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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hoffe, sie haben es nicht in eine falsche Bohnendose gesteckt, denn Einbrecher kennen diesen Trick. Hitesh erzählte mir, dass bei seinen Eltern eingebrochen wurde und die Diebe jede Dose im Vorratschrank mit einem Dosenöffner aufgemacht hätten. Ich fragte ihn, ob sie Geld gefunden hätten.
    »Nein, meine Eltern bewahren unser ganzes Geld in einem Fünfkilosack Basmatireis auf.«
    Donnerstag, 20. September
    Heute Morgen kam ein alter Mann mit einem Trainingsanzug, Turnschuhen in der Größe von Lastkähnen und einem zottigen grauen Pferdeschwanz in den Laden und bat mich, den Wert einer Taschenbucherstausgabe von Harold Robbins’ Die Unersättlichen zu schätzen. Ich erklärte ihm, es gebe überhaupt keinen Wert zu schätzen, und wies darauf hin, dass die Seiten Eselsohren hätten, der Einband zerrissen sei und das Buch insgesamt so aussehe, als hätte jemand Speckscheiben als Lesezeichen verwendet.
    Aufgebracht über diese Antwort vergewisserte sich der Trainingsanzugmann: »Das Ding ist also nix wert?«
    »Nein«, bestätigte ich.
    »Den verlogenen Pisser bring ich um«, sagte er. Dann erklärte er mir, dass er diese »Erstausgabe« im Tausch gegen seine Hilfe beim Umgraben des Gartens seines Schwiegersohns erhalten habe.
    Mir tat der alte Mann leid, deshalb riet ich ihm, nach Hause zu gehen und Die Unersättlichen zu lesen: »Wenigstens hätten Sie dann etwas von der ganzen Sache.«
    Er gab zurück: »Ich kann nicht lesen. Am Anfang hab ich wegen TB in der Schule gefehlt, und später hab ich dann nicht mehr aufgeholt.«
    Ich sagte ihm, es sei niemals zu spät zu lernen, und dass er doch einen Kurs für Erwachsene besuchen könne.
    »Nein, nein«, sagte er. »Einem alten Hund bringt man keine neuen Kunststückchen mehr bei.«
    »Ganz im Gegenteil«, widersprach ich. »Haben Sie etwa noch nie Der Hundeprofi im Fernsehen gesehen? Da bringen sie noch dem widerspenstigsten alten Hund bei, sich zu benehmen und sich auf einem Wettkampfparcours zu bewähren.«
    In dem Moment schneite meine Mutter herein, die sich gerade auf einer Schuhkaufexpedition befand. » Die Unersättlichen «, bemerkte sie. »Ein großartiges Buch.«
    Der alte Mann drückte es ihr in die Hand. »Kannste haben, Kleine.« Mit hängenden Schultern schlurfte er aus dem Laden.
    Meine Mutter wandte sich zu mir. »Wir müssen über Jeremy Kyle reden. Die Redaktion hat sich noch mal bei mir gemeldet, sie sagen, Lucas wird auf jeden Fall in der Sendung auftreten, ob ich nun mitmache oder nicht.«
    »Dann lass ihn doch, allein wird er dämlich aussehen«, sagte ich.
    Sie betrachtete das Buch in ihrer Hand und blätterte ein paar Seiten um, dann meinte sie: »Er wird nicht allein sein. Rosie kommt mit.«
    »Aber ist ihr denn nicht klar, dass Dad das nicht überlebt? Rosie war immer sein Lieblingskind.«
    »Wenigstens hat dein Vater zwei Kinder zur Auswahl. Lucas hat nur …«
    »Rosie«, beendete ich ihren Satz. Ich fragte sie unumwunden, ob sie in der Sendung auftreten wolle.
    Sie drehte Die Unersättlichen um und schien den Klappentext zu lesen. »Das sollte ich, um Rosie zu unterstützen.«
    »Und was ist mit Dad?«, fragte ich.
    »Kannst du ihn nicht an dem Tag, an dem die Sendung ausgestrahlt wird, mit zur Arbeit nehmen?«
    Ich wandte ein, dass die Jeremy Kyle Show dreimal täglich gesendet wird – um 9:30, um 13:30 und dann erneut spätnachts um 1:00.
    Sie sagte: »Ich schlage den Bildschirm mit einem Hammer kaputt, dann kann er es sich nicht ansehen.«
    »Aber Mum, irgendjemand wird es ihm doch zwangsläufig erzählen.«
    »Warum?«, fragte sie. »In letzter Zeit spricht er doch mit niemandem außer der Familie.«
    Ich begriff, dass ich sie nicht abhalten konnte, egal was ich sagte. Da kam Mr. Carlton-Hayes zurück, den jemand um die Schätzung der Büchersammlung seines verstorbenen Vaters gebeten hatte. Er war entzückt, meine Mutter zu sehen, küsste sie dreimal nach französischer Art und sagte ihr, sie sehe »prachtvoll« aus.
    Sie lachte wie ein junges Mädchen. »Laden Sie mich doch auf eine Tasse Kaffee ein! Adrian kann sich um den Laden kümmern.«
    »Nichts würde mir größeres Vergnügen bereiten, meine Liebe«, gab er zurück, und die beiden überließen mich allein einer Horde von Studenten, die plötzlich hereinstürmten und nach gebrauchten Lehrbüchern suchten. Einer von ihnen, ein Amerikanistikstudent, sah Die Unersättlichen auf der Theke liegen und fragte, was es koste.
    »Das gibt es umsonst«, sagte ich und schenkte es

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