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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Behandlungsmöglichkeiten nicht mit meiner Familie diskutiert, als ich nach Hause kam. Jeder hatte eine andere Meinung, was das Beste für mich wäre.
    Daisy sagte, während sie die Broschüre durchblätterte: »Ist es nicht eigentlich die Aufgabe des bescheuerten Arztes, sich für eine Behandlung zu entscheiden? Ich meine, wir sprechen hier immerhin von Krebs .«
    »Mir wäre es lieber, du würdest dieses Wort nicht benutzen, Daisy«, sagte meine Mutter.
    Welches Wort, wollte Daisy wissen.
    »Du weißt schon«, sagte meine Mutter. »Das mit K.«
    »Krebs?«, fragte Daisy.
    » Bitte . Nicht schon wieder.«
    »Aber genau das ist es doch«, entgegnete Daisy. »Es bringt doch nichts, um den heißen Brei herumzureden, oder?«
    »Als ich ein Kind war, haben wir es noch ›Geschwulst‹ genannt«, sagte mein Vater, bei der Erinnerung versonnen lächelnd.
    Donnerstag, 18. Oktober
    Daisy bot an, mich heute ins Krankenhaus zu begleiten. Ich sagte ihr, ich würde das lieber allein durchstehen. Allerdings hatte ich erwartet, dass sie darauf bestehen würde, und war verletzt, als sie es nicht tat.
    Da ich Tätowierungen nicht gutheiße, war ich nicht gerade begeistert, als Dr. Rubik mir erklärte, bei der von mir gewählten äußerlichen Bestrahlung bräuchte ich eine Tätowierung über der Stelle, an der mein Tumor sitzt. Wer wird es stechen? Muss ich dazu in ein Tattoo-Studio gehen?
    »Ein Radiologe wird Ihre Daten zusammentragen und errechnen, auf welche Stelle genau die Strahlen gerichtet werden müssen«, sagte Dr. Rubik. »Ehe Sie tätowiert werden, sollten Sie sich da unten vielleicht ein bisschen zurechtmachen.«
    Zu Hause fragte ich Daisy, was Dr. Rubik ihrer Meinung nach mit »sich da unten ein bisschen zurechtmachen« gemeint hatte.
    Daisy erschauerte und sagte: »Ich tippe mal, dass es was mit Schamhaaren zu tun hat – im Sinne von ›weg damit‹.« Als ich sie um praktischen Rat bitten wollte, fiel sie mir ins Wort: »Sorry, bei dem Gespräch muss ich mich ausklinken. Schamhaare kann ich nicht.«
    Das stimmt, Tagebuch. Sie hat einmal eine dreijährige Beziehung beendet, weil sie ein einzelnes Schamhaar ihres Freundes in ihre Chanel-Seife geklebt fand.
    Mit einem Rasierer und einem Kosmetikspiegel machte ich mich ans Werk. Ich muss sagen, mir gefällt der Look ganz gut. Daisy sagt, man nennt das »Brazilian«.
    Freitag, 19. Oktober
    Mr. Carlton-Hayes hat netterweise das Große Handbuch zur Überwindung von Prostatakrebs, Prostatitis und BPH von Dr. Peter Scardino bestellt. »Meines Wissens hat es einen sehr guten Ruf«, meinte er, als er es mir gab. »Wie auch Pros tatakrebs von Prof. Jane Plant, was allerdings wesentlich handlicher ist.«
    Samstag, 20. Oktober
    Meine Mutter hat einen Termin für einen Auftritt in der Jeremy Kyle Show vereinbart. Als hätte ich nicht schon genug um die Ohren. Außerdem hat Glenn nächsten Monat Heimaturlaub. Auf seiner Facebook-Seite habe ich gelesen, dass er gestern in einem Patrouillenfahrzeug saß, das um ein Haar Opfer eines Sprengstoffanschlags geworden wäre. Allerdings stand ein Kind in der Nähe, das bei der Explosion sämtliche Finger einer Hand verlor. Glenns Patrouille hat das Kind sofort in eine Krankenstation gefahren. Glenn schrieb: »In Afghanistan ist das kein Spaß, an einer Hand keine Finger mehr zu haben. Es gibt keine staatliche Gesundheitsfürsorge, und man braucht zwei Hände, um die Mohnblumen zu ernten, wo sie das Heroin draus machen.«
    Sonntag, 21. Oktober
    Rosie und Mad Dog Jackson sind heute bei meinen Eltern eingetroffen, nachdem sie von ihrem besetzten Haus im Osten von Leeds hierhergetrampt waren. Ein LKW, der Hühner von Schottland nach Plymouth transportiert hat (warum?), hat die beiden an der Anschlussstelle 22, auf dem Rastplatz Leicester Forest East, abgesetzt. Dort haben sie eine alte Dame in einem roten Corsa überredet, sie nach Mangold Parva zu fahren. Die arme Frau fuhr tatsächlich noch unsere Auffahrt mit den vielen Schlaglöchern hoch und brachte die beiden bis vor die Haustür des Schweinestalls meiner Eltern. Sofort rannte meine Mutter ihnen entgegen und begrüßte alle und fühlte sich verpflichtet, die alte Dame auf eine Tasse Tee hereinzubitten. Sie bereute die Einladung schon bald, da Mrs. Pearl ihren Hut absetzte und alle zu Tode langweilte, indem sie von ihrem Besuch in Derby bei ihrem Sohn und der Schwiegertochter berichtete.
    Schließlich hielt mein Vater es nicht mehr aus und sagte: »Sie sollten jetzt lieber aufbrechen, Mrs.

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