Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Lenden, die Gott schuf?
GODFRIED breitet die Arme aus und geht auf den Pestkranken zu.
GODFRIED : Komm zu mir, Unflätiger. Ich werde deine gemeine Menschlichkeit umarmen.
GODFRIED umarmt den Pestkranken. Es geht ein erschrockenes Raunen durch die Menge. Das Hunderudel kommt von links und umrundet GODFRIED und den Pestkranken. Synchron senken die Hunde ihre Köpfe wie zum Gebet.
Ich bin ziemlich angetan von dieser Szene. Möglicherweise wird es zwar etwas schwierig, den Hunden beizubringen, die Köpfe simultan zu senken, aber es ist ja reichlich Zeit, sie abzurichten. Das Huhn könnte problematischer werden.
Montag, 3. September
Daisy rief mich in der Arbeit an, um mir mitzuteilen, dass sie um 8:00 in der Arztpraxis angerufen habe, um einen Termin wegen meiner Blase zu vereinbaren, dass aber die Leitung ständig besetzt gewesen sei.
Als sie endlich durchkam, sagte Mrs. Leech, die Sprechstundenhilfe: »Es ist acht Uhr fünfunddreißig. Wenn Sie einen Termin wollen, müssen Sie vor acht Uhr dreißig anrufen.« Als Daisy darauf hinwies, dass sie es seit acht Uhr probiere, meinte Mrs. Leech: »Wenn ich mich nicht an die Regeln halte, herrscht hier bald Anarchie.« Auf Daisys Bitte hin, ihr einen Termin für den nächsten Morgen zu geben, sagte Mrs. Leech: »Nein, Sie müssen morgen zwischen acht Uhr und acht Uhr dreißig anrufen.«
Daisy gestand mir gegenüber ein, dass sie einen Kraftausdruck gemurmelt habe, woraufhin Mrs. Leech gesagt habe: »Das habe ich gehört, Mrs. Mole. Vielleicht sollten Sie wissen, dass unser Gespräch zum Zwecke der Mitarbeiterschulung aufgezeichnet wird.«
Daisy erklärte, sie werde eine offizielle Beschwerde beim Ärzteverband einreichen, weil sie nicht die Erlaubnis gegeben habe, ihre Stimme aufzuzeichnen.
Meiner Ansicht nach ist es immer ein Fehler, eine Sprechstundenhilfe gegen sich aufzubringen.
Dienstag, 4. September
Fing um 7:59 an, die Arztpraxis anzurufen. Mrs. Leech ging sofort ans Telefon und erklärte mir, ich müsse es um 8:00 noch einmal probieren.
Rief um 8:00 an. Besetzt. Wählte nochmals um 8:15, während ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fuhr. Kam um 8:25 durch, konnte mich Mrs. Leech aber nicht verständlich machen, weil genau in dem Moment ein Feuerwehrauto mit gellender Sirene an mir vorbeifuhr. Schob das Fahrrad auf den Bürgersteig und stieg ab, aber Mrs. Leech hatte schon aufgelegt. Versuchte es erneut, aber besetzt. Nur gut, dass ich nicht an einer ernsten Krankheit leide, die dringend eine Behandlung erfordert.
Kam um 8:31 durch, doch Mrs. Leech teilte mir mit, dass es zu spät sei, einen Termin zu vereinbaren.
22:15
Gerade rief mich Dr. Pearce auf dem Handy an, um zu fragen, ob es im Laden ein Exemplar von Ja, ich möchte Sex mit dir haben gibt. Ich war überrascht, von ihr zu hören, besonders da es für den Anruf einer lediglich flüchtigen Bekanntschaft schon reichlich spät war.
Leider hörte Daisy mich wiederholen »Ja, ich möchte Sex mit dir haben«, während ich den Buchtitel aufschrieb. Als ich auflegte, nachdem ich Dr. Pearce noch versprochen hatte, »mich morgen mit Ihrer Bitte zu befassen«, stürmte Daisy in die Küche und beschuldigte mich, eine Affäre zu haben. Ich beteuerte meine Unschuld, aber sie schrie: »Ich hab dich doch mit eigenen Ohren gehört, du mieser Betrüger!«
Ich erklärte ihr, dass der Untertitel von Ja, ich möchte Sex mit dir haben lautet: Tipps für Teenager und das erste Mal , aber vor lauter Wut hörte sie mir nicht zu.
Als ich das letzte Mal heimlich einen Blick in Daisys Tagebuch geworfen hatte, berichtete sie darin bewundernd von Hugo Fairfax-Lycetts imposantem Auftreten, als er letzten Monat das Auspumpen von Will Frosts im Hochwasser halb versunkenen Cottage in der Hollow Lane dirigierte.
Liebes Tagebuch, es ist allgemein bekannt, dass fremdgehende Partner häufig ihre Gatten der Untreue verdächtigen. Ist es ein Zufall, dass Fairfax-Lycett jedes Mal, wenn wir im Bear Inn sind, nur Minuten später auch auftaucht?
Mittwoch, 5. September
Eine Spurensicherungsexpertin der Polizei in Michigan wurde gefeuert, weil sie das Labor genutzt hatte, um die Unterhose ihres Gatten auf DNS zu überprüfen. Ann Chamberlain, dreiunddreißig Jahre alt, räumte während des Scheidungsprozesses ein, forensische Untersuchungen an der Unterwäsche ihres Mannes im Labor der State Police vorgenommen zu haben, da sie ihn des Fremdgehens verdächtigte. Auf die Frage, was die Tests ergeben hätten, antwortete sie: »Eine andere
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