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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihm.
    Mr. Carlton-Hayes kehrte eine halbe Stunde später zurück und sagte: »Ihre Mutter hat mir ihr Dilemma erklärt, Adrian. Die Vaterschaft Ihrer Schwester hat alle Voraussetzungen einer griechischen Tragödie.«
    Ich sagte: »Meiner Ansicht nach hat es eher etwas von einer französischen Farce.«
    Als ich nach Hause kam, erzählte Daisy mir, dass Mrs. Leech von der Arztpraxis angerufen habe und Dr. Wolfowicz mich dringend sehen wolle. Ich rief sofort zurück, aber die Praxis war schon geschlossen.
    Freitag, 21. September
    Gestern Abend legte Daisy im Bett ihre Arme um mich und sagte: »Ich hoffe, dass morgen alles in Ordnung ist, Aidy.« Es ist Ewigkeiten her, seit sie mich zuletzt Aidy genannt hat. Vielleicht macht sie sich ja Sorgen um mich. Mr. Carlton-Hayes habe ich eine Nachricht auf den AB gesprochen, dass ich heute Morgen nicht zur Arbeit käme.
    Als ich auf das Dorf und Dr. Wolfowicz’ Praxis zulief, schien eine goldene Sonne durch die Baumkronen, und je mand verbrannte irgendwo Laub. Ich stellte fest, dass ich ge nauso viel Angst vor der Begegnung mit Mrs. Leech hatte wie vor meiner Diagnose. Allerdings empfing sie mich mit einem charmanten Lächeln, setzte mich ins Wartezimmer und gab mir sogar einen Stapel einigermaßen neuer Zeitschriften zu lesen. Ihre Fürsorge beunruhigte mich. Hatte sie meine Ergebnisse gesehen? Oder war sie von Dr. Wolfowicz zurechtgewiesen worden, weil sie seine Patienten anbrüllte? Je länger ich wartete, desto nervöser wurde ich. Saß Dr. Wolfowicz in seinem Behandlungszimmer und grübelte, wie er mir die schlechten Neuigkeiten beibringen sollte?
    Als ich endlich hereingerufen wurde, sagte er ohne Umschweife: »Mr. Mole, ich habe Ihre Laborergebnisse bekommen und werde Sie zur weiteren Untersuchung an einen Urologen überweisen.«
    Urplötzlich hatte ich das Gefühl, mein Blut hätte sich in Wasser verwandelt. Ich sah ihm direkt in die Augen, aber er wich meinem Blick aus und wandte sich seinem Computerbildschirm zu.
    »Ich habe an Mr. Tomlinson-Burk im Royal Hospital geschrieben, er ist einer der besten Urologen in den East Midlands.«
    Ich sagte: »Ja, schon, aber was für eine Stellung nimmt er auf den gesamten britischen Inseln ein?«
    Dr. Wolfowicz gab zurück: »Er ist gut, sehr gut. Sie werden in guten Händen sein.«
    »Und wie bald werde ich in guten Händen sein?«, wollte ich wissen.
    »Ich habe ihn gebeten, Sie nächsten Mittwoch in seiner Sprechstunde zu empfangen.«
    Ich nahm mir vor, meinen Anzug in die Reinigung zu bringen. Irgendetwas, vielleicht Mr. Tomlinson-Burks Name, sagte mir, dass legere Kleidung keine passende Aufmachung wäre.
    Auf dem Heimweg ging ich beim Postamt vorbei und kaufte mir noch ein Notizbuch. Mrs. Lewis-Masters stand am Tresen und holte ihre Rente ab. Sie nickte mir zu.
    Wendy Wellbeck meinte: »Das ist schon das dritte Notiz buch innerhalb eines Monats, Mr. Mole. Schreiben Sie das nächste Krieg und Frieden ?«
    Worauf Mrs. Lewis-Masters fragte: »Ach, Sie sind Schriftsteller?«
    Ich erzählte ihr, dass es mir gelungen sei, zwei Bücher zu veröffentlichen.
    »Kenne ich die?«
    »Falls Sie sich nicht für Innereien interessieren, wohl eher nicht«, sagte ich.
    »Innereien«, wiederholte sie. »Ich habe tatsächlich einmal ausschließlich von Innereien gelebt. Kamelhirn wurde als De likatesse geschätzt, als mein Mann und ich durch Nordafrika reisten. Als Ehrengäste servierte man uns nur den besten Teil dieses wertvollen Tieres.«
    Wir verließen das Geschäft zusammen, und aus unerfind lichen Gründen erzählte ich ihr von meinen Prostatabeschwerden. Sie blieb stehen und meinte: »Die Männer der Wüste nannten das den Fluch des alten Mannes. Ihre Behandlungsmethode bestand darin, Umschläge aus Kamel mist um ihre Genitalien zu wickeln.«
    »Und hat das funktioniert?«, fragte ich, als wir unseren Weg wieder aufnahmen.
    »Natürlich nicht. Aber es hat offenbar die Symptome etwas gelindert.«
    Als wir bei ihrem Haus ankamen, fragte ich sie, wie alt es sei.
    »Georgianisch«, antwortete sie und fragte mich, ob ich vielleicht einen Kaffee mit ihr trinken wolle. Ich war neugierig auf das Innere des Hauses, also sagte ich, das würde ich sehr gern. Als wir in den Flur traten, schrubbte eine dicke Frau in Schürze auf Händen und Knien den Fußboden. Mrs. Lewis-Masters sagte: »Mr. Mole, das ist Mrs. Golightly, meine Haushälterin.«
    Mrs. Golightly wuchtete sich auf die Füße und sagte: »Ja, ich hab Mr. Mole schon mal im Bear Inn

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