Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
dem Namen Steve Hardwick erkundigte ich mich im Forum, ob Impotenz nach einer äußerlichen Bestrahlung unausweichlich sei, und fügte hinzu: »Ich bin jung, noch keine vierzig.«
Eine halbe Stunde lang machte ich mich im Laden zu schaffen, dann setzte ich mich wieder an den Computer. Ein Clive hatte geschrieben:
Willkommen in unserem Forum, Steve. Nein, Impotenz ist nicht unausweichlich. Mit Unterstützung meiner Frau Cath habe ich inzwischen Wege gefunden, ein befriedigendes Sexleben zu führen. Also nicht verzweifeln, halt die Ohren steif!
Ich antwortete:
Vielen Dank, Clive. Du hast wirklich Glück, eine so verständnisvolle und liebevolle Frau zu haben. Meine ist ungeduldig und aufbrausend (sie ist Halbmexikanerin).
Clive antwortete fast sofort:
Steve, deine Frau klingt toll. Vielleicht könnten Cath und ich uns mal mit euch auf einen Vierer treffen. Was hältst du davon? Natürlich würden wir warten, bis deine Bestrahlung beendet ist. Hast du Bilder von deiner hübschen Señora? Würde mich nicht stören, wenn sie halb oder auch ganz nackt wäre. Cath und ich sind aufgeschlossene Rentner. Hoffe, bald von dir zu hören. Wir wohnen in Frisby-on-the-Wreak in Leicestershire, aber mit unseren kostenlosen Busfahrkarten ist die Entfernung kein Problem. Grüße, Clive.
Ich hörte Bernards Stimme im Laden und fuhr den Computer herunter. Seine Bierfahne konnte ich aus drei Metern Entfernung riechen. Ich zog eine Rolle Polo-Minzbonbons aus der Tasche und gab ihm eines mit den Worten: »Hier, das macht den Atem frisch, Bernard.«
Er erschauerte beim Anblick der Pfefferminzkringel. »Kommt nicht infrage, mein junger Herr. Ich hab mir schon mal die Zunge in dem blöden Loch eingeklemmt. Nie wieder.«
Am Nachmittag war fast nichts los. Bernard schlief wieder ein, und Hitesh widmete sich einer sehr professionell aussehenden Maniküre unter Zuhilfenahme einer Papiernagelfeile, eines orangefarbenen Stifts und eines Fläschchens Nagelhautentferner, die er seiner »Männerhandtasche«, wie er es nannte, entnahm. Er bot an, auch meine Nägel in Ordnung zu bringen, aber ich lehnte dankend ab.
Um halb fünf verließ ich den Laden, um Mr. Carlton-Hayes besuchen zu gehen. Aufgeregt erzählte er mir, dass es eine Sendung mit dem Titel Frauenzimmer im Fernsehen gebe. Er sagte: »Da sind fünf Damen mit sehr eigenen Ansichten zu diversen Themen. Sie sind erfrischend freimütig und hinreißend ungehemmt.«
Ich sagte ihm, dass ich einen großen Fehler begangen hätte, als ich Bernard um Hilfe im Laden bat.
»Sie dürfen sich deshalb keine Vorwürfe machen, mein Lieber«, entgegnete Mr. Carlton-Hayes. »Wir müssen das Positive daran sehen – denken Sie nur, wie glücklich Bernard sicherlich darüber ist, gebraucht zu werden.«
Am Montag wird Mr. Carlton-Hayes an den Bandscheiben operiert. Entweder nehmen sie zwei heraus, oder Sie stecken zwei neue hinein. Hab ich vergessen.
Ich berichtete ihm von meiner Bestrahlung.
»Mein Lieber, wenn ich Ihnen diese elende Prozedur abnehmen könnte, würde ich es tun. Ich finde es schrecklich ungerecht von den Göttern, Sie mit einem Leiden zu schlagen, das eigentlich nur alte Männer bekommen sollten.«
Wir sahen uns zusammen Sally Jessy Raphaels Talkshow auf dem kleinen von der Decke hängenden Fernseher an. Ein riesenhafter, dicker schwarzer Mann brüstete sich, siebzehn Kinder mit siebzehn unterschiedlichen Müttern gezeugt zu haben. Sally Jessy, eine alte rothaarige Frau mit Hornbrille, schalt den Mann, er solle doch gefälligst ein Kondom benutzen.
Sein Kommentar dazu lautete: »Bringt doch nix, am Lutscher zu saugen, wenn er eingepackt ist!«
Mr. Carlton-Hayes sagte: »Ach, ich liebe diese Sendung. Sie ist köstlich furchtbar.«
Ich erinnerte ihn daran, dass BBC Radio 4 ab sieben Uhr abends respektable Kultursendungen von sehr gutem Ruf übertrage.
»Sie haben ganz Recht, mich zu tadeln, Adrian. Ich stehe im Bann des Reality-Fernsehens. Davon muss ich mich wieder entwöhnen, ehe ich aus dem Krankenhaus entlassen werde.«
Ich erzählte ihm, dass meine Mutter ebenfalls süchtig nach diesen Sendungen sei.
Auf dem Heimweg nahm ich mir vor, meine Krankheit auszunutzen, um meine Mutter von dem Auftritt in der Jeremy Kyle Show abzubringen. An der Ampel auf der Narborough Road hupte ein Auto hinter mir. Ich drehte mich um, konnte aber in der Dunkelheit nicht erkennen, wer es war. Da ließ Dr. Pearce das Seitenfenster herunter und bedeutete mir, links an den Straßenrand zu fahren.
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