, damit so ein Scheiß nicht passiert. Monate lang hab ich am Telefon gehangen, um meine Nummer löschen zu lassen, was für eine beschissene Zeitverschwendung. Glaubst du, ich kann dafür eine Entschädigung kriegen? Wegen dieses Anrufs hab ich es heute nicht zum Arbeitsamt geschafft.
    Hab dich lieb
    Rosie
    Ich mailte zurück:
    Liebe Rosie,
    wie üblich begreifst du nicht, was wichtig ist und was nicht. Worüber du dich aufregen solltest, ist, dass dieser Lucas behauptet, dein Vater zu sein. (Ja, ich erinnere mich gut an ihn. Das Schweizer Armeemesser hatte tatsächlich siebzehn Werkzeuge. Die Schere konnte ich einmal sehr gut gebrauchen, als ich mir die Schamhaare in einem Reißverschluss eingeklemmt hatte, nur wenige Minuten vor meiner zweiten Hochzeit.)
    Der Umstand, dass Lucas irgendwie an deine Festnetznummer gekommen ist, ist belanglos. Das siehst du doch sicherlich ein? Was mir Bauchschmerzen bereitet, ist Lucas’ Behauptung, du seist seine Tochter. Das könnte Dad (George Mole) umbringen. Du warst immer sein Liebling. Was auch passiert, Rosie, bitte erzähl Mum und (besonders) Dad nichts von Lucas’ Anruf.
    Mittwoch, 29. August
    Eine weitere E-Mail von Rosie:
    Aidy, Brüderchen,
    ja, vielleicht ist das echt ein Albtraum, dass Alan Lucas behauptet, mein Vater zu sein. Aber wenn du es für moralisch einwandfrei hältst, dass British Telecom Infos über ihre Kunden rausgibt, dann tust du mir leid. Wir leben in einer stalinistischen Gesellschaft, Adrian, wir werden nonstop beobachtet und bespitzelt. Ganz ehrlich, Aidy, letztendlich ist es doch egal, wessen Sperma Mums Ei befruchtet hat. Rizla sagt, er kriegt schlechte Vibes von dir und deinen E-Mails. Er sagt, dieser Lucas klingt wie ein cooler Typ. Rizlas Frauen haben ihn genauso enttäuscht, deshalb kann er auch nicht arbeiten. Die Frauen haben ihm sein ganzes Selbstvertrauen genommen.
    Ich finde, Dad muss es erfahren, Adrian. Rizla und ich glauben an totale Ehrlichkeit.
    Ich antwortete:
    Rosie, ich will ganz ehrlich sein. Rizla ist ein fauler, alternder Wichtigtuer, der so viel Dope raucht, dass es in seinem Gehirn ein hoffnungsloses Durcheinander aus Paranoia und Selbstmitleid angerichtet hat. Ich flehe dich an, unternimm nichts, ehe ich persönlich mit dir gesprochen habe. Wo bist du heute Abend?
    Aidy
    Lieber Aidy,
    Rizla sagt, du bist ein typischer Bourgeois und Materialist, der eine Lüge lebt und gemeinsame Sache mit der Gesellschaft macht, um »die Welt des Träumers zu ersticken«. Außerdem lässt er fragen, ob du ihm ein bisschen Geld schicken kannst, damit er sich hundert Rollen Klopapier kaufen kann. Es ist für eine Installation. Für eine Ausstellung im

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