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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Eine ältere Frau mit einer zerfransten grauen Dauerwelle erklärte einem BBC-Reporter: »Ich habe mein ganzes Leben lang hart gearbeitet, ich geh hier nicht weg, bis ich mein Erspartes aus dieser Bank rausgeholt habe.«
    Der Reporter fragte: »Und wo tun Sie es dann hin?«
    »Unter meine Matratze«, gab sie trotzig zurück.
    Um 23:00 fuhr ich in die Stadt, unterwegs besorgte ich Fish & Chips. Meine Eltern kuschelten sich vor der Bank in ihre Schlafsäcke. Sie waren die Einzigen in der Schlange. Wie die Wilden stürzten sie sich auf das warme Essen.
    »Es geht doch nichts über ein bisschen frische Luft, um den Appetit anzuregen«, stellte mein Vater fest.
    Ich versuchte, sie zu überreden, mit nach Hause zu kommen, aber meine Mutter sagte: »Nicht, bis ich das Geld in meiner Handtasche habe. Was, wenn dein Vater in ein Pflegeheim muss? Wie sollen wir die Kosten aufbringen?«
    Mein Vater zog sich den Schlafsack über den Kopf. »Und wie sollen wir unsere Hälfte der Hypothek abbezahlen, wenn die Bank pleitegeht?«
    Als sie Fisch und Pommes aufgegessen hatten, gab ich jedem von ihnen ein feuchtes Tuch und füllte ihre Thermoskannen auf. »Wo wollt ihr euer Geld denn aufbewahren, wenn ihr den Finanzinstituten nicht traut?«, erkundigte ich mich.
    Sie diskutierten, wohin mit dem Geld.
    Meine Mutter sagte: »Man kann heutzutage Dosen kaufen, die wie Baked Beans von Heinz aussehen, aber innen hohl sind.«
    Voller Staunen über diesen neuerlichen Beweis der technologischen Überlegenheit unseres Landes schüttelte mein Vater den Kopf.
    »Die sind diebstahlsicher«, sagte sie.
    »Außer der Dieb hat Lust auf gebackene Bohnen auf Toast«, sagte ich. »Laut Polizeistatistik bereiten sich vier Prozent aller Einbrecher noch einen kleinen Imbiss zu, bevor sie mit ihrer Beute abziehen.«
    Schließlich gab ich meine Überredungsversuche auf, fuhr ohne die beiden nach Hause und ging ins Bett.
    Dienstag, 18. September
    Gestern Abend hatte Daisy mein Lieblingsmenü gekocht: Als Vorspeise Krabbencocktail, aber ohne das eklige rosa Zeug, dann Lammkarree, Kartoffelpüree und grüne Bohnen mit Bratensaft und Minzsoße. Und als Nachtisch Pfirsich-Pasteten aus frischen Pfirsichen mit dicker Vanillesoße. Dazu tranken wir eine Flasche Rosé, die Daisy im Postamt gekauft hatte. Wie vorauszusehen, schmeckte der Wein grauenhaft, aber das war mir egal.
    Ich schob den Vanillesoßenkrug beiseite und drückte ihre Hand, sie erwiderte den Druck, vielleicht ist unsere Ehe also wieder im Gleis. Wir gingen erst um zwei Uhr ins Bett. Sexueller Kontakt fand nicht statt, aber wir schliefen in Löffelchenstellung ein.
    Mittwoch, 19. September
    Heute habe ich Mr. Carlton-Hayes von meinem Prostataproblem erzählt. Er runzelte die Stirn und sagte: »Das tut mir leid, mein Lieber. Wenn Sie sich eine Zeit lang freinehmen möchten, bitte ich Leslie einzuspringen.«
    Zu meiner großen Bestürzung spürte ich wieder Tränen in den Augen.
    Mr. Carlton-Hayes fuhr fort: »Sie sind ein junger Mann. Es ist unwahrscheinlich, dass bei Ihnen Krebs diagnostiziert wird.« (Was er als »Krebbs« aussprach.)
    Es war das erste Mal, dass jemand das K-Wort laut ausgesprochen hat, obwohl ich seit meinem Arztbesuch an kaum etwas anderes gedacht habe.
    »Aber was, wenn es doch Krebs ist?«, sagte ich. »Ich kann jetzt noch nicht sterben. Ich habe Verantwortung und eine Familie, und ich muss mich um meine Eltern kümmern, sie sind absolut verantwortungslos und könnten ohne meine Hilfe nicht überleben. Und es gibt so viele Orte, an denen ich noch nie war: der Tadsch Mahal, der Grand Canyon, das neue John-Lewis-Kaufhaus, das sie gerade in Leicester bauen.«
    Mr. Carlton-Hayes legte mir die Hand auf die Schulter. »Sollte die Diagnose wirklich die schlimmsten Befürchtungen bestätigen, dann vergessen Sie nicht, dass Sie abgesehen davon gesund sind und die Jugend auf Ihrer Seite haben. Viele Männer werden mithilfe der unterschiedlichen Behandlungsformen wieder vollkommen gesund.«
    »Aber ich kann mich keiner Chemotherapie unterziehen«, sagte ich. »Ich sähe schrecklich aus mit Glatze.«
    Ein Kunde kam herein und fragte nach Krafft-Ebbings Buch über sexuelle Abweichungen. Mr. Carlton-Hayes und ich brauchten gemeinsam zwanzig Minuten, um es zu finden, und dann nahmen wir unser Gespräch nicht wieder auf, weil es Zeit war, nach Hause zu gehen.
    Meine Eltern haben es geschafft, ihre gesamten Ersparnisse abzuheben, wollen aber nicht verraten, wo sie das Geld deponiert haben. Ich

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