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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kleid mit der dazupassenden Jacke.«
    Nachdem sie aufgelegt hatte, sagte ich: »Wenn du so unbedingt ins Fernsehen willst, warum bewirbst du dich dann nicht bei X Factor , dann könntest du auch deinen Helden Simon Cowell kennenlernen.«
    Worauf sie erwiderte: »Früher hab ich in einer Rockband in Norwich gesungen – Pauline and the Potato Heads. Ich hätte berühmt werden können, wenn dein Vater mir nicht im Weg gestanden hätte.«
    Sonntag, 16. September
    Ein trostloser Tag. Feuchtigkeit in der Luft. Mit Gracie einen kurzen Spaziergang im Wald gemacht. Die Blätter fallen schon von den Bäumen, aber noch kein Rascheln unter den Füßen. Hörte Schüsse vom Gelände von Fairfax Hall, woraufhin ich kehrtmachte und zurück nach Hause ging. Nachmittags Gebäck und Kakao. Sendung über Antiquitäten im TV angesehen.
    Daisy und ich haben im selben Bett, aber getrennt geschlafen.
    Montag, 17. September
    Gegen Mittag rief Brett im Buchladen an, um mir mitzuteilen, dass er mit Derivaten (was auch immer das sein mag) schon vor zehn Uhr heute Morgen »einen Riesenreibach gemacht« habe. Er fragte mich, ob ich nicht etwas Geld in einen neuen Hedgefonds, den er gegründet habe, investieren wolle. Ich sagte ihm, ich hätte nicht einmal genug Geld zur Verfügung, um einen anständigen Bratenfond zum Kochen zu kaufen, ganz zu schweigen von den Raten für die Hypothek, Lebensmitteln, Gas und Strom. Außerdem erwähnte ich, dass ich wegen Prostatabeschwerden beim Arzt gewesen und nervös sei, wie die Testresultate ausfallen würden.
    »Du hast absolut Recht, dir Sorgen zu machen«, gab er zurück. »Zwei gute Bekannte von mir sind innerhalb der letzten sechs Monate an Prostatakrebs gestorben. Einer von ihnen hätte mein Trauzeuge sein sollen.«
    Obwohl mich ärgerte, dass das Gespräch sich schon wieder einem anderen Thema als mir zugewandt hatte, fragte ich: »Wann heiratest du denn?«
    »Keine Ahnung«, sagte er. »Hab noch nicht die richtige Frau gefunden. Ich suche nach einer bildschönen, reichen und unabhängigen Frau, die keine Feministin ist.«
    »Die sind relativ dünn gesät, fürchte ich.«
    Worauf er ziemlich pampig sagte: »Glaubst du, das weiß ich nicht? Genau deshalb ist ja auch in nächster Zukunft noch keine Hochzeit vorgesehen.«
    Nigel war nur unwesentlich teilnahmsvoller, als ich ihn nach der Arbeit kurz besuchte.
    Er sagte: »Ich hatte vor ein paar Jahren auch einen Schock in Sachen Prostata. Im Endeffekt stellte sich heraus, dass ich eine Blasenentzündung hatte. War mit Antibiotika leicht zu beheben, also heul nicht in der Gegend rum, dass deine Zeit abgelaufen ist, Moley.« Dann lenkte er das Gespräch auf seinen Haushaltshilfehund. »Wir wissen nicht, wie wir ihn nennen sollen. Graham kann er nicht das Wasser reichen, er ist so ein faules Stück. Heute Morgen wollte er nicht aufstehen, um dem Paketboten die Tür aufzumachen, was bedeutet, dass ich mich nachher extra zur Post schleppen muss, um das Scheißding abzuholen. Außer natürlich, du könntest gehen, Moley?«
    Nach einigem Herumtasten auf dem Küchentisch fand er die Benachrichtigungskarte und reichte sie mir. Es blieb mir nichts anderes übrig, als sein Paket abzuholen. Als ich ihn fragte, was darin sei, antwortete er: »Bettwäsche mit den dazupassenden Vorhängen von QVC.«
    Ich steckte mir die Karte in die Tasche und ging los. Der Haushaltshilfehund brachte mich zur Tür. Mit dem Köter wird es garantiert noch Ärger geben. Auf mich wirkt das Tier eingeschnappt, und es hat so eine Märtyrerhaltung.
    Sobald ich zu Hause war, kam Daisy mir entgegengelaufen und berichtete, dass meine Eltern in die Stadt gefahren seien, um sich vor der Northern-Rock-Filiale in der Horsefair Street anzustellen und morgen früh sofort ihr Erspartes abzuheben.
    Ich sagte: »Sie können doch unmöglich die ganze Nacht dort anstehen. Sie werden erfrieren.«
    »Sie haben Schlafsäcke und Thermoskannen dabei, und ich habe ihnen angeboten, dass du ihnen die Kannen heute Nacht noch mal auffüllst.«
    »Aber warum haben sie es so eilig? Können sie nicht bis zum Wochenende warten?«
    Daisy meinte: »Du hast wohl die Nachrichten nicht gesehen? Northern Rock ist pleite.«
    »Ausgeschlossen. Diese Bank ist unerschütterlich, ein Fels in der Brandung sozusagen.«
    Wir schalteten die Nachrichten im Fernsehen ein und sahen lange Schlangen von Menschen, hauptsächlich Rentner, vor einer Northern-Rock-Filiale in der Londoner City. Der Klappstuhl-Thermoskannen-Quotient war hoch.

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