Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Frau. Ich war es nicht.«
Ich zeigte Daisy diesen Nachrichtenartikel und bot ihr freiwillig sämtliche Unterhosen an, die ich seit Sonntag getragen habe. Kalt gab sie zurück, dazu sei es zu spät, sie habe bereits eine »Maschine Weißes« bei sechzig Grad gewaschen.
Donnerstag, 6. September
Habe die Arztpraxis um 8:01 per Fax um einen Termin gebeten. Bekam sofort ein Rückfax von Mrs. Leech, in dem stand, »Termine können nur per Telefon vergeben werden«.
Freitag, 7. September
Mrs. Leech per E-Mail gebeten, sich bereit zu machen, mei nen Anruf um exakt 8:00 entgegenzunehmen. Erhielt um 8:02 per E-Mail Antwort, dass »zu diesem Zeitpunkt« dreißig Anrufer in der Warteschleife seien.
Als ich zur Arbeit kam, ging ich ins Hinterzimmer und rief direkt beim Büro des staatlichen Gesundheitswesens an. Dort sprach ich mit einer freundlichen Frau und zählte ihr meine Symptome auf (häufiges Urinieren, Schmerz beim Wasserlassen, Tropfen beim Wasserlassen und gelegentlich Schmerz im Geschlecht). Ich hörte sie auf einer Tastatur tippen, dann sagte sie: »Sie sollten sofort Ihren Hausarzt aufsuchen.«
Ich erklärte ihr meine Schwierigkeiten bei der Terminvereinbarung. Daraufhin sagte sie mir, ich müsse in die Bereitschaftsdienstpraxis meines örtlichen Krankenhauses gehen. Sie betonte, ich dürfe den Besuch nicht aufschieben. Ich dankte ihr und legte auf. Den ganzen Tag empfand ich eine f urchtbare Beklemmung. Im Medizinregal fand ich einen Pschyrembel und kam nach einer Selbstdiagnose zu dem Schluss, an einer schweren Blaseninfektion zu leiden. Das Buch führt für meine Symptome auch die Diagnose Prostatakrebs, aber Gott sei Dank bin ich dafür zu jung. Wie jeder Trottel weiß, betrifft Prostatakrebs nur sehr alte Männer, und ich werde im kommenden April erst 40.
Ich habe Ja, ich möchte Sex mit dir haben gesucht und schließlich in der Abteilung Jugendbuch-Belletristik gefunden. Als ich Hitesh darauf hinwies, dass es sich um ein Sachbuch handele und eigentlich zum Thema Medizin gehöre, gab er mit der Arroganz der Jugend zurück: »Tut mir leid, Mr. Mole, aber ich dachte, Sex wäre hauptsächlich ein Interessengebiet von Teenagern.«
Hitesh hat gerade eine neue Freundin, ein Mädchen namens Chelsie Hoare, das zum 18. Geburtstag eine Brustvergröße rung geschenkt bekommen hat. Er muss sie heimlich treffen, seine Eltern würden ihn umbringen, wenn sie es erführen.
Ich hatte das Bedürfnis, ihm zu erklären, dass Menschen meines Alters ebenfalls Interesse an Sex haben.
Er zog eine Grimasse.
Der Junge hat noch einiges zu lernen. Immer wieder stellt er Bücher über die Labour Party in die Geschichtsabteilung.
Als ich gerade den Laden abschließen wollte, kam Dr. Pearce mit zwei Einkaufstüten von Mothercare hereingestürmt und wollte die Ausgabe von Ja, ich möchte Sex mit dir haben abholen. Ihre Haare waren ungewaschen, und der zu enge Rock spannte am Bauch. Ich ging ins Hinterzimmer und bemerkte erschrocken, dass sie mir folgte.
»Ach du meine Güte«, sagte sie, »so viele Bücher. Man kann sich hier drin ja kaum bewegen.«
Mit Erleichterung hörte ich von draußen die Ladenklingel, doch zu meiner Bestürzung waren Daisy und Gracie hereingekommen.
Gracie fragte: »Warum stehst du da in der Dunkelheit?«
Ehe ich noch etwas antworten konnte, tauchte Dr. Pearce von hinten auf und meinte: »Vielen Dank für den persönlichen Service. Es werden traurige Zeiten anbrechen, wenn wir unsere unabhängigen Buchläden verlieren.«
Als Dr. Pearce ihre Mothercare-Tüten geholt hatte und gegangen war, fragte ich Daisy, was sie in der Stadt mache. Sie sagte, sie bedauere ihre Vorwürfe von neulich und habe sich überlegt, es wäre doch nett, bei Wayne Wong essen zu gehen. Unglücklicherweise fuhr Dr. Pearce, als wir zu Fuß zum Restaurant liefen, mit dem Auto an uns vorbei, hielt an und sagte: »Ich habe ganz vergessen, Sie zu bitten, Adrian, ob Sie mir auch den Nachfolgeband von Ja, ich möchte Sex mit dir haben bestellen könnten? Ich glaube, er heißt Tut mir leid, ich will keinen Sex mehr mit dir haben .«
In dem Moment wusste ich, dass ich die Stäbchen an die sem Abend und bis auf weiteres nicht betätigen würde. Daisy ließ Gracies Hand los, machte auf dem Absatz kehrt und klackerte auf ihren hohen Absätzen die Straße hinunter.
Tagebuch, niemand hätte mir übel nehmen können, wenn ich trotzdem zu Wayne Wong gegangen wäre. Immerhin hatte ich seit der Mittagspause nur ein Twix zu mir genommen, und ich
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