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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und ihr Jüngstes gerade erst aus dem Kinderbettchen in sein erstes richtiges Bett umgezogen sei.
    Ich hatte noch eine Vision von Dr. Pearce, wie sie ausgelaugt und abgespannt aus dem Bett taumelt, um den Lärm diverser plärrender Kinder zu bändigen. Ich verabschiedete mich, stieg auf mein Fahrrad und fuhr.
    Als ich nach Hause kam, saßen Daisy, Gracie, meine Mutter und mein Vater draußen in der Abendsonne. Ich ging ins Haus meiner Eltern, um noch einen Liegestuhl zu holen. Im Vorbeigehen fiel mir die Handtasche meiner Mutter auf dem Flurtisch ins Auge, aus der ihr Manuskript herausstand.
    Kapitel sechs
    Flucht
    Am Abend meines zwölften Geburtstags hatte ich besonders brutale Prügel verabreicht bekommen, immer abwechselnd hatten meine Eltern mich mit der Schnalle von Vaters Ledergürtel geschlagen. Ich lag in der Dunkelheit des Verschlags unter der Treppe, wo ich auf einem Haufen Lumpen schlief, und plante meine Flucht. Nebenan hörte ich meine Eltern von der Stadt Spalding sprechen, und ihren Worten zufolge mutmaßte ich, dass Spalding ein Tor zur Welt sein musste. Ich nahm mir vor, dorthin zu gelangen, sobald meine Rippenbrüche verheilt waren.
    Ich besaß keine Kleider außer den Kartoffelsäcken, in die Löcher für Kopf und Arme geschnitten waren, und keine Schuhe außer den Sandalen aus alten Lkw-Reifen und Seil. Warum bemerkte niemand, dass ich vernachlässigt wurde? Hätte mein Lehrer sich nicht erkundigen müssen, warum ich das ein zige Kind ohne Schuluniform war? Fuhr nie ein Sozialarbeiter vorbei, wenn ich gerade einen voll beladenen Kartoffelkarren an einem Joch über meinen schmalen Schultern zog?
    Freitag, 24. August
    Heute Nachmittag kam eine Familie in den Buchladen. Den leuchtend bunten billigen Kleidern, Turnschuhen etc. und den niedrigen Stirnen nach zu urteilen, würde ich darauf tippen, dass sie sozioökonomisch Höhlenmenschen waren.
    Alle Kinder bis auf eines zeigten ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Die Mutter, der mehrere Zähne fehlten, sagte zu dem ungewöhnlichen Kind, einem großen Jungen mit ernstem Gesicht: »Warum hast du dir denn ausgerechnet diesen Laden ausgesucht?« Misstrauisch sah sie sich um.
    »Ich will mir ein Buch kaufen«, sagte das Kind.
    »Du hast doch schon eins«, sagte die Mutter.
    »Ich will noch eins«, beharrte das Kind.
    In diesem Moment schaltete ich mich ein und führte den Jungen zu den Kinderbuchklassikern. Die Mutter trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tresen, der Vater seufzte tief, ging nach draußen und zündete sich eine Zigarette an.
    Ich demonstrierte dem Jungen, wie man ein gebundenes Buch handhaben sollte, und fragte ihn, ob er sich für Piraten interessiere.
    »Ja, ich hab den Film gesehen«, antwortete er.
    Ich fand eine Ausgabe der Schatzinsel . Er schlug es auf und blätterte durch, las ein paar Zeilen, wobei er die Lippen bewegte.
    »Einige Stellen findest du vielleicht ein bisschen schwierig, aber es lohnt sich durchzuhalten«, sagte ich.
    Er betrachtete die Farbillustration: Long John Silver mit triumphierendem Grinsen über einer Schatzkiste. Der Junge nahm einen Zehnpfundschein aus seiner Hosentasche. Beinahe hätte ich gesagt, das Buch koste 15 £, aber ich hielt meinen Mund.
    Nachdem ich das Geld in die Registrierkasse gelegt hatte, fragte die Mutter: »Kriegt er kein Wechselgeld für den Zehner?«
    »Nein, tut mir leid«, sagte ich.
    Im Gehen hörte ich die Mutter sagen: »Du spinnst ja total, gibst dein ganzes Geburtstagsgeld für ein Buch aus.«
    Samstag, 25. August
    Ich sagte Daisy, ich käme erst spät nach Hause, weil ich noch im Dude’s vorbeigehen und versuchen müsse, Tiny Curtis zu kontaktieren.
    »Ich könnte ja auch hinkommen, es ist ewig her, seit wir zuletzt miteinander getanzt haben«, schlug sie vor.
    »Ich habe nicht vor, mich zu amüsieren, Daisy«, gab ich zu rück. »Ich muss nur einen Botendienst für Glenn erledigen.«
    Sie legte mir die Arme um den Hals und küsste mich und sagte: »Weißt du noch, wie wir früher getanzt haben, bevor wir verheiratet waren?«
    »Ja, du warst nackt, und ich wollte dich niemals wieder loslassen. Ich dachte Tag und Nacht an dich. Ich nahm drei Kilo ab, die Farben waren leuchtender, und alles, was ich hörte oder las, erinnerte mich an dich.«
    Gracie kam zwischen uns, drückte uns auseinander und sagte: »Hört auf, euch zu küssen.« Wäre sie nicht gewesen, hätten wir vielleicht miteinander geschlafen. Das wäre es wert gewesen, zu spät zur Arbeit zu kommen.
    Sonntag,

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