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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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was?«
    Im alten Haus im Wisteria Walk haben Zigeuner einmal seine Einfahrt asphaltiert, während er nicht zu Hause war, und wollten ihm dafür 1 000 Pfund in Rechnung stellen. Er war schon dabei, den Scheck auszustellen, als meine Mutter nach Hause kam und ihn daran erinnerte, dass er gar kein Geld auf der Bank habe. Die Zigeuner rächten sich, indem sie einen Haufen Teer auf das Ende der Einfahrt kippten, so dass er mit dem Auto nicht mehr herauskam.
    Montag, 15. Oktober
    Es strengte mich heute sehr an, mit dem Fahrrad zum Buchladen zu fahren. In stillen Momenten versuchte ich, ein paar Szenen für Pest! zu schreiben. Meine Muse hat mich allerdings im Stich gelassen, und mir wurde klar, dass ich das Stück nicht im Alleingang auf die Bühne bringen kann. Also schrieb ich an den Pfarrer in seiner Rolle als Vorsitzender der Mangold Parva Players.
    Lieber Simon,
    mit großem Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass ich wegen gesundheitlicher Probleme nicht mehr in der Lage bin, unser Stück Pest! zu verfassen, zu inszenieren und zu produzieren. Mir ist bewusst, dass das ein ziemlicher Schlag für Sie sein muss, aber mir wurde zugetragen, dass es Bestrebungen gibt, Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat aufzuführen, was vielleicht auch passender für eine kirchliche Theatergruppe ist.
    Damit verbleibe ich Ihr bescheidener und ergebener Diener
    A. A. Mole
    PS: Sind auf Ihrem Friedhof noch freie Familiengräber verfügbar, an einer Stelle, die nicht vom Kindergarten aus einsichtig ist?
    Dienstag, 16. Oktober
    Habe heute per Post einen Termin erhalten. Morgen um zehn Uhr fünfzehn bin ich beim Onkologen im Royal Hospital.
    Mittwoch, 17. Oktober
    Meine Onkologin heißt Dr. Sophia Rubik.
    Ich fragte: »Rubik? Wie der Zauberwürfel?«
    »Ja«, seufzte sie, »wie der bescheuerte Würfel.« Sie bat mich, mich zu setzen, und fragte, welche Anrede ich vorziehen würde.
    Es folgte eine kleine Verwirrung – ich hatte »ausziehen« statt »vorziehen« verstanden, erhob mich und öffnete meine Gürtelschnalle –, aber als wir das geklärt hatten, sagte ich: »Nennen Sie mich Adrian.«
    Um ehrlich zu sein, liebes Tagebuch, konnte ich mich nicht vernünftig konzentrieren, während sie über geeignete Be handlungsmethoden sprach. Ich dachte an den Tag, als mein Vater meinen Zauberwürfel in den Kanal warf, als ich einmal mit ihm beim Angeln war. Er behauptete, das ständige Knacken verscheuche die Fische. Aber ein paar der Optionen muss ich wohl trotzdem mitbekommen haben: die soge nannte Watch-and-Wait-Strategie, Bestrahlung, implantierte radioaktive Kapseln, Operation, Hochintensiver Fokussierter Ultraschall und Photodynamische Therapie.
    Ich geriet leicht in Panik, wie früher bei Woolworth an der Süßigkeitentheke zum Selbst-Zusammenstellen. Daher fragte ich sie, welche Behandlung sie empfehle.
    Mit ihrem angenehmen nordenglischen Akzent sagte sie: »Das entscheiden wir gemeinsam, Adrian.«
    »Aber ich bin gar nicht qualifiziert. Ich hatte nur eine Drei in Biologie«, wandte ich ein.
    »Es ist aber weit besser, wenn unsere Patienten sich beteiligen. Wir haben festgestellt, dass Patienten, die die Kontrolle über ihre Krankheit übernehmen, eine günstigere Prognose haben.«
    »Na gut, welche Methode ist am wenigsten schmerzhaft?«, fragte ich.
    »Keine davon ist schmerzhaft, Adrian, wobei das wohl auch von Ihrer Schmerzempfindlichkeit abhängt. Aber manche sind unangenehm und haben unerfreuliche Nebenwirkungen.«
    »Welche Behandlung hat die wenigsten unangenehmen Nebenwirkungen?«
    »Das Watch and Wait, würde ich mal sagen, also genaues Beobachten und Abwarten. In Ihrem Fall allerdings können wir das nicht tun. Sie müssen behandelt werden, und zwar in den nächsten Wochen. Ihr PSA-Wert ist höher, als mir lieb ist.«
    »Was genau ist eigentlich dieses PSA?«
    »Prostataspezifisches Antigen«, rasselte sie herunter. »Ein Enzym, das der Verflüssigung Ihres Spermas dient und wichtig für eine gesunde Sexualfunktion ist.«
    Sie gab mir eine Broschüre. »Lesen Sie sich das bitte durch und besprechen Sie es mit Ihrer Familie, und davon ausgehend machen wir dann weiter.«
    Ich setzte mich ins Wartezimmer, um meine Gedanken zu sammeln, und hörte einen älteren Mann zu seiner Frau sagen: »Eine Prostataoperation würde ich für alles Geld der Welt nicht noch mal machen lassen.«
    Auf dem Rückweg strich ich »Operation« im Geiste von der Liste der Optionen.
    Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte die

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